Kelterwiesen-Projekt schlägt Wurzeln

Marburg - Die hessischen Keltereien verzeichnen in den letzten Jahren einen stetigen Rückgang von Kelterobst und greifen deshalb immer öfter auf Importe zurück. Mit dem Rückgang von Obstanbauflächen und extensiv genutzten Streuobstwiesen schwinden auch Lebensräume für zahlreiche Insekten, Vögel und Kleinsäuger. Für dieses Problem bietet der Landkreis Marburg-Biedenkopf mit dem Kelterwiesen-Projekt eine Lösung an.
Insgesamt zwölf Landwirte aus dem Landkreis pflanzen auf eigenen Flächen bis Ende des Jahres rund 750 hochstämmige Apfelbäume. So sollen neue Streuobstwiesen entstehen, die nicht nur den heimischen Keltereien, sondern auch dem Artenschutz zugutekommen sollen. Der Landkreis Marburg-Biedenkopf koordiniert mit seinem Fachbereich Ländlicher Raum und Verbraucherschutz das Projekt, übernimmt die Abwicklung und steht beratend zur Seite.
Einkommen für Familienbetriebe
»Mit dem Kelterwiesen-Projekt beantworten wir Fragen eines wirtschaftlichen und ökologischen Obstanbaus und des Erhalts der Artenvielfalt mit konkreten Möglichkeiten der regionalen Versorgung mit Lebensmitteln und der Schaffung nachhaltiger Einkommensalternativen für landwirtschaftliche Familienbetriebe«, freut sich Landrätin Kirsten Fründt. Das komme nicht zuletzt auch der Vielfalt der Obstsorten selbst zugute.
Zudem fördert in diesem Jahr das Regierungspräsidium Gießen jeden Baum mit 25 Euro aus Mitteln der Hessischen Biodiversitätsstrategie. In den folgenden Jahren erhalten die Landwirte über den Fachbereich Ländlicher Raum und Verbraucherschutz der Kreisverwaltung einen Zuschuss aus dem Hessischen Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen (HALM) für die Pflege und Unterhaltung der Streuobstwiesen.
Prägender Teil der Kulturlandschaft
»Mit dem Kelterwiesen-Projekt gehen der Landkreis gemeinsam mit den beteiligten Landwirten und Verbänden vor Ort mit gutem Beispiel voran und zeigen, was mit Eigeninitiative alles erreicht werden kann«, sagt Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. Das Projekt könne auch als Vorbild für andere Regionen in Mittelhessen dienen und zum Nachmachen motivieren. Die Artenvielfalt - und die Keltereien - dankten es in kurzer Zeit. »Nicht zu vergessen sind die Streuobstwiesen auch ein Erkennungsmerkmal unserer mittelhessischen Region.« Als prägende Bestandteile der Kulturlandschaft hätten sie eine besondere Bedeutung für das Landschaftsbild.
Das Kelterwiesen-Projekt geht zurück auf eine Initiative heimischer Landwirte und der Firma Rapp’s Fruchtsäfte aus Karben zur Stärkung des Kelterobstanbaus. In der Folge entwickelte sich die Projektidee, Kelterobst nicht wie ursprünglichen angedacht in Plantagenform, sondern als Streuobstwiese anzubauen. Zudem konnte zwischenzeitlich auch der Kreisverband für Obst- und Gartenbau für eine Unterstützung des Projektes gewonnen werden. pm