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Zahllose Denkanstöße beim Krimifestival

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Dr. Kerstin Kreutz regt zum Nachdenken an, © Heiner Schultz

Gießen (kdw). Neues vom Gießener Krimifestival heißt nicht immer, dass aus einem Buch vorgelesen wird. Die forensische Anthropologin Dr. Kerstin Kreutz hielt einen Vortrag zur Entwicklung künstlicher Intelligenz und ihrer mannigfaltigen Auswirkungen auf unsere Welt und unser Leben. Ihre schwungvolle, sehr vielseitige Art und ihr humorvoller Duktus verschafften dem zahlreichen Publikum im Netanyasaal Freude und Denkanstöße.

Die Gießener forensische Anthropologin arbeitet seit Jahren als Gerichtsgutachterin und hat diverse Veröffentlichungen produziert. Hier ging es um eine Entwicklung, die ihr Sorge macht: künstliche Intelligenz (KI). Keine neue Sache, die Grundlagen dafür wurden in den letzten 70 Jahren entwickelt. Kreutz ging es um Technologien, die menschliche Fähigkeiten im Sehen, Hören, Analysieren, Entscheiden und Handeln ergänzen und stärken, was wir gelegentlich durchaus schon spüren: Jeder im Publikum hatte ein Smartphone dabei, viele wohnten mit Alexa und Siri zusammen. »Wir leben in einer digitalen Welt. Wenn wir uns einloggen, müssen wir unsere Daten dalassen.«

Kreutz gab einen flotten Überblick, in wie vielen Formen und Facetten KI bereits unser Dasein berührt und welche Gefahren sie sieht. Angeregt von dem Film »Ich bin dein Mensch«, in dem eine Wissenschaftlerin einen perfekten Roboter ausprobiert, der immer menschenähnlicher und schließlich zu ihrem vollkommenen Gefährten wird, umriss sie, was Roboter heute schon können: in der Pflege helfen, uns unterhalten.

Kreutz blickte auch in diversen Videobeispielen, deren Ton nicht immer verständlich war, auf die Konflikte, die sich durch intelligente Roboter ergeben könnte: Was, wenn die Maschinen feststellen, dass die Menschen die Probleme der Umweltzerstörung verursachen? Logisch gesehen müssten sie uns dann abschaffen, legte Kreutz nahe - kein schöner Gedanke. Vorher müssten sie aber noch kapieren, wer sie sind und ein Bewusstsein davon entwickeln, aber da hapere es noch. »Mithilfe von KI sollten die Geräte immer smarter werden und dazulernen können. Aber, folgerte Kreutz, »sie werden den Menschen nie ersetzen können.« Außer vielleicht dem Gerät, das durch Läden fährt und die Waren im Regal zählt.

Kreutz fasste drei Entwicklungsstufen der KI zusammen: »Das grundsätzliche Nachahmen menschlichen Verhaltens, das Verstehen menschlichen Verhaltens und schließlich das Wahrnehmen des Ich-Bewusstseins. Ein Roboter würde dann handeln wie ein Mensch.« Bis Androiden uns pflegen oder die Küche aufräumen, sei es noch ein langer Weg. Zum Glück auch bis dahin, dass sie uns ermorden.

Es machte Spaß, die zahllosen Denkanstöße von Kreutz aufzugreifen und die guten Beispiele zu betrachten, die sie recherchiert hatte. In der Pause zeigten lebhafte Gespräche, dass KI schon präsent ist.

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