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Zum Schluss eine Dystopie

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Von: Sascha Jouini

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Lina Thiede © Sascha Jouini

Gießen (jou). Organisator Uwe Lischper lobte die 24-jährige Autorin Lina Thiede am Sonntagvormittag bei »Eine(r) liest« im Netanya-Saal dafür, trotz ihres Alters schon einen eigenen Stil gefunden zu haben. Anschaulich zeigte dies ihre zu Beginn präsentierte Kurzgeschichte »Eine Rhapsodie«. Prägnant und schwungvoll beschreibt Thiede darin das Familientreffen zu Weihnachten.

Die Ich-Erzählerin sucht, genervt von den Streits, Trost im Alkohol. Unter Corona-Bedingungen ist die Familie in der engen Wohnung quasi gefangen, dies verschärft die angespannte Situation noch.

Wie die Autorin im Gespräch mit Moderatorin Ulla Hahn-Grimm sagte, lässt sie sich in ihren Texten durch musikalische Prinzipien inspirieren. So auch in dieser Geschichte: Der Titel »Rhapsodie« erinnert an das freie Spiel mit stilistisch verschiedenen Elementen, die sich zu einem Ganzen verbinden.

Das Interesse für die Musik kommt nicht von ungefähr: Aufgewachsen in Gießen, studierte Thiede nach dem Abitur an der Liebigschule Komparatistik und Musikwissenschaft in Bonn und Saarbrücken. Gegenwärtig setzt sie ein Masterstudium der Theorien und Praktiken professionellen Schreibens in Köln drauf.

Man merkte Thiede, die bereits als Jugendliche zu schreiben anfing unter anderem mehrfach mit dem OVAG-Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde, reichen künstlerischen Erfahrungsschatz an. Als 19-Jährige schrieb sie ihren Romanerstling »Homo Femininus«, der in der Schublade landete und erst voriges Jahr veröffentlicht wurde. Der dystopische Roman führte zum Abschluss der Lesung in die Sphäre dreier Frauen, die in einer Welt leben, in der das weibliche Geschlecht unterdrückt und nur als Objekt behandelt wird. Wie Thiede anmerkte, fügen sich in dem Roman die Erzählstränge wie ein Mosaik zu einem Gesamtbild. »Homo Femininus« stimmt skeptisch, dass genug unternommen wird um zu verhindern, dass wir auf solch eine düstere Welt zusteuern. FOTO: JOU

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