»Killerpilze« begeisterten im Marburger Kulturzentrum KFZ
Marburg (sag). Die »Killerpilze« sind zurück, um dem ganzen Land zu beweisen, dass sie keine Teenie-Band mehr sind. Gesagt, getan: Bei ihrem Konzert am Donnerstagabend im Marburger Kulturzentrum KFZ zeigten Sänger und Gitarrist Jo Halbig, Drummer Fabian Halbig und Gitarrist Maximilian »Mäx« Schlichter, live unterstützt von Benni am Bass, dass in ihnen echte Rocker stecken
Früher als punkiges Gegenstück von »Tokio Hotel« gehandelt, steckt auch heute noch jede Menge Punk in ihnen - weniger in der Attitüde als tatsächlich in der Musik. Das »erwachsene« Rockpublikum muss die »Pilze« allerdings erst noch für sich entdecken.,
Haftet der Band leider zu Unrecht immer noch der Status einer Teenieband an. So war es kaum verwunderlich, dass sich vornehmlich Mädchen im Teenageralter im KFZ eingefunden hatten, einige aufpassende Eltern »versteckten« sich in den hinteren Reihen, der Konzertbeginn war auf 19 Uhr gesetzt.
Sänger Jo allerdings scheint sich für die aktuelle »Komm, komm.com«-Tour zum Ziel gesetzt zu haben, sich das Rocker-Image endgültig zu verdienen. Von der ersten bis zur letzten Sekunde gibt er Vollgas, rennt von einem Ende der Bühne zur anderen, klettert auf Schlagzeug oder Box, macht Hechtsprünge.
Mit Rockkrachern wie »Boom«, »Alles kaputt« hielten sie ihre Fans in Bewegung. Auch die Eltern in den hinteren Reihen entkommen Jo Halbig nicht; in dem kleinen Saal sieht er auch den Letzten, der nicht mitklatscht und tanzt. Logisch, dass auch eine Runde Crowdsurfen auf den Händen der Fans für den 21-Jährigen Ehrensache ist. ein bisschen ruhiger können die »Pilze« auch, was sich bei Titeln wie »Marie« oder der älteren Nummer »Am Meer« zeigt. Dass sie sich für vielseitige Musik interessieren, demonstrieren sie mit Coverversionen wie der Punk-Hymne »My Sharona« von »The Knack« oder »Walking on the Moon« von »The Police«. Jo Halbig wechselt dabei auch mal den Look und verbirgt seinen Irokesenhaarschnitt unter einem stilvollen Hut.
Wer das aktuelle Album der »Killerpilze«, »Ein bisschen Zeitgeist« gehört hat, weiß, dass die Band die Teeniethemen lange abgeschüttelt hat und sich auf textlich durchaus niveauvollem und erwachsenem Terrain bewegt. Leider setzten die Bayern bei ihrem Gig im KFZ vor allem auf Lautstärke und harte Gitarren, so dass der Gesang stellenweise unterging und für Nicht-Textkenner wenig oder gar nicht zu verstehen war.
Probleme mit der Stimme taten ein Übriges - nach zwei Wochen auf Tour mit Dauervollgas klingt Jo Halbig nicht mehr ganz so frisch. Die vier Tage Pause über Ostern tun ihm da sicher gut.
Die Fans jedenfalls sind hellauf begeistert und so zieht sich die Schlange von Wartenden nach dem Konzert durch das gesamte Foyer, denn klar, die »Killerpilze« geben Autogramme. Eröffnet hatte den Abend die Wetzlarer Band »Campaign Like Clockwork«.
Die »Killerpilze« hatten die Support-Slots für die Tour über die Musikplattform »regioactive« ausgeschrieben und sich für die außergewöhnliche Truppe aus der Domstadt entschieden. »Campaign like Clockwork« - das ist Alternative Rock, Indie und Pop zugleich. Wohl kaum einer Nachwuchsband gelingt es gleichermaßen, unterschiedlichste Elemente miteinander zu verbinden. Dreckige Coolness à la »The Hives« trifft zuckersüßen Ohrwurmpop im Stile der »Killers«. Eine echte Augenweide dabei bildet Frontmann Rafael Cano García: Auf der Bühne ist er voll in seinem Element, wirkt völlig losgelassen und zuweilen an Starkstrom angeschlossen.