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Keine »Landesmutter«

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Partnerschaft auf Augenhöhe - Tanja Raab-Rhein ist die Ehefrau von Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU). Mit dem Begriff »First Lady« aber fremdelt die Richterin am Landgericht in Frankfurt, wie sie im Interview verrät. © DPA/DEDERT

Ihr Mann ist seit Ende Mai Ministerpräsident. In ihrer neuen Rolle als erste Frau im Bundesland will sich Tanja Raab-Rhein auf ihre eigene Weise einbringen. Ideen dazu hat sie bereits.

Als »Landesmutter« sieht sich Tanja Raab-Rhein nicht. Auch mit dem Begriff »First Lady« fremdelt sie. Sie sei einfach die Frau des hessischen Ministerpräsidenten, sagt die 50-Jährige, die weiter ihrem Beruf nachgeht. Sie ist Vorsitzende Richterin am Landgericht Frankfurt. Dort entscheidet sie Fälle aus dem Bau- und Insolvenzrecht, eine Aufgabe, die sie sehr erfüllt, wie sie erzählt. Dennoch: Dass Ihr Mann Boris Rhein am 31. Mai Nachfolger von Volker Bouffier (CDU) an der Regierungsspitze wurde, hat nicht nur sein Leben schlagartig geändert, sondern auch das seiner Frau und der beiden elf und 19 Jahre alten Söhne.

Bei Terminen

nun mehr gefragt

»Mein Mann ist viel weniger zu Hause, das bedeutet, dass ich mehr machen muss«, sagt die 50-Jährige. Die Familie habe sich die Kandidatur um das Amt gut überlegt. »Wir haben uns dafür entschieden, jetzt stehen wir auch voll hinter ihm.« Alle müssten nun mit anpacken. Die Gartenarbeit, die zuvor ihr Mann erledigt habe, habe der große Sohn übernommen.

Zudem sei sie bei offiziellen Terminen nun mehr gefragt. Dazu kommen Schirmherrschaften, die sie von ihrer Vorgängerin Ursula Bouffier übernommen hat, darunter die Rheuma-Liga Hessen und das Müttergenesungswerk Hessen. Zudem will sie sich für mehr Aufklärung über seltene Krankheiten engagieren. Die Leidensgeschichte eines Verwandten habe ihr gezeigt, wie schwer es sei, eine richtige Diagnose und Hilfe zu erhalten. Nun gehe es darum, mit all den Aufgaben eine gute Balance zu finden, sagt Raab-Rhein.

Mit ihrem Mann verbinde sie eine Partnerschaft auf Augenhöhe: »Wir haben zusammen studiert, wir haben dieselbe Ausbildung genossen.« Ihren Beruf wolle sie auf jeden Fall weiter ausüben, auch nächstes Jahr, wenn der Landtagswahlkampf ansteht. Über Politik werde zuhause viel diskutiert, teils auch sehr kontrovers: »Nur, weil ich Mitglied der CDU bin, heißt das ja nicht, dass ich mit allem einverstanden bin«, sagt die Juristin.

Das Paar lernte sich mit Anfang 20 beim Jura-Studium in Frankfurt kennen. Liebe auf den ersten Blick sei es nicht gewesen, berichtet Raab-Rhein. Ihr heutiger Mann sei in der Jungen Union gewesen. »Er war mir zu konservativ«, erinnert sie sich. Später fand sie ihn dann doch ganz nett und es funkte zwischen beiden unter anderem, als sie herausfanden, dass sie am selben Tag geboren wurden. Inzwischen sind sie seit 22 Jahren verheiratet.

Kampf gegen

Klimawandel

Der Partei ihres Mannes, der CDU, trat Raab-Rhein erst einige Jahre nach dem Kennenlernen bei. Zu wenig sei dort zuvor das Thema Umwelt präsent gewesen, das ihr am Herzen liege. Der Kampf gegen den Klimawandel steht aus Sicht der 50-Jährigen ganz oben auf der politischen Agenda. Das gelte auch für den Wohnungsbau und gleichzeitigen Erhalt freier Flächen sowie die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs. »Öffentliche Verkehrsmittel müssen vorangebracht werden«, sagt Raab-Rhein.

Im Ortsbeirat von Frankfurt-Nieder-Eschbach, wo die Rheins wohnen, ist die 50-Jährige selbst politisch aktiv und setzt sie sich unter anderem für mehr Kinderbetreuungsplätze ein. Zur Erholung ist sie gerne mit Teilzeithund »Emma« unterwegs, einem belgischen Schäferhund, den sich die Familie mit ihrer Mutter teilt.

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