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Zum Hilfseinsatz nach Kenia

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Freut sich auf ihren ersten ehrenamtlichen Hilfseinsatz in Kenia: Die Gießener Kinderärztin Dr. Johanna Bäcker. © Oliver Schepp

Die Vorfreude bei Johanna Bäcker ist riesig. In den nächsten sechs Wochen wird die Gießener Kinderärztin ihren ersten ehrenamtlichen Hilfseinsatz in Kenia absolvieren und Menschen vor Ort medizinisch behandeln.

Die Wochen der Vorbereitungen waren intensiv und voller Vorfreude. Die Gießener Kinderärztin Dr. Johanna Bäcker ist jetzt zu ihrem ersten ehrenamtlichen Hilfseinsatz nach Kenia aufgebrochen. Ihr Ziel ist Athi River, eine Stadt in der Nähe der Hauptstadt Nairobi. Dort wird die 31-Jährige in den nächsten sechs Wochen die Menschen vor Ort versorgen, die sich keinen Arztbesuch leisten können. Der Einsatz steht unter dem Dach der Hilfsorganisation German Doctors, die ehrenamtlich arbeitende Ärzte zu derzeit sieben Projekten in der ganzen Welt entsendet. Vor ihrem Aufenthalt in Kenia hat Johanna Bäcker im Interview über ihren Hilfseinsatz, ihre Vorbereitungen und ihren Arbeitsalltag gesprochen.

Frau Bäcker, wie kam es zu der Idee, zu einem Hilfseinsatz nach Kenia reisen zu wollen?

Durch den Beruf meines Vaters habe ich bereits in meiner frühen Kindheit viele fremde Länder bereist. Mein Interesse an anderen Kulturen war geweckt. Im Rahmen einer kurzen Internetrecherche bin ich dann auf die German Doctors gestoßen. Weil ich der Meinung bin, dass jeder Mensch ein Recht auf medizinische Versorgung hat, wollte ich meine Fähigkeiten als Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin nutzen, um einen Beitrag zur Verbesserung der Kindergesundheit auch in den ärmsten Ländern dieser Welt zu leisten.

Was genau macht die Organisation German Doctors und wofür steht sie?

German Doctors ist eine international tätige Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Bonn. Ehrenamtlich tätige Ärzte leisten Kurzzeiteinsätze über sechs Wochen in medizinischen Notstandsgebieten, unter anderem in Indien, auf den Philippinen oder in Kenia. Sie kümmern sich um die Gesundheitsversorgung benachteiligter Menschen in den Einsatzregionen. Seit 1983 wurden so 7756 Hilfseinsätze geleistet und über zwölf Millionen Menschen behandelt.

Was erwarten Sie von der Reise und Ihrem Aufenthalt in Kenia?

Ich bin durch den Austausch mit den Kollegen vor Ort schon gut vorbereitet. Gemeinsam mit zwei deutschen Kolleginnen wohne ich in einer Unterkunft in der Nähe des Slums in Athi River. Wir behandeln im Fanaka Health Center bis zu 120 Patienten am Tag. Ich werde primär die Kinder versorgen. Wir werden dort mit einheimischem Personal zusammenarbeiten, um die Aus- und Weiterbildung lokaler Gesundheitskräfte nach dem Motto »Hilfe, die bleibt« zu unterstützen.

Wie haben Sie sich auf diesen Aufenthalt vorbereitet?

Ich habe seit März an mehreren Projekten und Seminaren von den German Doctors und medmissio aus Würzburg teilgenommen. Unter anderem wurden darin die Kooperationspartner vorgestellt, mit denen wir vor Ort zusammenarbeiten. Die wichtigsten medizinischen Themengebiete wurden angesprochen, zudem das Verhalten im Krisenfall im Rahmen mehrerer Sicherheitsseminare geschildert. Als Literatur habe ich das sogenannte Blue Book und die Medbox - eine Online-Bibliothek - genutzt.

Wie laufen Ihre Arbeitstage in Athi River ab? Gibt es dafür schon konkrete Pläne?

Die Patienten kommen am Morgen zu uns ins Fanaka Health Center. Neben Größe und Gewicht ist bei Kindern die Messung des Oberarmumfangs zur Einschätzung des Ernährungsstatus von Bedeutung. Diagnose und Therapieempfehlung werden schriftlich auf Karteikarten festgehalten. Da unsere Versorgung nur ambulant ist, überweisen wir die Patienten bei Bedarf ins staatliche Krankenhaus. An einigen Wochenenden sind außerdem Außeneinsätze in entlegenen Gebieten vorgesehen.

Es wird Ihr erster ehrenamtlicher Einsatz im Ausland sein. Worauf freuen Sie sich am meisten?

Auf die bunte Vielfalt an Aufgaben, die mich erwartet, das immer fröhliche Lachen der Kinder und die Dankbarkeit der Eltern, für die bereits kleine Verbesserungen einen enormen Unterschied ausmachen.

Die medizinische Versorgung in Kenia kann nicht mit der in Deutschland verglichen werden. Gibt es auch etwas, das Ihnen Sorgen bereitet?

Ich bin dort Ärztin für alles, Ernährungsberaterin, Geburtshelferin und vielleicht auch Seelsorgerin gleichzeitig. Unsere diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten sind limitiert. Das wird eine emotionale und medizinische Herausforderung werden. Aber getreu meinem Motto »Heilen ist eine Kunst. Es braucht Zeit, es braucht Übung, es braucht Liebe«, werde ich mein Bestes geben, um zu helfen, wo Gesundheit unbezahlbar ist.

Wer die German Doctors unterstützen und spenden will, findet weitere Infos auf der Webseite unter https://www.german-doctors.de/de/.

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