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Ein Kurort startet durch

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Die Zeit genutzt: Bad Endbach hat während der Corona-Pandemie seinen Kurpark modernisiert und hofft, mit neuen Angeboten Stammgäste zurückzugewinnen. FOTO: HHV © Red

Zwei Jahre Corona haben in Hessen deutliche Spuren hinterlassen. Wie sich das Land verändert hat, beleuchten wir in dieser Serie. Diesmal haben wir uns in Bad Endbach umgesehen, einem Kurort, der besonders stark mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen hat, der aber auch neue Ideen entwickelt hat, um wieder aus der Krise herauszufinden.

Als kleine Kommune mit 8000 Einwohnern ist es für uns schon unter normalen Bedingungen herausfordernd, eine Therme zu finanzieren«, betont Bad Endbachs Bürgermeister Julian Schweitzer. »Die Lockdowns haben uns dann aber finanziell so sehr gebeutelt, dass wir geplante Straßen- und Kanalsanierungsarbeiten zurückstellen mussten, um das Haushaltsdefizit aufzufangen«, erklärt der SPD-Politiker. Auch die Sanierung des Dampfbads in der örtlichen Lahn-Dill-Bergland-Therme sei verschoben worden, »weil es die Einnahmen einfach nicht hergeben«, ergänzt Schweitzer.

Das mittelhessische Kneipp-Heilbad mit seinem Rheumazentrum gehört zu den hessischen Kurorten, die von der Corona-Krise am härtesten getroffen wurden, »weil es dort außer den Thermen und Kurkliniken kaum andere Wirtschaftsfaktoren gibt«, erläutert die Geschäftsführerin des Hessischen Heilbäderverbands, Almut Boller. Und der Bürgermeister ergänzt: »Wir haben ja wegen des Kurbetriebs in den vergangenen 60 Jahren bewusst keine größeren Gewerbeflächen ausgewiesen.« Diese Abhängigkeit von den Einnahmen durch die Kurgäste stellt Bad Endbach nun vor große Herausforderungen.

»Unsere Therme ist zu hundert Prozent Gemeindeeigentum. Da schlägt eine Schließung und ein Besucherrückgang eins zu eins auf den Haushalt durch«, gibt Schweitzer zu bedenken. So habe sich das Haushaltsdefizit seiner Gemeinde in den Jahren 2020 und 2021 verdoppelt.

Premiumwandern und Fitness-Parcours

»Inzwischen sind wir mit 65 bis 70 Prozent der Besucherzahlen im Vergleich zum Niveau vor der Pandemie aber wieder auf einem relativ guten Weg«, freut sich der Bürgermeister. Seine Gemeinde habe die Corona-Zeit zudem genutzt, um neue touristische Projekte voranzutreiben, zum Beispiel Premiumwanderwege, die gut markiert sind und einen besonders hohen Erlebniswert aufweisen. Dazu gehört etwa der 16,2 Kilometer lange »Viertälerweg« rund um Bad Endbach. Weitere geplante Strecken sollen im nächsten Jahr fertig werden, berichtet Schweitzer. Zudem sei der Kurpark modernisiert und um einen Fitness-Parcours erweitert worden.

Ein weiteres Projekt, das während der Pandemie entstand, sei der Kultursommer mit Lesungen, Theateraufführungen, Kinovorstellungen und vielem mehr. »Diese Veranstaltungen im Freien soll es auch in Zukunft weiter geben«, kündigt der Bürgermeister an. Schweitzer ist zuversichtlich, schon bald wieder 80 Prozent der früheren Besucherzahlen in seinem Heilbad begrüßen zu können. Dabei vertraut er neben den Neuerungen auch darauf, dass viele Stammgäste wiederkommen, die Bad Endbachs kleine, aber sehr moderne Therme mit ihrer Vier-Sterne-Premiumsaunalandschaft zu schätzen wissen. Das Einzugsgebiet reiche bis ins Rhein-Main- und Ruhrgebiet, erzählt der Politiker.

Und wer sich in den Hotels, Pensionen und Restaurants der Gemeinde einbuchen wolle, profitiere von einer weiteren Errungenschaft durch die Corona-Krise: »Die digitalen Buchungsmöglichkeiten und Social-Media-Auftritte sind erheblich ausgebaut worden«, lobt der Bürgermeister.

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