Zerbrechlichkeit der Welt

Acht europäische Künstlerinnen haben sich in der Gruppe »OCHO« zusammengeschlossen, um gemeinsame Ausstellungen zu initiieren. Zum ersten Mal zeigen sie ihre Arbeiten nun in der Galerie im Unteren Hardthof.
Seit Sommer 2021 gibt es »OCHO« (span. Acht). Netzwerkerin Jutta Heun, die in Frankfurt und Malaga lebt, hat damit die deutsche und die spanische Kunstszene verknüpft. Heun präsentierte bereits 2017 in der Galerie im Unteren Hardthof ihre Ausstellung »Riesinnen«, kannte diesen Ausstellungsort also.
Für die Ausstellungsvorbereitung hat sie eine padlet-Webseite eingerichtet, auf der sich Gruppen austauschen können, ohne dass Außenstehende Zugriff haben. Unter dem Eindruck der Corona-Pandemie einigten sie sich auf das Thema »fragil«, was unsicher, flüchtig, zerbrechlich bedeutet. Für die nächsten zehn Jahre planen sie pro Jahr eine Ausstellung mit wechselnden Themen, jeweils an einem anderen Ort.
Zart in die Höhe
erhebend
Die Ausstellung wird von einer druckfrischen Katalogbroschüre begleitet, zweisprachig deutsch-englisch. Den Text schrieb die überregional bekannte Kunstjournalistin Dorothee Baer-Bogenschütz. Für ihre Einführungsrede nahm sie den Weg von ihrem Wohnort Wiesbaden mit den Öffis. Stressig und langdauernd, wie sie launig zu erzählen wusste. Auch ihre Rede sprühte von Verweisen auf gesellschaftlich aktuelle Themen, inklusive der aktuellen documenta Erwähnung.
Zum Eröffnungsabend waren neben Jutta Heun noch vier weitere Beteiligte gekommen: Astrid Stricker, bis vor Kurzem in Frankfurt lebend, lehrt seit diesem Jahr an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. DeDe Handon, gebürtig in New York, lebt und arbeitet in Frankfurt. Dort ist auch Monika Linhard zu Hause, die gelernte Holzbildhauerin macht dort die Öffentlichkeitsarbeit für eine Kultureinrichtung. Die weiteste Anreise hatte die seit ihrem Studium in Spanien lebende Sabina Huber.
Der untere Galerieraum empfängt mit fragilen Skulpturen von Astrid Stricker, die sich durchscheinend und zart in die Höhe erheben. Einen passenden Hintergrund geben die schwarzgrundigen Bilder von DeDe Handon, die bearbeitete Fotoausdrucke kombiniert zu fremd anmutenden Maschinenensembles. An der rechten Galeriewand sind unterschiedliche blaufarbene Bilder von Jutta Heun zu sehen, in denen sie sich mit dem Thema Grönland und Gletscherschmelze befasst. An der gegenüberliegenden Wand ist Malerei mit dem klassisch-kunsthistorischen Motiv »Badende« von Concha Galea zu sehen, die in Madrid und ebenfalls bei Malaga lebt. Daneben zarte Strich-Zeichnungen von Roberta Lozzi (Mailand), die sich ebenfalls mit dem Thema Frau(Sein) befasst.
Kunstvoll gefaltete
Zeitungslayouts
Auf der oberen Galerie beeindrucken Reliefobjekte von Sabina Huber, die sie aus in Streifen geschnittenen Plastikplanen gestaltet. Sie verwendet nur Material, das sie in der Landschaft Südspaniens findet, wo der Wind so manches verweht. Monika Linhard zeigt vier Beispiele aus ihrer Serie »Europäische Mäntel«. Dafür hat sie aus Mantelbogen europäischer Zeitungen Textinhalte weggeschnitten bis nur die Überschriften, also das Layout stehen bleibt. Kunstvoll gefaltet sollen die Schnitte daran erinnern wie wichtig gedruckte Zeitungen als Informationsmedium sind. Und die Rednerin machte keinen Hehl daraus, dass sie als schreibende Journalistin voll dahintersteht. Am Ende des Galerieumgangs leuchten die farbstarken Zeichnungen von Caroline Krabbe, die mit Masken und Fabelwesen in Fantasiewelten entführt. Die gebürtige Dänin lebt ebenfalls in Südspanien.

