Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt
Nürnberg/Frankfurt/Gießen - Ungeachtet erster wirtschaftlicher Auswirkungen des Ukraine-Krieges ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland dank einer Frühjahrsbelebung weiter gesunken. Im März waren 2,362 Millionen Menschen ohne Job, 66 000 weniger als im Februar und 465 000 weniger als im März 2021. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 5,1 Prozent.
»Der Arbeitsmarkt erholt sich weiter«, sagte Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied bei der Bundesagentur, am Donnerstag in Nürnberg. Durch die Lockerungen in der Corona-Politik und die beginnende Frühjahrsbelebung sinke die Arbeitslosigkeit und steige die Beschäftigung. »Folgen des Krieges in der Ukraine zeigen sich in den Arbeitsmarktdaten momentan nur vereinzelt«, betonte er. Man erwarte auch in Zukunft nicht unbedingt eine große Zahl von Entlassungen oder Insolvenzen. Die Kurzarbeit dürfte aber deutlich in die Höhe gehen. Schon wegen der Probleme mit den unterbrochenen Lieferketten könnten Betriebe auch in Deutschland vorübergehend ins Schlingern geraten. Die vermutlich anhaltend hohen Energiekosten und die allgemeine Unsicherheit tun ihr Übriges.
Die Kurzarbeit in Deutschland ist bisher weitgehend stabil. Zwischen 1. und 27. März hätten Betriebe für 113 000 Menschen konjunkturelle Kurzarbeit beantragt. Für den Februar hatte die Bundesagentur über Anzeigen für rund 200 000 Menschen berichtet. Daten zur tatsächlich in Anspruch genommenen Kurzarbeit liegen bis Januar vor. Damals wurde für 654 000 Arbeitnehmer konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt.
In stabiler Verfassung
Auch Hessens Arbeitsmarkt trotzt bislang dem Druck wirtschaftlicher Risiken durch den Ukraine-Krieg. Die Zahl der Arbeitslosen sank im März auch im Bundesland. Zum Stichtag am 14. März waren hier 158 755 Frauen und Männer arbeitslos gemeldet, wie die Regionaldirektion der Arbeitsagentur gestern in Frankfurt berichtete. Das waren 4328 weniger als im Februar und 32 470 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank im Vergleich zum Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent. Im März 2021 lag die Quote noch bei 5,5 Prozent.
»Der hessische Arbeitsmarkt befindet sich aktuell in einer stabilen Verfassung«, erläuterte der Leiter der Regionaldirektion Frank Martin. Mit dem Ukraine-Krieg und möglichen Einschränkungen in der Energieversorgung seien neue Risiken für die deutsche Wirtschaft hinzugekommen. »Bisher hält der Arbeitsmarkt diesem Druck stand.«
Der Rückgang der Arbeitslosigkeit betraf den Angaben zufolge alle betrachteten Personengruppen. Selbst die Zahl der Langzeitarbeitslosen sank deutlich um 7,2 Prozent zum Vorjahr.
Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist weiter hoch. Die Arbeitsagenturen in Hessen weisen rund 52 980 offenen Stellen aus. Zugleich wurden etwa 29 000 Ausbildungsplätze gemeldet, ein Anstieg um acht Prozent zum Vorjahresmonat. Ihnen stehen rund 24 450 junge Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz gegenüber.
Entwicklung schwer absehbar
Der Deutsche Gewerkschaftsbund Hessen-Thüringen forderte, den aus der Ukraine geflohenen Menschen einen möglichst unkomplizierten Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Berufliche Abschlüsse und Qualifikationen müssten schnell anerkannt werden. Die ukrainischen Geflüchteten dürfen dabei nicht zu Beschäftigten zweiter Klasse werden.
Im Bezirk der Agentur für Arbeit Gießen, zu dem die Landkreise Gießen, Wetterau und Vogelsberg gehören, waren im März 15 866 Menschen arbeitslos gemeldet. Im Vormonat waren 502 Personen mehr gemeldet. Die Arbeitslosenquote ging von 4,4 auf 4,2 Prozent zurück. Im März 2021 waren noch 3041 Erwerbslose mehr registriert, die Quote lag damals bei 5,0 Prozent.
Michael Beck, Geschäftsführer Operativ der Arbeitsagentur Gießen, freut sich über den positiven Trend. »Dennoch ist es in der aktuellen Situation schwer, eine Einschätzung zur weiteren Entwicklung zu geben«, sagt er mit Blick auf den Ukraine-Krieg.
Im März haben 633 kurzarbeitende Betriebe in der Region einen Antrag auf Auszahlung von Kurzarbeitergeld bewilligt bekommen. Das waren 33 betroffene Betriebe weniger als im Februar.
Kreis Gießen: Im Kreis Gießen waren im März insgesamt 7335 Menschen erwerbslos gemeldet, das waren 328 Arbeitslose weniger als im Vormonat Februar. Im März 2021 waren es noch 1535 Personen oder mehr. Die Arbeitslosenquote sank von 5,2 auf 5,0 Prozent. Im Vorjahr belief sich die Quote auf 6,0 Prozent.
Wetteraukreis: Im Wetter-aukreis ist die Zahl der Arbeitslosen im März um 158 Personen auf jetzt 6424 gesunken. Im Vorjahresmonat waren 1363 oder 17,5 Prozent mehr Arbeitslose gemeldet. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 auf 3,8 Prozent zurück. (4,6 Prozent im März 2021).
Vogelsbergkreis: 2107 Erwerbslose gab es im März im Vogelsbergkreis. Das waren 16 Personen weniger als im Februar. Im März des Vorjahres waren 143 oder 6,4 Prozent mehr Menschen registriert. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 3,7 Prozent. Im Vorjahr lag die Quote bei 3,9 Prozent. dpa/pm/kan