Ehepaar bildet Huskies für Schlittenrennen aus
Sinn (ddp). Die Wege rund um die Hundeschule »Sinner Pfotendorf« sind nur mäßig mit Schnee bedeckt - für einen Schlitten würde es nicht reichen, daher das vierrädrige Gefährt. Die Schlittenhundeschule in Sinn ist eine von fünf in Deutschland, Esther Binnefeld und ihr Mann Marco trainieren hier Huskies - auch für Schlittenhunderennen.
Als Marco Binnefeld das Startsignal gibt, preschen die Hunde los. Man sieht den Tieren nicht an, dass sie gerade ein Gewicht von 500 Kilogramm ziehen. Rusty, Naomi, Viper, Alisha und die anderen vier Huskies laufen leichtfüßig über den verschneiten Weg. »Die haben eine unbändige Kraft. Ein einzelner Husky ist durchaus in der Lage, das Zehnfache seines eigenen Körpergewichtes zu ziehen«, sagt Binnenfeld und deutet auf die Zugleine, die sich sichtbar anspannt. Eine Steuerungsleine gibt es nicht, zum Lenken des Gespanns habe er nur seine Stimme, sagt er und ruft: »Hurry up.« Die Huskies erhöhen das Tempo. »Haw«, ruft Binnefeld, was in der internationalen Sprache der Schlittenführer links bedeutet. Die Hunde gehorchen und biegen links ab.
»Das Gespann ist immer so schnell wie der langsamste Hund«, sagt Binnefeld, der sich als »Musher« bezeichnet. Dieses Wort ist der Fachausdruck für den Lenker eines Schlittenhundegespanns. Das Tachometer des Quads zeigt streckenweise eine Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde an. Der Jogger, an dem das Gespann vorbeizieht, blickt nur einmal kurz auf. »Wir sind hier mittlerweile bekannt, unser Anblick ist für die Leute nichts Ungewöhnliches mehr«, sagt Binnefeld schmunzelnd.
In der Schlittenhundeschule gibt seine Frau Esther seit sechs Jahren das Musher-Wissen an Hundebesitzer weiter. »Wir führen die Huskies dann langsam an das Gespann heran. Das geht auch schon, wenn die Hunde zwischen neun und zehn Monate alt sind«, berichtet die ausgebildete Hundetrainerin. Es dauere unterschiedlich lange, bis sich ein Hund an das Gespann gewöhnt habe. »Die Neuen versuchen anfangs, zu bremsen oder zu überholen. Oder sie erschrecken sich anfangs über den Druck des Geschirrs«, fügt sie hinzu.
Sie sei zwischen Hunden geboren worden, erzählt die 43-Jährige. »Mit 21 Jahren hatte ich meinen ersten eigenen Hund. Ich habe Bücher über Huskies gelesen und mir dann für 800 D-Mark selbst einen gekauft«, sagt sie. »Da war der Virus geweckt. Irgendwann hatte ich sechs Hunde.« Bei einem Schlittenhunderennen habe sie ihren späteren Ehemann kennengelernt. »Wir haben dann zusammengelegt. Dann hatten wir 16 Hunde«, sagt sie lachend. Auch Marco sei schon immer ein Hundenarr gewesen. »1989 bin ich mein erstes Rennen gefahren«, sagt der 39-Jährige. Ihre Hunde, sagen die beiden, seien so etwas wie ihre Kinder.
Neben den 20 Huskies besitzt das Ehepaar auch noch zwei Border Collies. Gerade wird das »Pfotendorf« um ein Gebäude erweitert, denn Esther Binnefeld leitet auch eine Hundepension, zudem bietet sie Welpenkurse und ein Training für Menschen an, die Schwierigkeiten mit ihren Hunden haben. Und wer keine eigenen Huskies hat, kann an einer Schlittenhundetour teilnehmen. »Meine Frau hat hier mit der Schlittenhundeschule einen Traum verwirklicht, den ich schon lange hatte«, sagt Marco Binnefeld, der als Gartengestalter arbeitet. Sie habe das gemeinsame Hobby zum Beruf gemacht.
»Ich habe noch einen Traum«, sagt Marco Binnefeld. Alaska und Kanada seien schon von Norden nach Süden und von Ost nach West mit einem Schlittenhundegespann durchquert worden. »In Deutschland hat das noch nie jemand gemacht«, berichtet der Musher.
Gemeinsam mit einem Freund wolle er sich auf den Weg machen. Marco Binnefeld sagt: »Vielleicht klappt das in zwei Jahren. Es ist halt ein enormer logistischer Aufwand. Und du brauchst die entsprechenden Hunde«, sagt er. Den älteren Hunden aus ihrem Verband, wie die Gruppe der 20 Huskies bezeichnet wird, will er das nicht mehr zumuten: »Ein Husky würde für dich rennen, bis er tot umfällt.«