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EU einigt sich auf Gewinnabschöpfung gegen hohe Energiepreise

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Von: Sarah Neumeyer

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Die EU hat sich auf ein Notfall-Entlastungspaket geeinigt. Strom- und Mineralölkonzerne müssen übermäßige Gewinne abgeben.
Die EU hat sich auf ein Notfall-Entlastungspaket geeinigt. Strom- und Mineralölkonzerne müssen übermäßige Gewinne abgeben. © Sebastian Gollnow/dpa

Seit Wochen wird in Brüssel nach einer wirksamen Reaktion auf die schwindelerregend hohen Energiepreise gesucht. Nun haben sich die EU-Länder auf einen Kompromiss geeinigt.

Brüssel – Angesichts der steigenden Energiepreise haben sich die EU-Staaten auf Notfallmaßnahmen geeinigt, um Strom zu sparen und Entlastungen zu finanzieren. Die zuständigen Ministerinnen und Minister einigten sich am Freitag (30. September) darauf, dass Energieunternehmen künftig einen Teil ihrer Krisengewinne an den Staat abgeben müssen, wie die tschechische Ratspräsidentschaft mitteilte. Mit diesem Geld sollen Verbraucherinnen und Verbraucher entlastet werden. Die Einigung muss noch formell bestätigt werden.

Da der Gaspreis vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs stark gestiegen ist, ist auch Strom teurer geworden. Das liegt daran, dass der Strompreis durch das teuerste Kraftwerk bestimmt wird, das zur Produktion eingeschaltet wird - derzeit sind das vor allem Gaskraftwerke. Auch Produzenten von billigerem Strom - etwa aus Sonne, Wind, Atomkraft oder Braunkohle - können diesen zu hohen Preisen verkaufen.

Energiekrise: EU beschließt Maßnahmen zur Entlastung

Ihre Einnahmen sollen künftig bei 180 Euro pro Megawattstunde gedeckelt werden, wie Diplomaten bestätigten. Mit dem Überschuss sollen Entlastungen für Bürgerinnen und Bürger finanziert werden. Deutschland hatte eine Einnahmengrenze unterstützt. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte am Rande des Treffens, die Bundesregierung habe sich darauf vorbereitet, und die Umsetzung könne vergleichsweise schnell gehen.

Die Maßnahmen treffen nicht nur die Produzenten von billigem Strom aus erneuerbaren und anderen Quellen, sondern auch Öl-, Kohle- und Gasunternehmen sowie Raffinerien. Sie sollen eine Solidaritätsabgabe von mindestens 33 Prozent auf ihre Übergewinne zahlen. Mit dem Geld sollen ebenfalls Entlastungen für Bürger und Unternehmen finanziert werden.

 EU-Länder sollen Stromverbrauch um 10 Prozent senken

Die Vertreter billigten auch ein verpflichtendes Stromsparziel von fünf Prozent in Zeiten hoher Nachfrage. Dann kostet Strom besonders viel, da teures Gas zur Produktion genutzt werden muss. Insgesamt sollten die EU-Länder ihren Stromverbrauch freiwillig um 10 Prozent senken.

Die Minister wollten auch einen EU-weiten Gaspreisdeckel diskutieren, wie ihn mehr als die Hälfte der EU-Staaten gefordert hat. Dazu sollte es noch keinen Beschluss geben. Deutschland hatte den Vorschlag von Italien, Frankreich, Belgien und anderen Ländern nicht unterstützt und mit der Versorgungssicherheit argumentiert. Habeck warnte, man dürfe es nicht dazu kommen lassen, dass zu wenig Gas nach Europa komme. (sne/dpa)

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