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Eichelhäher helfen dem Wald

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Delikatesse vom Stehtisch: Ein NABU-Mitarbeiter füllt eine Futterstelle mit Eicheln und Nüssen. Eichelhäher sollen die Eicheln im Wald verteilen. © DPA Deutsche Presseagentur

In hessischen Wäldern bekommen Förster Unterstützung beim Aufforsten - von Vögeln. Das kostet wenig und ist aus Sicht des Naturschutzbundes besser als eine Baumschule. So helfen die schlauen Rabenvögel dabei, den Wald der Zukunft zu gestalten.

Inmitten eines schwer gezeichneten Kiefernwäldchens im Odenwald findet sich ein Stehtisch aus Holz. Er ist reich gedeckt. Für Menschen wäre die dargebotene Speise harte Kost. Für den Eichelhäher ist sie eine Delikatesse und wegen der Tischhöhe sicher vor der Fresskonkurrenz. Tischbau und das Angebot an Eicheln sind allerdings kein Almosen für die klugen Vögel. Sie werden angefüttert und können zugleich einen Beitrag für die Gesundheit der Wälder leisten.

Denn Eichelhäher legen über den Winter Vorräte an. Bis zu 5000 Eicheln versteckt ein einzelnes Tier in einer Saison. Der Vogel kann dabei bis zu zehn Eicheln auf einmal in seinem Hals transportieren. Das Gute aus Sicht des Naturschutzes ist, dass dabei auch mal was schiefgeht. Der Eichelhäher verliert Eicheln beim Transport oder findet nicht alle Vorräte wieder. »Und damit pflanzt er für uns kostenlos Eichen«, sagt Mark Harthun, der NABU-Geschäftsführer Hessen.

Kiloweise Eicheln zum Anfüttern

Damit der Eichelhäher besonders viele Eicheln transportiert und verliert, bauen Forstämter sogenannte Hähertische auf. Darauf werden dann kiloweise Eicheln geschüttet, damit die Vögel mehr Eicheln finden als es im Wald normalerweise gibt. Die Höhe soll verhindern, dass andere Tiere wie Rehe und Wildschweine an die Eicheln kommen.

»Das ist eine ganz tolle Sache«, sagt Harthun über die Tische. Die Methode werde immer häufiger eingesetzt - denn sie bietet nach Worten des Experten nur Vorteile: »Das kostet wenig, der Aufwand ist gering und die Erfolgsquote hoch.« NABU-Experte Harthun sieht noch einen zweiten entscheidenden Vorteil: »Die Pflanzen wachsen besser, wenn sie aus einer Eichel keimen.« Stammen die jungen Eichen aus einer Baumschule, haben sie kurze und eher geballte Wurzeln, kommen sie aus einer Eichel, sind die Wurzeln länger und feiner. Das hat zwei Vorteile: »Zum einen wachsen die jungen Bäumchen besser an, zum anderen kommen sie später besser mit Trockenheit klar.«

»Die Idee ist schon alt«, sagt der Vorsitzende des Kreisverbandes des Naturschutzbundes Darmstadt, Tino Westphal, über die Tische. »Es gab schon vor 100 Jahren Förster, die das genutzt haben.« Auch für den Forst bei Seeheim-Jugenheim ist die Hilfe der Vögel bei einer Aufforstung mit Eichen willkommen. »Die Jungs können das einfach besser.«

Hessen Forst setzt auf Handarbeit

Auch Hessen Forst findet Hähertische eine super Idee, setzt diese Methode aber nicht systematisch bei der Aufforstung ein, wie Sprecherin Michelle Sundermann erklärt. Wenn neue Eichen gesät werden sollen, verlasse man sich eher auf menschliche Handarbeit, damit so wenig wie möglich verloren geht. Man dürfe übrigens nicht irgendwo Eicheln sammeln und auf den Tisch kippen, erklärt Sundermann: Es müssen Eicheln aus genau dem Bestand sein, der dort bereits wächst. Toll seien Hähertische vor allem für die Waldpädagogik und die Öffentlichkeit. Man könne mit Schulklassen Tische bauen und den Kindern die Zusammenarbeit von Tieren und Pflanzen nahebringen.

Hessens Wälder leiden laut Waldzustandsbericht massiv unter den Folgen des Klimawandels. Neun Prozent der Bäume sind stark geschädigt. Bei Eichen sind die Schäden geringer als bei anderen Baumarten. An vielen Stellen, an denen früher Fichten standen, würden heute Eichen gepflanzt oder gesät, sagt Sundermann. Zum einen ist das Ziel, einen vielseitigen Mischwald zu haben, zum anderen sind Eichen trocken- und hitzetoleranter als etwa Fichten.

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