„Besorgniserregend“- In Hessen sind so viele Arbeitnehmer krank wie seit 25 Jahren nicht
Die Fehltage im Job sind 2022 auf ein Rekordhoch gestiegen. Aber nicht Corona lässt die Zahlen nach oben schnellen. Die hessische DAK-Chefin sieht darin einen „Weckruf für die Wirtschaft“.
Frankfurt - Die krankheitsbedingten Fehltage im Job haben in Hessen im Jahr 2022 ein Rekordniveau erreicht. Der Krankenstand war so hoch, wie seit 25 Jahren nicht mehr - das berichtet die Krankenkasse DAK. Sie hatte die Krankschreibungen von 266.000 erwerbstätigen Mitgliedern analysieren lassen. Das Ergebnis: Im Vergleich zum Jahr 2021 sei der Krankenstand um 1,6 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent gestiegen. Das bedeutet, dass an jedem Tag des vergangenen Jahres 56 von 1000 Beschäftigten krankgeschrieben waren. Das ist ein Anstieg von 41 Prozent gegenüber 2021.

Mehr Fehltage: Corona-Erkrankungen nicht top-Ursache
Im Jahr 2022 hatten DAK-versicherte Erwerbstätige im Durchschnitt knapp sechs krankheitsbedingte Fehltage mehr als noch 2021, so die DAK. Corona-Erkrankungen seien dafür jedoch nicht ursächlich gewesen. Die meisten Ausfälle seien durch Atemwegserkrankungen wie Erkältungen und Bronchitis verursacht worden. Diese hätten stark zugenommen. Sie verzeichneten ein Plus von 174 Prozent.
Außerdem seien Rückenleiden und Depressionen häufige Gründe für Job-Ausfälle, so das Ergebnis der Analyse. „Der hohe Krankenstand in Hessen ist besorgniserregend und sollte ein Weckruf für die Wirtschaft sein“, sagte Britta Dalhoff, Leiterin der DAK-Landesvertretung in Hessen.

Fehltage im Job: Deutschlandweiter Rekordstand
Deutschlandweit sei der Trend ähnlich, so das Ergebnis der DAK. Die Analyse der Daten von 2,4 Millionen DAK-versicherten Erwerbstätigen habe ergeben, dass im Jahr 2022 zwei Drittel mindestens einmal krankgeschrieben gewesen seien, 2021 seien es hingegen nur knapp 43 Prozent gewesen.
Ein Fünftel der Fehltage im Job seien auf Atemwegserkrankungen zurückzuführen gewesen, wohingegen dies im Vorjahr nur bei einem Zehntel der Fall gewesen sei. Die Branche mit den höchsten krankheitsbedingten Ausfällen ist nach DAK-Analyse das Gesundheitswesen mit einem Krankenstand von 6,4 Prozent. Und auch andere Krankenkassen wie die TK stellen deutschlandweit Höchstwerte bei krankheitsbedingten Fehltagen fest.
Fehltage im Job: Trendumkehr gegenüber Vorjahr
Die Rekordwerte im Krankenstand im Jahr 2022 sind besonders auffällig, da die krankheitsbedingten Fehltage im Jahr 2021 eher rückläufig gewesen waren. Ursache waren die Corona-Schutzmaßnahmen gewesen. So hatte die Analyse der DAK für das vorletzte Jahr einen leichten Rückgang von Fehltagen festgestellt. Vor allem Ausfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen waren damals stark gesunken. (kasa)