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82 Handy-Verträge ergaunert - 90 000 Euro Sachschaden

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Alsfeld (jol). Er nahm die Taten der ganzen Sippe auf die nicht mal so breiten Schultern, der 32-jährige Ionel M., der kürzlich am Alsfelder Amtsgericht eine zweijährige Bewährungsstrafe abholte. Ganz allein stand der vierfache Vater dafür ein, dass mehrere Beteiligte in der Zeit zwischen 2004 und Ende 2006 hinweg unter falschen Namen 82 Handy-Verträge abschlossen und munter telefonierten - auf die 90 000 Euro für Handys und Gesprächsgebühren warten die Telefongesellschaften noch heute.

Alsfeld (jol). Er nahm die Taten der ganzen Sippe auf die nicht mal so breiten Schultern, der 32-jährige Ionel M., der kürzlich am Alsfelder Amtsgericht eine zweijährige Bewährungsstrafe abholte. Ganz allein stand der vierfache Vater dafür ein, dass mehrere Beteiligte in der Zeit zwischen 2004 und Ende 2006 hinweg unter falschen Namen 82 Handy-Verträge abschlossen und munter telefonierten - auf die 90 000 Euro für Handys und Gesprächsgebühren warten die Telefongesellschaften noch heute. Fassungslos zeigte sich die Richterin über die laxen Kontrollen beim Vertragsabschluss. Auch mit miserabel gefälschten Papieren konnten problemlos Handy-Verträge geschlossen werden.

Auf Anraten seines Anwalts gab der Frankfurter vor dem Schöffengericht alle Taten zu und schwieg über die Mittäter. Die recht milde Strafe für den gewerbsmäßigen Betrug ist Ergebnis einer Absprache von Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht. Wenn er gesteht, erspart er eine langwierige Verfahrensdauer mit vielen unbekannten Zeugen. Da er so dem Gericht viel Zeit ersparte, bekam er die Strafe am unteren ende des Möglichen - eben zwei Jahre Haft, die er dann nicht antreten muss, wenn er binnen drei Jahren straffrei bleibt.

Das eigentlich Spannende an der kurzen Gerichtsverhandlung war die Beschreibung, was geschehen ist - da blieb nicht viel Platz für Gaunerromantik. Von März 2004 bis November 2006 haben verschiedene Menschen mit meist rumänischen Ausweisen die 82 Handyverträge geschlossen, Handys und SIM-Karten entgegen genommen und in jedem Fall fleißig telefoniert. Die einzelnen Beträge beliefen sich auf 2053, 475 oder auch 3446 Euro. Die Kripo fand bei Ionel M. eine Plastiktüte mit meist rumänischen Ausweisen und beschlagnahmte das Tatfahrzeug, einen VW Passat. Die Vorsitzende Richterin wollte natürlich wissen, wie es zu den Taten gekommen ist.

Doch da gab sich der Verteidiger des 32-Jährigen schmallippig. Es funktioniert nur, wenn andere das mittragen. Er gab den Handy-Verkäufern auch eine gewisse Mitschuld, weil sie nur auf die Umsätze geschaut haben. »Wenn man in wenigen Wochen unter fünf verschiedenen Namen auftaucht, hätte man ja mal genauer hinsehen können«, so der Anwalt. Man habe die »Augen ganz fest zugedrückt«, wohl mit Blick auf Provisionen für die Verträge. Mit Verweis auf die verwendeten Ausweise, zum Teil schlecht manipulierte Kopien eines Passes, meinte die Richterin ebenfalls, dass in den Läden »erschreckend lax kontrolliert wurde«, wer einen Handy-Vertrag haben wollte.

Der ermittelnde Polizeibeamte fügte an, dass das auch an den Kunden liege, die ein Handy schnell kaufen wollen, um dann gleich vor dem Geschäft damit zu telefonieren. Allerdings haben die Betrüger auch ergaunerte Bankkarten genutzt, um an Handys und SIM-Karten zu kommen. Staatsanwältin und Verteidiger waren sich im Strafmaß einig, als Einzelstrafen für gewerbsmäßigen Betrug setzten sie sechs und acht Monate pro Tat an. In der Summe seien zwei Jahre auf Bewährung angemessen. Dazu kommt eine Geldauflage von 1000 Euro, die den arbeitslosen Frankfurter schmerzen dürfte. Immerhin haben seine Lebensgefährtin und er vier Kinder, zwei sind wegen einer Stoffwechselstörung schwer behindert. Die Richterin warnte ihn, dass bei der nächsten Straftat eine Gefängnisstrafe droht, die Bewährung schwebt nun wie ein Damoklesschwert über ihm.

»Erschreckend« fand sie die schlechten Kontrollen bei der Vergabe solcher Handyverträge - »die Folgen tragen die ehrlichen Kunden mit«.

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