1. Gießener Allgemeine
  2. Hessen

Deutschlands beste Schülerfirma

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

hkk_carducationjubel_230_4c_1
Die Mädels und Jungs von »Carducation« räumen ab: Beste Schülerfirma in Deutschland, und Platz drei bei der Europameisterschaft in Tallinn. © Red

Sie wirkt noch ein bisschen müde am Tag danach, die Belegschaft der Schüler- firma »Carducation«. Die Elftklässler der Eichendorffschule (EDS) in Kelkheim haben am Abend zuvor gefeiert, wie Vorstandschef Dennis Rodin, Marketing-Mann Ben Herrigt und der verantwortliche Lehrer Roland Struwe einräumen. Dazu haben sie allen Grund: Die EDS ist kürzlich mit ihrem Kartenspiel zum Klimaschutz zu Deutschlands bester Schülerfirma gekürt worden.

Insgesamt 16 Teams standen im Finale - passend mussten sie sich in den Räumen des Fußballstadions in Köln beweisen. Veranstaltet wird der Wettbewerb seit 1994 von der »Junior« gGmbH. Träger ist das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Förderer sind das Bundesministerium für Wirtschaft und Umwelt sowie große Konzerne.

»Das ist auf jeden Fall ein schöner Titel«, sagt Schüler Rodin. »Das ist sehr cool, die EDS war noch nie auf dem Treppchen«, ist Herrigt die Erleichterung am Telefon anzumerken. Er hat zuvor schon ein Interview im Radio gegeben. Besonders emotional ist es für Lehrer Struwe. Er hat das bundesweite »Junior«-Projekt zur Gründung von Firmen an Schulen vor acht Jahren an der EDS bekannt gemacht. Die Bilanz: Die Kelkheimer holten bislang fünf Landesmeister-Titel. Sie seien viermal bundesweit auf dem undankbaren vierten Platz gelandet, erinnert sich Struwe. Für ihn sei es »ein ganz besonderer Moment«, da er vor 20 Jahren beim ersten »Junior«-Wettbewerb mit seiner damaligen Schule bei der Europameisterschaft in Paris dabei sein konnte. Zudem sei »Carducation« in zwei Jahrzehnten erster Bundessieger aus Hessen.

Zunächst mussten die 14 jungen Leute den Geschäftsbericht über ihre Aktivitäten einreichen. Da kam vermutlich auch gut an, dass sie über Innenministerin Nancy Faeser sogar Bundeskanzler Olaf Scholz ein Spiel weiterleiten konnten. Vorstandschef Rodin berichtet von einer »einzigartigen Präsentation« im Anschluss. Denn das Team habe sich in einer Art Interview präsentiert, simuliert wie auf einer Spiele-Messe. »Auf spielerische und humorvolle Weise«, wie er findet.

Auch in den beiden folgenden Interviews mit der Jury hätten sie wohl die richtigen Antworten gefunden, so Rodin. Die Jury »würdigte besonders den Grundgedanken, das Klima spielerisch zu retten und somit zu einem der wichtigsten Themen der Gegenwart und Zukunft beizutragen«, teilt »Junior« mit.

Englische Version ist ein Pluspunkt

Das Trio ist sich einig: Natürlich spiele das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Vielleicht den Ausschlag im engen Rennen gegen den Zweiten habe wohl gegeben, dass sich »Carducation« bereits international aufstellen wird. Denn für Ende Juni war geplant, die englische Version des Kartenspiels in den Verkauf zu bringen. 64 Karten hat das Spiel und bietet diverse Gruppen. Die grauen Karten sind die CO2-Karten, grün die Sonderkarten, Rot steht für Katastrophe und Blau für Innovation. Ziel ist es, mit geschicktem Kartenlegen im Team gemeinsam den Klimawandel zu stoppen und das »Katastrophometer« herunterzubringen. Die Karten erklären, weshalb Kohlekraftwerke die CO2-Bilanz negativ belasten, geben Auskunft, wie es zu Überschwemmungen kommt, und beschreiben die Schäden das Hochwassers 2021 in Rheinland-Pfalz und NRW. Auf bunter Pappe wird die Funktion von E-Autos erklärt.

Titel des Spiels in Bezug zum Namen der Firma ist »Ecucation«. Besteht die Firma über das Projekt fort? Die Schüler der 11. Klassen sehen sich noch nicht am Ende der Entwicklung. »Die Pläne für unser Unternehmen sind groß«, blickt Rodin voraus. Aktuell arbeiten sie an einem zweiten Kartenspiel, in dem es um Verschwörungstheorien gehen soll. Viel Zeit bleibt den jungen Leuten offiziell nicht mehr. Denn das »Junior«-Projekt ist auf ein Jahr ausgelegt, danach müsste sich die Firma an der Schule offiziell auflösen. Sie könnte aber in Eigenregie fortbestehen. Lehrer Struwe würde sich das ob der Erfolge und der Perspektiven natürlich wünschen. »Interesse ist da im Team«, weiß er. Das würde auch bei einer »Hauptversammlung mit den Aktionären« besprochen - zu denen Bürgermeister Albrecht Kündiger und Bundesinnenministerin Faeser gehören. »Ich bin mir sicher, wir würden auch das meistern«, sagt Rodin zur Fortsetzung von »Carducation« in einer Doppelbelastung mit der Q-Phase und Vorbereitung auf das Abitur. Möglicherweise gebe es auch Unterstützung oder Interesse von einem Verlag, lässt der Vorsitzende durchblicken. So genau sei das aber noch nicht diskutiert worden, betont Herrigt. Das Spiel »Ecucation« ist im Internet erhältlich unter der Adresse https://carducation.de. Der Preis liegt bei 9,99 Euro plus 5 Euro Versand.

Auch interessant

Kommentare