Auch SPD will Feldmanns Rücktritt

Frankfurts angeklagter Oberbürgermeister Peter Feldmann gelobte Zurückhaltung. Eigentlich. Doch in den vergangenen Tagen leistet er sich gleich mehrere Ausrutscher. Sexismus-Spruch und Pokal-Panne: Der Druck auf den SPD-Politiker steigt weiter.
Augenmaß hatte er walten lassen wollen bei öffentlichen Auftritten. Das hatte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann vor Wochen angekündigt. Doch der wegen Korruptionsverdachts angeklagte SPD-Politiker leistet sich stattdessen gleich mehrere Ausrutscher in Folge.
Nachdem zunächst sein Verhalten bei der Europapokal-Feier der Eintracht im Römer für Irritationen gesorgt hatte, tauchte nun auch noch ein Clip im Netz mit einem sexistischen Spruch während des Fluges zum Finale nach Sevilla auf. Über das Bordmikrofon spricht Feldmann da von Flugbegleiterinnen, »die mich hormonell am Anfang erst mal außer Gefecht gesetzt haben«.
»Sexistische Kackscheiße«, kommentierte Ursula auf der Heide von den Frankfurter Grünen auf Facebook. Dieses »sexistische und chauvinistische Verhalten« sei frauenverachtend und beschämend, sagte Uwe Becker, Kreisvorsitzender der Frankfurter CDU. Er forderte - ebenso wie FDP, Grüne und Volt - Konsequenzen. Nancy Faeser, SPD-Landesvorsitzende, erklärte am Montag, »dass so eine Äußerung gar nicht geht und dass er entsprechend entscheiden muss, wie er darauf reagiert«. Die Frankfurter SPD reagierte bereits und rief Feldmann auf, sein Amt umgehend niederzulegen. »Die Zeit der Herrenwitze ist vorbei«, sagte die stellvertretende Parteivorsitzende Ina Hartwig.
»Wenn man glaubt, es geht nicht schlimmer, setzt Feldmann garantiert noch einen drauf«, schrieb die »Bild«. Und das Sportmagazin »Kicker« fragte unlängst: »Stürzt Frankfurts OB über den Triumph der Eintracht?«. Was war genau geschehen? Bei der Pokalfeier des Fußball-Bundesligisten im Römer nahm Feldmann zunächst Eintracht-Kapitän Sebastian Rode und Trainer Oliver Glasner den Pokal aus der Hand, um damit in Richtung Kaisersaal vorwegzuschreiten.
Und bei seiner Rede sprach der OB, der sich selbst als Eintracht-Fan bezeichnet, dann mehrere Namen der Spieler falsch aus. Die Fans, die das Geschehen live per Leinwand auf dem Römerberg verfolgten, quittierten sein Verhalten mit Pfiffen. Feldmann selbst entschuldigte sich am Tag nach der Party (»Dickes Sorry!«). Für Ärger und Irritationen sorgte bei der Feier zudem eine Anweisung Feldmanns, wonach nur er als Vertreter der Stadt den Balkon des Rathauses betreten dürfe. Auch von seinem Auftritt im Flieger distanzierte er sich: »Das ist ein blöder Spruch gewesen, den ich noch vor Ort zurückgenommen habe. Es tut mir unendlich leid«, ließ er mitteilen.
Der 63-Jährige, der seit 2012 Oberbürgermeister von Hessens größter Stadt ist, steht schon länger im Zusammenhang mit der AWO-Affäre in der Kritik. Im März hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft schließlich Anklage wegen eines hinreichenden Tatverdachts der Vorteilsannahme erhoben. CDU, FDP und Volt hatten bereits im März seinen Rücktritt gefordert. Feldmann selbst zeigte sich davon unbeirrt. Anfang April erklärte er lediglich, im Falle eines Gerichtsprozesses die Parteimitgliedschaft ruhen zu lassen. Und dass er nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit 2024 nicht erneut kandidieren werde. Feldmanns eigene Partei, die SPD, hatte sich im Zusammenhang mit ihrem Stadtoberhaupt lange zurückgehalten. Nach den jüngsten Ausrutschern war aber auch für die Frankfurter SPD eine Grenze erreicht. Ein weiteres Abwarten sei nicht zumutbar, hieß es.
Zuvor hatten sich bereits Grüne, CDU, FDP und Volt für einen Rücktritt ausgesprochen. »Sollte auch dieser Appell verhallen, werden wir gemeinsam mit den Koalitionsparteien die weiteren Schritte bis hin zu einem Abwahlverfahren erörtern«, hieß es etwa bei den Grünen.
Unterdessen brachte die Junge Union Frankfurt eine Petition auf den Weg, in der sie Feldmanns Rücktritt fordert. »Unser Stadtoberhaupt wird der Korruption und Vorteilsannahme im Amt verdächtigt. Bereits seit Anfang letzten Jahres wird gegen ihn ermittelt. Was muss diese Stadt noch ertragen?«, heißt es darin. Und: »Nicht zuletzt der unserer Stadt unwürdige, selbstverliebte Auftritt bei der Rückkehr unserer Eintracht-Helden und das Krallen des Pokals hat gezeigt: Es ist Zeit, endlich echte Konsequenzen zu ziehen.«