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Das Werk des »Bilderfabrikanten«

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Eine der bekanntesten Aufnahmen Hoepkers entstand am 11. September 2001 in New York. Der zufällige Moment, aber auch ihre Perfektion haben diese viel diskutierte Fotografie zu einem ersten Symbolbild des 21. Jahrhunderts werden lassen. Blick von Brooklyn Richtung Brooklyn Bridge und Downtown Manhattan. © Red

Wetzlar - Unter dem Titel »Thomas Hoepker - Bilderfabrikant« präsentiert das Ernst-Leitz-Museum Wetzlar ab dem morgigen 1. April bis zum 17. Juli 2022 eine umfangreiche Retrospektive des deutschen Magnum-Fotografen. Aus der Fülle von Hoepkers reichem Lebenswerk und vielschichtigen Archiv zeigt die große Ausstellung rund 180 Motive, darunter zahlreiche Aufnahmen, die heute längst ikonischen Charakter besitzen, sowie auch viele nie gezeigte und gänzlich neue Arbeiten.

Beginnend mit den 1950er Jahren werden die prägendsten Stationen seiner Karriere nachgezeichnet und die wichtigsten Motive des Fotografen in einer losen chronologischen Abfolge präsentiert. Weitere thematische Kapitel setzen besondere Schwerpunkte:

Bereits im Alter von 14 Jahren fertigte Thomas Hoepker (*1936, München) erste Aufnahmen mit einer Glasplattenkamera. Frühe Auszeichnungen gab es beim »Jugend photographiert«-Wettbewerb auf der photokina 1956 und 1958. Schon während seines 1956 begonnen Studiums der Kunstgeschichte und Archäologie unternahm Hoepker zahlreiche Reisen, auf denen sich sein Reportage-Interesse zeigt.

Authentische Zeugnishaftigkeit

Ab 1960 beginnt Hoepkers Karriere als Bildreporter bei verschiedenen deutschen Magazinen. Ein Höhepunkt seiner Tätigkeit für das Hamburger Magazin »Kristall« war 1963 ein dreimonatiger Roadtrip durch die USA, der im Magazin mit vier langen Bildstrecken vorgestellt wurde. 1964 wechselte Hoepker in die Redaktion des »Stern«. Zahllose Aufträge führten den Fotografen quer durch die Welt.

Besondere Aufmerksamkeit erzielte er mit seiner »Champ«-Reportage über Muhammad Ali. Über Wochen begleiteten Hoepker und seine Frau, die Autorin Eva Windmöller, den Boxer und erhielten einen intimen Einblick in dessen Leben. Durch die Möglichkeit, seine als Journalistin in Ostberlin akkreditierte Ehefrau zu begleiten, war Hoepker einer der wenigen Bildkorrespondenten, die den Alltag in der DDR über mehrere Jahre in eigener Anschauung erkunden konnten. Die jüngsten Aufnahmen der Retrospektive entstanden 2020 während einer erneuten Reise des Fotografen durch die USA. Die aktuelle Ausstellung belegt eindrücklich Hoepkers durchgängiges Interesse an gesellschaftlichen Themen und sein Einfühlungsvermögen für die von ihm porträtierten Menschen. Authentizität und die fotografische Zeugnishaftigkeit sind die prägenden Konstanten von Hoepkers Arbeit. Gern bezeichnet er sich selbst ganz bescheiden als Auftragsfotograf, als »Bilderfabrikant«. Als einer, der sich für nichts Geringeres als für die Wirklichkeit interessiert, für die Wahrhaftigkeit des Augenblicks.

Das Ernst-Leitz-Museum im Leitz-Park Wetzlar ist von Montag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter: www.ernst-leitz-museum.de. pm

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