Zugverbindung Gießen-Köln: Kurze Umsteigezeit am Bahnhof Siegen bleibt vorerst bestehen

Immer wieder verpassen Zugreisende ihren Anschluss am Bahnhof Siegen, wenn sie von Gießen nach Köln fahren. Verbessern wird sich die Lage demnächst wohl nicht.
Gießen – Bis Dezember 2010 gab es eine Bahn-Direktverbindung zwischen Gießen und Köln. Seitdem müssen die Fahrgäste in Siegen umsteigen. Dort verpassen sie häufig den knappen Anschluss und müssen eine Stunde warten. Durch den neuen Intercity 34 kann sich die Fahrzeit um weitere 20 Minuten verlängern. »Perspektivisch« sei eine Verbesserung in Sicht, erfuhr nun der Gießener Reinhard Bayer, der sich immer wieder über das Dauer-Ärgernis beschwert.
Wer sich nicht auskennt, den schickt die Bahn heute auf Umwegen über Frankfurt oder Koblenz nach Köln. Bayer setzt auf die oft günstigere und - wenn alles klappt - fast ebenso schnelle Nahverkehrsverbindung über Siegen. Doch die Umsteigezeit beträgt nur vier Minuten, die Züge warten in der Regel nicht. »Unsere persönliche Trefferquote in den letzten Jahren liegt bei 50 Prozent«, erklärt der frühere Verkehrskoordinator der Stadt Gießen, »entweder hingen wir auf der Hin- oder auf der Rückfahrt in Siegen eine Stunde fest.« Mitunter sieht er den Anschlusszug noch losfahren.
Zugverbindung nach Köln: Bessere Umsteigezeiten für Passagiere aus Gießen noch in Planung
Nun teilt ihm das nordrhein-westfälische Verkehrsministerium mit, Züge in Siegen warten zu lassen, sei auf der engen Trasse nicht möglich. Doch eine komfortablere Umsteigezeit von acht oder neun Minuten sei geplant. Möglich machen soll das eine Teilung des Regionalexpresses Köln-Siegen in Eitorf. Eine Hälfte soll mit weniger Halten schneller fahren.
Bis dahin kann es allerdings dauern: Die Zugteilung soll bis zum Jahr 2032 erfolgen, präzisiert der Nahverkehr Westfalen-Lippe auf GAZ-Anfrage.
Zugverbindung Gießen-Köln: Ruhrgebiet-IC bringt weitere Nachteile für Fahrten nach Köln
Die Wiedereinführung des Ruhrgebiet-IC, der Gießen umfährt und nur in Wetzlar hält, hat für Fahrten nach Köln weitere Nachteile gebracht. Seit Dezember 2021 existiert die normale Nahverkehrsverbindung nur noch alle zwei Stunden. Wer dafür ein Ticket hat und in Siegen den Anschluss nach Gießen verpasst, darf nach der Wartezeit zwar den IC nehmen. Theoretisch aber nicht bis Wetzlar, sondern nur bis Dillenburg. Dort muss man aussteigen und einen Regionalzug nach Gießen nehmen.
Hintergrund: Auf dem nordrhein-westfälischen Abschnitt gilt der IC – wie einst der Interregio – als Mischung aus Pendler- und Reisezug und ist mit Nahverkehrsfahrschein nutzbar. In Hessen nicht. Das solle auch so bleiben, erklärt der Rhein-Main-Verkehrsverbund. Man wolle die begrenzten finanziellen Mittel für den Schienennahverkehr nicht in eine Fernverkehrsverbindung investieren.
Zugverbindung Gießen-Köln: Am Bahnhof Siegen müssen Fahrgäste im Kalten warten
Bayer beklagt außerdem, am Wochenende und spätabends gebe es kaum Möglichkeiten, sich beim Warten am Siegener Bahnhof aufzuwärmen. Viele Fahrgäste würden sich wünschen, schon in den Zug nach Gießen steigen zu können, der vor ihnen auf einem Abstellgleis steht. Die Auskunft des Ministeriums: Leider könne der Regionalexpress erst wenige Minuten vor Abfahrt in den Bahnhof einfahren, da er sonst Fahrstraßen blockiere.
1862 wurde die Bahnstrecke Gießen-Köln eröffnet, vor allem zum Eisenerztransport. Im Güterverkehr bleibt sie wichtig, im Personenverkehr verlor sie an Bedeutung. Nur noch 300 bis 400 Fahrgäste hätten die durchgehende Verbindung werktäglich genutzt, lautete die Begründung für die Streckenteilung 2010. (Karen Werner)
Erst kürzlich haben zwei Bahnreisende in Gießen noch im Zug die Fäuste fliegen lassen.