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»Emotionalster Augenblick«

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Wiesbaden/Hanau - Nach dem rassistischen Anschlag in Hanau hat sich die Überbringung der Todesnachrichten an Angehörige nach Aussagen eines Polizisten verzögert. »Wir waren nicht sicher, wie wir vorgehen sollten«, erklärte er am Freitag im Untersuchungsausschuss des Wiesbadener Landtags. Der Beamte war damals für die Information der Familien zuständig gewesen.

Die Angehörigen waren in der Nacht in eine Sporthalle der Polizei in Hanau gebracht worden, dort erhielten sie am Morgen um kurz nach 6 Uhr von dem Polizisten die Todesnachricht. Die Namensliste hatte um 5.15 Uhr vorgelegen.

»Die Halle war dafür nicht geeignet«, sagte der Polizist. So gab es demnach zu wenig Nebenräume, um alle Familien separat unterbringen zu können. Zunächst hatte sich die Polizei dazu entschlossen, die Familien hintereinander für die jeweilige Überbringung der Todesnachricht in einen Raum zu bringen.

Doch bei der ersten Familie stellte der Vater des Ermordeten nach Angaben des Polizisten »viele berechtigte Fragen«. »Das hat zu lange gedauert für die übrigen Familien, die schon unruhig wurden«, sagte er.

Daraufhin sei das Vorgehen geändert und die Angehörigen der weiteren Opfer seien gemeinsam informiert worden. Der Polizist verlas demnach die Namensliste nach den einleitenden Worten: »Sie alle haben einen Angehörigen verloren, was sie zu einer Gemeinschaft macht.« Er berichtete: »Ich habe mir die Wortwahl nicht einfach gemacht und nach den richtigen Worten gesucht. Es war der emotionalste Augenblick in meiner über 30-jährigen Tätigkeit.« dpa

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