Mut und Geschick der Nachwuchsautoren wurden belohnt Jugend-Literaturpreis: Die Sieger
Friedberg/Gießen (jw). Wer eine Geschichte erzählt, und mag sie in noch so ferner Vergangenheit an noch so fernen Orten spielen, der gibt stets etwas von sich selbst preis
Friedberg/Gießen (jw). Wer eine Geschichte erzählt, und mag sie in noch so ferner Vergangenheit an noch so fernen Orten spielen, der gibt stets etwas von sich selbst preis. Das erfordert Mut, und dieser Mut und das Geschick, spannend und anschaulich zu erzählen, wurden am vergangenen Donnerstagabend belohnt. Insgesamt 22 Nachwuchsautorinnen und -autoren aus dem Landkreis Gießen, der Wetterau, dem Vogelsbergkreis wurden bei der Siegerehrung des 6. Jugend-Literaturpreises der Ovag im Hauptgebäude des Energieversorgers mit Preisen ausgezeichnet; außerdem wurden mehrere Sonderpreise vergeben. Der erste Preis ging erstmals in den Vogelsberg.
Ann-Kathrin Roth aus Lauterbach-Maar überzeugte die Jury mit ihrer beklemmend realistischen Vietnam-Kriegsgeschichte »Chocolate Covered Napalm«. Auf dem zweiten Platz landete Ann-Sophie Reitz aus Rockenberg mit der Kurzgeschichte »Eiskalt«, der dritte Preis ging an Patrizia Kraft aus Ranstadt für »Der Tattoomacher«. Die Laudatio hielt die FAZ-Literaturchefin und Autorin Felicitas von Lovenberg.
Strahlende Gesichter, Umarmungen und Applaus, begeisterte Gewinner, manche sogar mit Freudentränen in den Augen, Anfeuerungen der Klassenkameraden, gar ein Transparent mit Glückwünschen an eine Teilnehmerin und ein Energieversorger, der viel Energie in die Förderung des literarischen Nachwuchses steckt - die Siegerehrung des Jugend-Literaturpreises war wieder ein Fest der Literatur und »ein Abend der jugendlichen Schriftsteller«, wie es Ovag-Vorstand Rolf Gnadl ausdrückte.
320 Einsendungen gab es, ein Teilnehmerrekord. Der Preis sei nachhaltig im besten Sinne, sagte Gnadl, denn mit der Preisverleihung geht es für die jungen Autoren erst so richtig los: Die 20 Preisträger sowie zwei mit Sonderpreisen ausgezeichnete Schülerinnen nehmen an einem Workshop mit den Schriftstellern Feridun Zaimoglu und Uschi Flacke teil, wo ihre Texte lektoriert werden. Danach werden die Geschichten und Gedichte in einem Buch veröffentlicht, den »Gesammelten Werken«, und die jungen Autoren gehen auf Lesereise, 29 Termine stehen bereits fest.
Der 1. Preis ist mit 800 Euro dotiert, der 2. mit 700 und der 3. mit 600 Euro, dazu gab es die von Ulrike Obenauer geschaffene Literatur-Skulptur und jede Menge Buchpräsente, überreicht von den jeweiligen Bürgermeistern, Stadträten und Schulleitern. Ministerialdirigent Martin Günther vom Hessischen Kultusministerium übermittelte die Grüße der kurzfristig verhinderten Kultusministerin Dorothea Henzler und lobte das »Alleinstellungsmerkmal« des Wettbewerbs.
