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Arbeitsmarkt zeigt sich noch robust

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Nürnberg/Frankfurt/Gießen - Die Arbeitslosenzahlen in Hessen und bundesweit sinken im Oktober 2022 trotz der Ukraine-Kriegsfolgen und der Corona-Pandemie weiter. Doch erste Spuren der sich anbahnenden Wirtschaftskrise sind zu spüren. Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland sei im Vergleich zum Vormonat saisonüblich um 43 000 auf 2 442 000 zurückgegangen.

Sie liege jedoch um 65 000 höher als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, teilte die Bundesagentur für Arbeit gestern in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote verringerte sich um 0,1 Punkte auf 5,3 Prozent. »Insgesamt ist der Arbeitsmarkt weiter robust, insbesondere die Beschäftigung wächst«, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur, Andrea Nahles.

Im Oktober 2021 hatte die Herbstbelebung auf dem Arbeitsmarkt jedoch noch einen doppelt so hohen Rückgang der Arbeitslosenzahl um damals 88 000 bewirkt. Allerdings geht die Bundesagentur weiter davon aus, dass die Geflüchteten aus der Ukraine einen Effekt auf die Zahl der Arbeitslosen haben.

Zurückhaltung bei Einstellungen

Die Kurzarbeit ist zuletzt nicht mehr - wie in den Monaten zuvor - zurückgegangen. Für Nahles ist das auch eine Folge der zuletzt deutlicher werdenden wirtschaftlichen Unsicherheiten. Im August wurde den Berechnungen der Bundesagentur zufolge für 106 000 Menschen konjunkturelles Kurzarbeitergeld beantragt. Zwischen dem 1. und 26. Oktober gingen Anzeigen für weitere 82 000 Beschäftigte ein. Ob diese jedoch realisiert werden, ist nicht gewiss.

Auf dem Ausbildungsstellenmarkt zeichnet sich eine größer werdende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage ab. Der Bundesagentur sind bis September 2022 insgesamt 546 000 Berufsausbildungsstellen gemeldet worden, 23 100 mehr als im Vorjahreszeitraum. Dem stehen 422 400 Bewerberinnen und Bewerber gegenüber, 11 100 weniger als voriges Jahr. Am 30. September waren noch 68 900 Stellen unbesetzt und 22 700 junge Leute noch unversorgt.

Auch die Zahl der Arbeitslosen in Hessen ist im Oktober weiter gesunken Der Arbeitsmarkt im letzten Monat zeige sich weiter stabil, wie die Regionaldirektion Hessen der Bundesagentur für Arbeit gestern in Frankfurt mitteilte. Zum Stichtag am 13. Oktober waren 168 842 Frauen und Männer als arbeitslos registriert: Das waren 2319 weniger als im September des laufenden Jahres, aber 5625 mehr als ein Jahr zuvor. Die Arbeitslosenquote sank vom Vormonat um 0,1 Prozentpunkte auf 4,9 Prozent. Im Vorjahresmonat hatte die Quote bei 4,7 Prozent gelegen.

Trotz positiver Entwicklung der Beschäftigtenzahlen zeichne sich eine Zurückhaltung der Arbeitgeber bei den Stellenmeldungen ab, sagte Direktionschef Frank Martin. »Die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen bergen für viele Betriebe Risiken, die nur schwer abzuschätzen sind. Die sonst übliche Herbstbelebung fällt gedämpft aus.«

Zuversicht für die Region

Auch im Bezirk der Arbeitsagentur Gießen, zu dem der Landkreis Gießen, der Vogelsbergkreis und der Wetteraukreis gehört, trotzte der Arbeitsmarkt den Unsicherheiten. Im Oktober waren 17 084 Personen arbeitslos gemeldet, 321 weniger im Vergleich zum Vormonat September. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,6 Prozent. Im Oktober des Vorjahres waren 857 Erwerbslose weniger gemeldet. Die Quote betrug 4,3 Prozent. »Die Unsicherheiten am Energiemarkt versetzen viele Betriebe aktuell in einen Wartezustand. Obwohl der Bedarf an Fachkräften flächendeckend groß ist, herrscht Zurückhaltung bei der Neueinstellung von Mitarbeiter/innen«, kommentiert Eckart Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Gießen. Die positive Entwicklung der Arbeitslosigkeit deute jedoch auf die krisenfeste Struktur des Agenturbezirks hin. Das lasse ihn zuversichtlich auf die kommenden Monate blicken.

Im Oktober haben 58 kurzarbeitende Betriebe im Bezirk der AA Gießen einen Antrag auf Auszahlung von Kurzarbeitergeld (KUG) gestellt und auch bewilligt bekommen. Das waren 71 Betriebe weniger gegenüber dem Vormonat.

Die drei Landkreise im Einzelnen:

Im Kreis Gießen waren im Berichtsmonat Oktober 7837 Personen arbeitslos gemeldet, 390 weniger im Vergleich zum Vormonat. Im Vorjahr waren 88 Personen weniger gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank von 5,6 auf 5,3 Prozent. Im Vorjahr betrug die Quote 5,2 Prozent.

Im Wetteraukreis ist die Zahl der Erwerbslosen um 69 auf jetzt 6825 Personen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren damals 290 Arbeitslose weniger registriert. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 4,0 Prozent. Im Oktober 2021 lag die Quote bei 3,8 Prozent.

Im Vogelsbergkreis waren im abgelaufenen Monat 2422 Personen erwerbslos gemeldet, exakt genauso viele Arbeitslose wie im Vormonat. Im Oktober des Vorjahres waren 479 Personen weniger registriert. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 4,3 Prozent. Im Vorjahr lag die Quote bei 3,4 Prozent. dpa/pm/pi

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