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Kein Ende in Sicht

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Für viele Pflanzen wird die anhaltende Trockenheit zu einem immer größeren Problem. Um dem Wassermangel entgegenzuwirken, der sich auch auf das Trinkwasser auswirken kann, müssen langfristige Lösungen her. © Imago Sportfotodienst GmbH

Offenbach/Lauterbach - Angesichts der anhaltenden Trockenheit ziehen einige hessische Kommunen die Notbremse. Wasserentnahmeverbote aus öffentlichen Gewässern sowie Bewässerungsverbote für Gärten und landwirtschaftliche Betriebe rücken zunehmend auf die Tagesordnung, denn nach einem trockenen Frühjahr ist auch zum Start in den Sommer kein ergiebiger und flächendeckender Regen in Sicht.

Hinzukommen Überlegungen, wie mit immer geringeren Niederschlagsmengen künftig besser gehaushaltet werden kann.

Im Vogelsbergkreis beispielsweise darf bereits seit Wochenbeginn aus Bächen, Flüssen und Seen kein Wasser mehr entnommen werden. Bei Zuwiderhandlungen drohen empfindliche Geldbußen, die im Einzelfall bis zu 100 000 Euro erreichen können. Auch im Landkreis Fulda ist von diesem Mittwoch die Wasserentnahme aus Seen, Flüssen und Bächen ohne Erlaubnis untersagt. Ausgenommen sind unter anderem das Tränken von Vieh sowie das Schöpfen mit Handgefäßen.

Pools nicht mit Trinkwasser füllen

Bereits Mitte Mai hatte die Taunusgemeinde Königstein eine Wasserknappheit erklärt. Diese Woche könnte sich entscheiden, ob gar der Wassernotstand ausgerufen werden muss, wie eine Sprecherin der Stadtverwaltung sagte. Der Tagesverbrauch in Königstein lag den Angaben zufolge schon Mitte Mai deutlich über dem des Vorjahreszeitpunktes und entsprach eher einem Wert an einem heißen Sommertag. Dies sei nur durch die unverhältnismäßige Verwendung von Trinkwasser zur Bewässerung in den Gärten oder zur Befüllung von Pools zu erklären, teilte die Stadtverwaltung mit. Wegen der Knappheit dürfen derzeit in Königstein keine Wege, Rasen- und Grünflächen über 200 Quadratmeter aus dem öffentlichen Trinkwassernetz, sondern nur aus Zisternen oder privaten Brauchwasseranlagen bewässert werden. Es ist außerdem verboten, größere private Schwimmbecken und Zisternen aus der Trinkwasserleitung zu befüllen. Sollte der Trinkwassernotstand ausgerufen werden, gehen die Einschränkungen deutlich weiter.

Kritisch sieht man das Besprengen von Rasenflächen sowie das Befüllen von Gartenpools auch in Darmstadt - vor allem, wenn dafür Trinkwasser genutzt werde, wie es vom Umweltdezernat der südhessischen Stadt hieß. Falls nötig sollte dafür Wasser aus Zisternen verwendet werden.

Man werbe zudem dafür, naturnahe Gärten anzulegen, die auch Trockenperioden besser überstehen. Mit dem Konzept »Schwammstadt« will die Wissenschaftsstadt zudem dazu beitragen, dass Regenwasser versickern kann - durch die Entsiegelung befestigter Flächen, die Anlage von Mulden und Regenrückhaltesystemen sowie durch Dach- und Fassadenbegrünung. Bei neuen Bauvorhaben werde eine umfassende Regenwasserbewirtschaftung gefordert, damit die Niederschläge auf dem jeweiligen Grundstück versickern könnten, erläuterte die Stadt.

In Kassel erwartet man bei der Trinkwasserversorgung aktuell keine Probleme. »Wir beobachten die Pegelstände der Tiefbrunnen, aus denen wir einen Großteil unseres Trinkwassers gewinnen, genau. Zum Teil sind Grenzwerte an einzelnen Pegeln gesetzt«, teilte die Stadt mit. In Kassel könne Wasser aus unterschiedlichen Ressourcen gewonnen und verteilt werden. Die Wasserknappheit zeige sich seit einigen Jahren dadurch, dass Bäume gewässert werden müssten.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) rechnet derweil nach einem Zwischenhoch ab Mittwoch und Donnerstag mit schwülem Wetter mit Schauern und Gewittern in Hessen, die dann örtlich zwar auch zuÜberschwemmungen führen könnten - während aber in Nachbarorten erneut kaum ein Tropfen falle, wie Robert Hausen vom DWD erklärte.

Trockene Sommer dürften sich häufen

»Ein länger andauernder Landregen ist nicht zu erwarten«, sagte Hausen - und das nach einem schon trockenen Frühjahr und obwohl die Sommermonate Juli und August erst noch bevorstehen. Klimaprognosen zeigten zudem, dass sich trockene Sommer in naher Zukunft häufen dürften und Sommermonate mit mehr Regenfällen wie im vergangenen Jahr eher die Ausnahme seien. dpa

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