Ein Team für Peter Feldmann

Eine Gruppe von sehr unterschiedlichen Frankfurtern setzt sich dafür ein, dass Oberbürgermeister Peter Feldmann im Amt bleibt. Ihr stärkstes Argument: Auch für Feldmann gelte bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung.
Es ist der Herbst, in dem alle gegen Peter Feldmann sind. Die CDU sowieso, die Grünen, FDP und Volt und auch die SPD, die eigene Partei. Die Linke ruft zwar nicht zur Abwahl des Frankfurter Oberbürgermeisters auf, unterstützt ihn aber auch nicht. Peter Feldmann also alleine auf weiter Flur? Nein, denn es gibt das »Team Feldmann«, eine Allianz von Bürgerinnen und Bürgern, die in diesen Tagen die Öffentlichkeit sucht.
Die Zusammensetzung des Teams, dem etwa 20 Personen angehören, ist in höchstem Maße heterogen. Da ist etwa Wilfried Volkmann, einst Stadtelternbeirat, mittlerweile Vorsitzender des Vereins »Eltern für Schule« und Mitglied der Grünen. Seit seine Partei zu Feldmanns Abwahl aufrufe, zahle er nur noch den halben Mitgliedsbeitrag, sagt er.
Oder Barbara Höhfeld, Übersetzerin in Ruhestand. Seit 40 Jahren Mitglied in der SPD. Die Basis sei nicht gefragt worden, ob sich die SPD von Feldmann lossagen wolle, moniert sie. Und zunehmend treffe sie Genossinnen und Genossen, die die Abwahl nicht unterstützten. »Die Stimmung kippt.«
Oder Michael Marquardt, Rechtsanwalt und Steuerberater vom Sachsenhäuser Berg. Von Feldmann »nicht mandatiert«, wie er betont. Dem »klassischen linken Lager« gehöre er nicht an. Aber dass Feldmann vor seiner Wahl im Jahr 2012 die Sorgen der von Fluglärm geplagten Sachsenhäuser ernst genommen habe, dass er dafür eine Stabsstelle eingerichtet habe, das vergesse man dem Oberbürgermeister im Süden Frankfurts nicht.
Oder Annette Ludwig, seit Jahren aktiv im Bündnis »No Fragida«, das rechte Aufmärsche in Frankfurt verhindern will. Sie war viele Jahre bei der Linken, trat dann bei einer Kommunalwahl für Ökolinx ein, suchte sich eine neue politische Heimat bei der SPD und verließ die Partei Ende vergangenen Jahres wieder. Schon damals hatte sie eine »aggressive Stimmung« gegen Feldmann ausgemacht. »Über ihn wird geredet wie über den politischen Gegner.«
Der kleinste gemeinsame Nenner, der diese Gruppe eint, lautet: Feldmann soll Oberbürgermeister bleiben. Weil er sich in sozialen Fragen engagiere, sagt Barbara Höhfeld. Weil er »kein Bussi-Bussi-Oberbürgermeister« sei, sondern sich für die sogenannten kleinen Leute einsetze, sagt Wilfried Volkmann. Weil die Unschuldsvermutung gelte und eine Verurteilung im Korruptionsprozess unwahrscheinlich sei, sagt Michael Marquardt. Weil Feldmann entschieden gegen Privatisierungen von öffentlichen Leistungen vorgehe, sagt Annette Ludwig.
Regelmäßig trifft sich die Gruppe, oft sei auch Feldmann selbst dabei, heißt es. Über die Vorwürfe gegen den Oberbürgermeister geht es in den Runden nie. Überhaupt findet das »Team Feldmann«, der Politiker habe nicht viel falsch gemacht.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft könnten kein Argument für eine Abwahl sein, denn bis zum Urteil habe Feldmann als unschuldig zu gelten. Der Pokalklau nach dem Eintracht-Sieg? »Ich bitte Sie«, sagt Barbara Höhfeld, »wenn er als Stadtoberhaupt den Pokal nimmt und ihn gleich wieder zurückgibt, dann will er sich doch nicht mit fremden Federn schmücken.« Der sexistische Spruch im Flugzeug? Wieder Höhfeld: »Da hat er sich doch vor allem über sich selbst lustig gemacht. Außerdem galt so ein Spruch doch lange als Kompliment.« Michael Marquardt spricht lieber von einem »Altherrenwitz, den er besser bleiben gelassen hätte«. Aber deswegen eine Abwahl? »Lächerlich.«
Aber was kann die Gruppe überhaupt tun für Peter Feldmann? Der Oberbürgermeister hatte ja keine Plakate gewollt. Öffentlichkeit herstellen und im Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder Argumente nennen, beschreibt Volkmann die Pläne.
Zur Wahl wird der größere Teil der Gruppe aber eher nicht gehen. Man hofft darauf, dass das Quorum nicht erreicht wird. Sicher sei das nicht, ist man sich einig, die Anti-Feldmann-Stimmung in der Stadt sei spürbar.
Eines aber ist zumindest für Annette Ludwig klar: Sollte die Abwahl scheitern, dann müsse es Konsequenzen geben, gerade für die Parteivorsitzenden. »Dann müssen alle zurücktreten, die für diesen Irrweg Verantwortung tragen.«