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»Druck ist unerträglich geworden«

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Das Museum »Fridericianum« ist Ausstellungsort der documenta fifteen. © DPA Deutsche Presseagentur

Kassel/Wiesbaden - Die jüngsten Diskussionen um Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta fifteen in Kassel nehmen einen schärferen Ton an. Während sich die Findungskommission für die Künstlerische Leitung der Weltkunstschau hinter das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa und die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler stellt, hagelt es erneut Kritik vom hessischen Antisemitismusbeauftragten.

»Der von Medien und Politikern auf das gesamte Team der documenta fifteen ausgeübte Druck ist unerträglich geworden«, teilte die achtköpfige Kommission am Donnerstag mit. Das Gremium, zu dem unter anderem der belgische Kunsthistoriker Philippe Pirotte, der britische Museumsdirektor Charles Esche sowie die Gründungsdirektorin des Centre for Contemporary Art in Singapur, Ute Meta Bauer, zählen, wolle mit seiner Stellungnahme dessen harte Arbeit und außerordentliches Engagement verteidigen.

Warnung an Ausstellungsleitung

»Wir lehnen Antisemitismus ebenso ab wie dessen derzeitige Instrumentalisierung, die der Abwehr von Kritik am Staat Israel und seiner derzeitigen Besetzungspolitik palästinensischer Gebiete dient«, betonte das Gremium. Gleichzeitig begrüße es »den Pluralismus der documenta fifteen und die Möglichkeit, erstmals eine solche Vielfalt künstlerischer Stimmen aus der gesamten Welt zu hören«.

Die Künstlerischen Leitungen der documenta werden alle fünf Jahre von der Findungskommission bestimmt. Für die 15. Ausgabe fiel mit Ruangrupa erstmals die Wahl auf ein Künstlerkollektiv.

Die Findungskommission erklärte nun, man stehe, wie auch schon während der gesamten Phase der Entwicklung und Realisierung der Ausstellung, ungebrochen hinter der Entscheidung, Ruangrupa für die Künstlerische Leitung ausgewählt zu haben.

Hessens Antisemitismusbeauftragter Uwe Becker hingegen kritisierte die Kuratoren und die Geschäftsführung der documenta scharf. Sie schienen sich der Dimension ihres Fehlverhaltens nicht bewusst zu sein, sagte er laut Pressemitteilung. Das Expertengremium der documenta sei ganz unmissverständlich zu der sehr klaren Bewertung gekommen, dass die umstrittene Filmreihe mit den Kommentaren der Künstlerinnen und Künstler terrorismusverherrlichende Propaganda sei und sofort gestoppt werden müsse.

Wenn sich die Ausstellungsleitung noch immer weigere, dieser inzwischen auch von den Gesellschaftern erhobenen Forderung nachzukommen, »dann lässt sie vorsätzlich die öffentliche Verbreitung von Terrorismusverherrlichung zu«, erklärte Becker. Er könne sie nur davor warnen, dies auch nur einen Tag länger fortzusetzen, da sie sich damit möglicherweise strafrechtlich relevant verhalte. dpa

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