Erbarmungslose Kälte
Es gibt Kinder, die muss man einfach gern haben. Der zwölfjährige Felix gehört nicht dazu. Erst bedroht er subtil einen Lehrer, damit der ihm eine bessere Note gibt, dann terrorisiert er eine Klassenkameradin. Auch für die ältere Frau, die nach einem Sturz am Boden liegt und um Hilfe bittet, hat er nur einen kalten Blick übrig. Gleich in den ersten Minuten des neuen Frankfurt-»Tatorts« lässt Juri Winkler in der Rolle des Felix vor allem seine Augen und sparsame Mimik sprechen, um sich beim Zuschauer als Soziopath im Kleinformat einzuführen.
Es gibt Kinder, die muss man einfach gern haben. Der zwölfjährige Felix gehört nicht dazu. Erst bedroht er subtil einen Lehrer, damit der ihm eine bessere Note gibt, dann terrorisiert er eine Klassenkameradin. Auch für die ältere Frau, die nach einem Sturz am Boden liegt und um Hilfe bittet, hat er nur einen kalten Blick übrig. Gleich in den ersten Minuten des neuen Frankfurt-»Tatorts« lässt Juri Winkler in der Rolle des Felix vor allem seine Augen und sparsame Mimik sprechen, um sich beim Zuschauer als Soziopath im Kleinformat einzuführen.
Wurzel allen Übels
Schnell wird klar – der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Felix’ Stiefvater, der Sportfunktionär Joachim Voss (Golo Euler), ist ein knallharter Managertyp, der beim Umgang mit Mitarbeitern auf öffentliche Demütigung setzt, stets höchstes Niveau fordert und die Geschäfte eines Sportleistungszentrums mit eiserner Hand führt. Eine Berufung ins Olympische Komitee soll der nächste Karierreschritt sein – da passt der Fund eines toten Jungen in einem Heizungskessel so gar nicht in das Konzept.
»Unter Kriegern« lautet der Titel des neuen »Tatort«-Falls um das Ermittler-Duo Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfram Koch), der morgen um 20.15 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird.
Geradezu militärische Strenge und Disziplin wird auch in der Familie Voss hochgehalten. Die Nummer zwei zu sein, das hat Felix bereits voll verinnerlicht, heißt nur, der erste unter den Verlierern zu sein. Wer schwächer ist, verdient nur Verachtung. So wie seine Mutter Meike (Lina Beckmann), die sich weder gegen ihren Sohn noch gegen ihren Mann behaupten kann und im eigenen Heim wie eine Fremde wirkt.
Fremd war auch Malte Rahmani, der tote Junge, den jemand in einen alten Kessel im Heizungskeller eingesperrt hat. Unter den ganz auf Leistung gedrillten Judokas konnte er körperlich nicht mithalten, von Felix wurde er gepiesackt. Dennoch kam er immer wieder zurück, pflegte eine Freundschaft mit dem mehrfach vorbestraften Hausmeister Sven Brunner (Stefan Konarske).
Zwischen Beziehungsgeflechten des Sportzentrums und der disfunktionalen Familie Voss haben die Kommissare das Gefühl, den Ereignissen immer hinterher zu laufen. Und Malte bleibt nicht der einzige Tote.