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Ausflügler sorgen für Ärger am See

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Idyllisch ist es am Dutenhofener See und am dahinter gelegenen Heuchelheimer Südsee. Allerdings war das beliebte Areal am 1. Mai wieder Anlaufziel für viele, meist stark alkoholisierte Ausflügler. ARCHIVFOTO: PASCAL REEBER © Red

Der Dutenhofener See ist ein überaus beliebtes Ausflugsziel. Leider gibt es eine Kehrseite der Idylle - vor allem an Feiertagen, wie sich am 1. Mai zum wiederholten Mal zeigte. Die Polizei zählte in der Spitze 450 meist angetrunkene Personen vor dem See - obwohl der Wirt der Gaststätte Anker explizit Werbung damit macht, keine Veranstaltung anzubieten.

Es blieb friedlich - aber das Problem mit Müll und anderen Hinterlassenschaften sowie Pöbeleien bleibt bestehen.

Es ist schon paradox: Massenhaft pilgern meist alkoholisierte Jugendliche und junge Erwachsene an den Feiertagen im Mai und Juni mit Rucksack und Bollerwagen an den Dutenhofener See. Doch da will sie keiner haben. Anker-Gastwirt Markus Strasser wirbt sogar dafür, dass er nichts macht. Doch das scheint nicht zu helfen. An diesem 1. Mai waren es mehr als 400 Ausflügler, die sich vor und rund um den See getroffen haben. Hinterlassen haben sie vor allem Müll und Ärger.

Um 16 Uhr wurde die Polizei am Sonntag, dem 1.-Mai-Feiertag, das erste Mal an den Dutenhofener See gerufen, teilt Polizei-Pressesprecher Guido Rehr auf Nachfrage mit. 450 Personen hätten sich in der Spitze auf dem Parkplatz- und Wiesenbereich vor der Gaststätte aufgehalten. Um 19.30 Uhr seien es noch gut 150 gewesen, »mit starken Abwanderungen via Minicar und Taxi«, erklärt Rehr. Einen Platzverweis habe die Polizei erteilt. Um 20.30 Uhr habe die Streife dort niemanden mehr angetroffen. Für die Polizei also ein überschaubarer Einsatz.

Seit Jahren keine Veranstaltungen

Nicht so für Markus Strasser, der unter anderem die Gaststätte »Anker« am Dutenhofener See betreibt. Er hatte am Sonntag nicht nur die Polizei informiert, sondern auch noch explizit dafür geworben, dass er keine Veranstaltungen anbiete und bereits alkoholisierte Gruppen bei ihm keinen Platz hätten. Und das macht Strasser nicht erst seit diesem Jahr so, sondern bereits im vierten Jahr. Denn die »Kundschaft«, die an diversen Feiertagen meist schon volltrunken am See ankommt, die will Strasser gar nicht haben. »Wir haben auch gestern von denen keinen reingelassen« sagt er.

Auf der Facebook-Seite des Dutenhofener Sees stand schon am Sonntagfrüh: »Heute, am 1. Mai, gibt es bei uns keine Veranstaltung, keinen Bollerwagenparkplatz oder Ähnliches! Wir bitten alkoholisierte Gruppen weiterzuziehen, wir werden angetrunkenen Personen keinen Zutritt gestatten! Bei allen anderen, die wir abweisen müssen, entschuldigen wir uns höflich, es ist leider denen zu verdanken, die sich nicht benehmen können.«Wildes Herumpinkeln, Pöbeleien, weggeworfene und kaputte Glasflaschen und stark Angetrunkene zählten unter anderem zu denen, »die sich nicht benehmen können«. Es sei traurig, sagt Strasser, dass er deshalb schon freiwillig seit Jahren auf jede Form von Veranstaltung wie einen Frühschoppen mit Blasmusik verzichte: »Selbst den Beach-Club habe ich zugelassen«.. Dem Gastwirt gehe es in erster Linie darum, dass er nachher nicht nachgesagt bekomme, er habe die Ausflügler ja angelockt. Und obwohl Strasser vor allem Ärger mit den ungebetenen Gästen hat, lasse er die Mädchen und Frauen unter den Ausflüglern im Anker auf die Toiletten gehen, stelle extra Personal ab und lasse im Anschluss nicht nur den Bereich direkt vor dem Anker, sondern auch umliegende Äcker und die Straße von Müll und Scherben reinigen.

Kurze Wege an der Lahn entlang

Doch warum ist der Dutenhofener See immer wieder Anlaufpunkt für so viele Bollerwagen-Ausflügler? Vielleicht weil vor mehreren Jahren dort Veranstaltungen - beispielsweise zu Himmelfahrt - angeboten wurden. Allerdings finden diese aus den besagten Gründen schon seit Jahren nicht mehr statt. Sogar eine sogenannte Bannmeile, in der der Verzehr von Alkohol in der Öffentlichkeit verboten ist, hatte die Stadt Wetzlar aufgrund der Erfahrungen mit Alkoholisierten in diesem Bereich diskutiert. Dann kam Corona und das Thema hatte sich sozusagen von selbst erledigt.

Alkoholverbotszone in der Diskussion

Dass das Thema so schnell wieder akut wird, damit hat auch Boris Falkenberg, Leiter des Ordnungsamtes in Wetzlar, nicht gerechnet. Für Strasser spielt die Lage des Sees eine Rolle. »Man ist aus Gießen oder Wetzlar in einer Stunde an der Lahn entlang hierher gelaufen«, sagt er. Draußen sei Platz, man könne sich gut abholen lassen und die Bahn sei auch vor Ort. Er werde auch an den noch anstehenden Feiertagen nichts außer dem normalen Gaststättengeschäft anbieten und seine Beach-Bar zulassen.

Erfahrungsgemäß sei es aber zuletzt immer der 1. Mai gewesen, an dem es rund um den Dutenhofener See Ärger gegeben habe, berichtet Falkenberg. Die weiteren Feier- und Brückentage seien meist deutlich entspannter abgelaufen. Und wie soll es weitergehen? Das weiß Strasser auch nicht. Für ihn stehen mehrere Varianten zur Auswahl. Unter anderem der Versuch, die Ausflügler an einen anderen Ort zu verlagern, aber dann würde man das Problem mit Wildpinklern, Müll und Co nur verschieben. Eine andere Option: Mit einer geplanten Veranstaltung eine Anlaufstelle für die hartnäckigen Ausflügler anbieten, wo in einem vernünftigen Rahmen gefeiert werden könne. Allerdings berge diese Variante die Gefahr, noch mehr Leute anzulocken.

Für Boris Falkenberg steht fest, dass man das Gespräch mit Strasser suchen werde und dann auch über Alkoholverbotszonen sprechen müsse. Allerdings, so Falkenberg, der Aufwand, solche Verbotszonen einzurichten und zu kontrollieren, sei immens. Die öffentliche Ordnung dürfe nicht gestört werden. Dazu gehöre unter anderem, dass der benachbarte Campingplatz erreichbar bleibe, keine Gefahr auf der Straße zum Anker oder der nahe gelegenen B49 bestehe. Zumindest eine Überlegung wert sei eine Veranstaltung, um die Besucher zu kanalisieren. Allerdings bleibe eben die Frage offen, ob eine »überwachte« Alternativveranstaltung dann auch so angenommen werde.

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