Als Laudatorin begrüßte Ovag-Vorstand Gnadl die Journalistin und Buchautorin Felicitas von Lovenberg, die jüngst mit einem Jane-Austen-Porträt hervorgetreten war. »Die Texte haben mich überzeugt. Ich habe Bekanntschaften geschlossen, die bereichernd waren«, fasste von Lovenberg ihre Leseeindrücke zusammen. Sie bescheinigte den Texten eine »hohe, beängstigende Intensität«, stolperte aber wie die Jury auch über die vielen Rechtschreibfehler. »Damit habt Ihr’s nicht so.«
Da aller Anfang bekanntlich schwer ist, trug von Lovenberg eine kurze Typologie der ersten Sätze vor. Ihre Beispiele wählte sie aus der Weltliteratur, aber auch aus den Siegerbeiträgen aus. So stand Leonie Mack (Bad Nauheim) neben Johann Wolfgang von Goethe und das »Hotel zur langen Dämmerung« von WZ-Mitarbeiter Michel Kaufmann (Florstadt) neben Leo Tolstois »Anna Karenina«. Eine schöne Wertschätzung für die jungen Autoren. Blumen und Dankesworte gab es für die Jury. Die Berge an Einsendungen gelesen und bewertet haben die Schriftstellerin Uschi Flacke, die Buchhändlerin Josefina Schnorr, Kathleen Kmetsch (Stadtbibliothek Nidda), Tanja Allan-Becker und Andreas Matle (beide Ovag) sowie die Journalisten Martina Valenta (Kreis-Anzeiger), Claudia Kempf (Lauterbacher Anzeiger) und Jürgen Wagner (WZ). Für die Musik sorgte der Chor der Ernst-Ludwig-Schule aus Bad Nauheim unter Leitung von Dorothea Göbler. Französische Volkslieder erklangen, herzenswarm intoniert und in den schönsten Momenten, deren es viele gab, »wie eine sanfte Brise auf dem Meer«.
1. Platz: Ann-Kathrin Roth, Lauterbach-Maar, Alexander-von-Humboldt-Schule, »Chocolate Covered Napalm«; 2. Platz: Ann-Sophie Reitz, Rockenberg, Ernst-Ludwig-Schule (ELS) Bad Nauheim, »Eiskalt« und »Ein Sommer mit Camille«; 3. Platz: Patrizia Kraft, Ranstadt, Gymnasium Nidda, »Der Tattoomacher«. Die weiteren Preisträger in alphabetischer Reihenfolge: Joy Vivian Benner, Bad Nauheim, St.-Lioba-Schule; Johanna Benz, Feldatal-Stumpertenrod, Albert-Schweizer-Schule Alsfeld; Anne Kristin Bönsel, Grebenhain, Studentin, ehemals Alexander-von-Humboldt-Schule Lauterbach; Eva Borchers, Münzenberg, Weidig-Gymnasium Butzbach; Michel Kaufmann, Florstadt, Student, ehemals St.-Lioba-Schule; Philipp Krause, Münzenberg, Weidig-Gymnasium; Manon Korenke, Rosbach, ELS; Leonie Mack, Bad Nauheim, ELS; Sarah Meisinger, Karben, Burggymnasium Friedberg; Julia Pfeifer, Lich, Dietrich-Bonhoeffer-Schule; Benjamin Pizarro, Bad Nauheim, ELS; Daniel Schneider, Heuchelheim, Student, ehemals Herderschule Gießen; Dorothee Schneider, Staufenberg, Studentin, ehemals Clemens-Brentano-Europaschule in Lollar, Christian Sedlak, Karben, Kaiserin-Friedrich-Gymnasium Bad Homburg; Alina Steiner, Büdingen-Düdelsheim, Wolfgang-Ernst-Gymnasium; Sabine Theiß, Nidderau, St.
-Lioba-Schule; Elisa Wächtershäuser, Butzbach-Ebersgöns, ehemals Weidig-Gymnasium. Förderpreise, verbunden mit der Teilnahme am Workshop, gehen an Manuela Dayan und Eileen Satzinger, beide aus Gießen, Pestalozzi-Schule.
Der Karlhans-Frank-Gedächtnispreis für eine herausragende Gruppenarbeit, überreicht von Linde Rabenstein, geht an die Klasse von Susann Zeh-Fiedler von der Pestalozzi-Schule Gießen. Gruppenpreise gehen außerdem für die meisten Einzeleinsendungen an die ELS Bad Nauheim, an die Klasse R 10a der Schrenzerschule Butzbach (Lehrerin Eva Voigt-Hillberger), an die Schreibwerkstatt der Augustinerschule Friedberg (Lehrerin Edith Fabinyi), an die Gesamtschule Gedern für das Projekt »Deutsch als Zweitsprache - Russisch als Muttersprache« (Lehrerin Frenz), an die Klasse 7 der Herzbergschule Kefenrod und an die Klasse 8 bG der Gesamtschule Gedern (Lehrerin Sandra Schwarz). Die Schulen erhalten für jeden prämierten Beitrag 100 Euro für ihre Schulbibliotheken.