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Rodung am Schwanenteich geplant - Bürgerinitiative übt Kritik

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Von: Burkhard Möller

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Von zwei grünen Wänden wird der Schwanenteich auf den Längsufern eingerahmt. Die Vegetation am Nordwestufer (rechts) muss vor dem geplanten Neubau des Dammwegs beseitigt werden. © Burkhard Moeller

Seit Montag herrscht Klarheit, was die Stadt Gießen mit dem Schwanenteich vorhat.

Gießen - Eigentlich lassen Vertreter der Grünen landauf und landab keine Möglichkeit aus, auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Wenn es andere tun, kann das bei Vertretern der Ökopartei schon mal zu genervten Reaktionen führen, so wie am Montagabend bei der Bürgerversammlung zur Sanierung des Schwanenteichs. Als eine Frau aus den Reihen der Bürgerinitiative »Rettet die Bäume am Schwanenteich« zum wiederholten Male die Fällung der Bäume auf dem Dammweg als schädlich für das Mikroklima der vorderen Wieseckaue kritisierte, wurde sie von der grünen Stadtverordneten Christiane Janetzky-Klein angeherrscht: »Die Argumentation mit der Klimaveränderung ist jetzt nicht mehr dran.«

Es war nur einer von vielen bemerkenswerten Momenten an einem langen Abend im Sitzungssaal des Gießener Stadtparlaments, in dessen späteren Verlauf bekannte Argumente aus den letzten Monaten zunehmend heftig aufeinanderprallten. Kurz vor Ende der rund zweieinhalbstündigen, von etwa 80 Leuten besuchten Bürgerinformationsveranstaltung stellte Grünen-Stadträtin Gerda Weigel-Greilich für sich fest: »Es gibt keinen weiteren Erkenntnisgewinn.«

Schwanenteich: Gießener Stadtregierung plant Rodung von rund 160 Bäumen

Eine Aussage, in der für die Schwanenteich-BI die bittere Gewissheit steckt, dass die Stadt ab dem kommenden Herbst und Winter Fakten am Schwanenteich schaffen und den Dammweg roden lassen will, um ihn danach von Grund auf neu aufzubauen. Den Weg dafür soll das Gießener Stadtparlament in seiner nächsten Sitzung am 6. Oktober ebnen und das 3,8 Millionen Euro teure »Pilotprojekt Bitterling« beschließen.

Dann wäre der Appell des Grünen- und BI-Mitglieds Gerhard Keller an Magistrat und Koalition, sich eine Denkpause zu verordnen und die kommende Rodungsperiode ab Oktober nicht für die Fällung der rund 160 Bäume zu nutzen, verhallt. Keller appellierte insbesondere an die Mandatsträger seiner Partei, »den Konflikt nicht eskalieren zu lassen«. Weigel-Greilich hielt ihrem Parteifreund entgegen: »Solange nicht die Sanierungsvariante herauskommt, die Ihnen gefällt, werden Sie nie zufrieden sein.« Abwarten helfe nicht weiter. »Wenn wir nichts machen, geben wir alles auf.«

Gießen: Zone mit Wasserpflanzen soll Schwanenteich ökologisch aufwerten

Varianten und Pläne hatten in der ersten guten Stunde die Hauptrolle gespielt. Malte Hoffmann vom Büro Floecksmühle aus Aachen stellte die leicht angepasste Ausführungsplanung des zehn Jahre alten Umbauprojekts vor. Es sieht neben dem Neubau des Dammwegs unter anderem eine Umlegung der Wieseck im sogenannten Bruchwäldchen, die Anlage eines Wieseck-Nebenarms zum Freibad hin sowie die Verstärkung des dortigen Hochwasserschutzdamms vor. Zwischen Wieseck und Schwanenteich soll eine Fischtreppe entstehen, betroffen ist auch das Ufer auf der Seite Eichgärtenallee, wo ein »Flachwasserstreifen« entstehen und das Ufer befestigt werden soll.

Am kurzen Nordufer soll eine Zone mit Wasserpflanzen entstehen. Der Magistrat verspricht sich davon eine ökologische Aufwertung des Schwanenteichs. Die aus den BI-Reihen aufgeworfene Frage, woher in künftigen Dürresommern das Wasser für dieses System kommen soll, blieb unbeantwortet. Anwohner Wilhelm Pastoors: »Die Obere Wasserbehörde untersagt der Stadt seit Monaten, dem Neuen Teich und dem Schwanenteich Wasser zuzuführen.« Wie berichtet, hatte letztlich der Wassermangel in der Wieseck zum Fischsterben im Neuen Teich geführt.

Pläne der Stadtregierung für Gießener Schwanenteich: »Ich fühle mich überfahren«

Vor Bodengutachtern und Planern hatte Dietmar Jürgens für die BI eine Planung »zur dauerhaften Sicherung aller Gewässer in der Wieseckaue unter Berücksichtigung abnehmender Wasserverfügbarkeit« und eine Reparatur des Dammwegs »unter Erhalt der Gehölzstruktur« gefordert.

Eine solche Reparatur indes wird von Gartenamt und Weigel-Greilich abgelehnt, da Folgeschäden laut dem geotechnischen Kurzbericht, den das Labor ETN aus Hungen vorstellte, nicht ausgeschlossen werden können. Die Errichtung eines zweiten Damms, der neben den beschädigten gesetzt würde, ist laut Gartenamtsleiter Thomas Röhmel erwogen worden. Dagegen hätten aber die Denkmalschutzbehörden ihr Veto eingelegt. Über das könne sich die Stadt nicht hinwegsetzen.

Dass die Dimension des Vorhabens in der breiteren Gießener Öffentlichkeit wohl noch nicht so richtig angekommen ist, ließ eine Aussage von Sigrid Fuhr erahnen: »Ich fühle mich überfahren.« Die BI »Rettet die Bäume am Schwanenteich« steht nun vor der Entscheidung, ein Bürgerbegehren gegen den zu erwartenden Parlamentsbeschluss zu starten. (Burkhard Möller)

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