Neuer Zaun soll Wölfe mit künstlicher Intelligenz vertreiben

Die Ausbreitung des Wolfs bringt einige Probleme für die Weidehaltung, auch in Hessen. Die Uni Gießen entwickelt nun einen Zaun, der Abhilfe schaffen soll.
Gießen – Die deutsche Landwirtschaft steht vor einem großen Konflikt: Die Wiederansiedlung und Ausbreitung des Wolfs stellt eine große Bedrohung für die Weidetiere dar. In Hessen kommt es, laut der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen, immer wieder zu Rissen von Schafen, Ziegen, Kälbern, Ponys und Fohlen. Der hessische Zuchtverband warnte bereits, dass die Risse durch Wölfe noch weiter zunehmen könnten. Doch andererseits bringt die Weidehaltung gegenüber der Stallhaltung viele Vorteile wie Pflege der Naturschutzgebiete, Tierwohl und Hochwasserschutz mit Deichen.
Das neue Forschungsprojekt der JLU will dieses Problem lösen: Ein Weidezaun mit künstlicher Intelligenz (KI) soll künftig Wölfe erkennen und vertreiben. Das System solle Weidetiere schützen und gleichzeitig die Koexistenz von Menschen, Nutztieren und Wölfen fördern. Der „mAInZaun“ solle ebenfalls vor Eindringlingen auf der Weide warnen oder eine undichte Stelle erkennen. Mitte 2024 wird das Projekt nach Angaben der JLU abgeschlossen sein. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) fördere das Forschungsprojekt der JLU und der Universität Bremen in Kooperation mit dem Unternehmen RoFlexs mit rund 1,1 Millionen Euro. Die JLU müsse 500.000 Euro der Kosten selbst tragen.
Hessen: Neuer Zaun der JLU Gießen soll vor Wölfen schützen
Bislang gibt es nach Angaben der JLU noch keinen „wolfssicheren“ Zaun, der die landwirtschaftlichen Ansprüche in Hessen verfolgt. Die üblichen Zäune sind Festzäune, wodurch sie nicht für den Einsatz in Landschaftsschutzgebieten geeignet sind. Elektrozäune wiederum sind bei Dürre oder Frost in ihrer Wirkung eingeschränkt. In Regionen mit besonderen Bedingungen wie Deichen, Naturschutzgebieten und flachgründigen Böden sind zusätzliche Sicherungen durch Pfähle oder Untergrabungsschutz nicht möglich.
Wolfszäune sind für wild lebende Tiere hinderlich, weil sie sich nicht frei bewegen können – das schränkt die Futtersuche und ihre genetische Vielfalt ein. Herdenschutzhunde wiederum sind der Haltung sehr teuer, gleichzeitig kann es zu Konflikten mit Hunden und Menschen kommen. Auch der permanente Einsatz von Schäfern ist nicht umsetzbar. Pro Herde müsse es mindestens drei Menschen geben, so die JLU. Der „mAInZaun“ könne jedoch ohne klassischen Zaun als mechanische Sperre zusätzliche Anwendungsgebiete auch in unwegsamen Regionen erschließen.
KI-Zaun der Uni Gießen soll Wölfe abwehren
Was ist also die Lösung, an der die Uni Gießen forscht? Das „mAInZaun“-Projekt will einen Zaun entwickeln, der mittels der KI und Sensoren die Annäherung von Wölfen erkennt und Maßnahmen zur Abwehr einführt. Die JLU erforscht, wie das genau aussehen soll: „Unser Ansatz ist es, mit variierenden Stimuli – akustisch, olfaktorisch, und visuell – zu arbeiten“, sagt die Verhaltensforscherin Prof. Dr. Uta König von Borstel, Professorin für Tierhaltung und Haltungsbiologie an der JLU. „Wenn ein Individuum zum zweiten Mal von einem unserer Zäune erkannt wird, werden bei diesem Mal andere Vergrämungsstimuli eingesetzt als beim ersten Mal, um die Gefahr der Gewöhnung zu reduzieren.“
Kürzlich wurde erstmals Nachwuchs bei hessischen Wölfen nachgewiesen. (Ares Abasi)