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Bahnfahren mit Hindernissen

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Fahrgäste beklagen im Rhein-Main-Gebiet häufige Zugausfälle , überfüllte Züge, Verspätungen und Fahrplanänderungen. © DPA Deutsche Presseagentur

Bahnfahrten im Rhein-Main-Gebiet sind derzeit immer wieder Glückssache. Einen »hohen Krankenstand« nennt die Bahn als Grund. Die Fahrgastverbände sehen jedoch lang aufgestaute Probleme.

Züge fallen aus, sind viel zu spät oder überfüllt - und ihre genaue Route ist oft ungewiss: Pendler und Reisende im Rhein-Main-Gebiet müssen seit Wochen im Bahnverkehr Ausfälle, Umwege und Verspätungen mit einkalkulieren. Die Deutsche Bahn (DB) nennt einen hohen Krankenstand als Hauptgrund für die Probleme. »Ich sehe nicht, wie es in diesem System auf absehbare Zeit besser werden kann«, sagt dagegen der Vorsitzende des Fahrgastverbands Rheinland-Pfalz/Saarland, Martin Mendel.

»Die Privatisierung der Infrastruktur der Bahn war ein Kardinalfehler«, meint Mendel. »Ich weiß nicht, wann das letzte Mal eine S9 pünktlich von Frankfurt gefahren ist.« Diese S-Bahn-Linie fährt von Hanau über den Frankfurter Flughafen und Mainz-Kastel nach Wiesbaden. Thomas Kraft von Pro Bahn nennt »eine völlig verfehlte Personalpolitik« als Grund für die Ausfälle. Deren Anfänge reichten Jahrzehnte zurück. Zwar stelle die Bahn inzwischen wieder ein, eine Bahnsprecherin spricht sogar von einem »Einstellungsrekord« im laufenden Jahr. Doch dies lasse sich nicht in ein paar Jahren aufholen. Folge sei ein eklatanter Mangel an Lokführern, Schaffnern, Fahrdienstleitern sowie beim Personal in den Werkstätten.

Probleme nicht nur im Stellwerk

»Es gibt aktuell sehr viele Baustellen zwischen Frankfurt und Mainz«, erklärt eine Sprecherin der Vias GmbH die Verspätungen. Diese Strecke sei ohnehin schon sehr stark befahren. »Da kann es immer wieder zu Beeinträchtigungen im Schienenverkehr kommen. Die Gründe können dabei sehr unterschiedlich sein, betrieblich, technisch oder infrastrukturell.«

Zwischen Darmstadt und Mainz fallen seit Wochen immer mal wieder Züge ganz aus - warum, ist den Fahrgästen nicht ersichtlich. Auch Verspätungen im Rheingau seien in den letzten sechs Wochen »sehr, sehr häufig und regelmäßig«, sagt Vias-Sprecher Jochen Euler. »Es ist sehr viel Güterverkehr unterwegs.« Dieser werde von der Deutschen Bahn aber nicht optimal gesteuert, so dass es immer wieder zu Verspätungen von mehr als einer Stunde komme, obwohl die Züge pünktlich losgefahren seien. Dazu kämen Probleme im Stellwerk Mainz-Bischofsheim, das oft nicht ausreichend besetzt sei.

Das Stellwerk ist auch nach Einschätzung des Fahrgastverbands Pro Bahn der neuralgische Punkt. Viel zu wenig Personal und veraltete Technik, nennt Mendel als Gründe.

Die schlechte Kommunikation der DB ist für Mendel nach der Infrastruktur das zweite große Problem. Infos kommen bei vielen Fahrgästen nicht an. Besonders deutlich sei dies während der Herbstferien geworden, als viele Fernzüge wegen Bauarbeiten nicht am Mainzer Hauptbahnhof hielten - für viele Fahrgäste völlig unerwartet.

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