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Mit Wolverine am Trödelstand

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Von: Christian Schneebeck

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Bar auf die Kralle? Wolverine-Double Jan Schick (r.) und Agent Fynn Schneider erhalten Anweisungen von Regisseur Gerhard Schulze (M.).	(csk)
Bar auf die Kralle? Wolverine-Double Jan Schick (r.) und Agent Fynn Schneider erhalten Anweisungen von Regisseur Gerhard Schulze (M.). (csk) © Christian Schneebeck

Gießen (csk). Als der Interessent den coolsten Blick aufsetzt, fährt der Händler die Krallen aus. Jetzt wird’s spannend. Unter Superhelden kann es schließlich nur einen geben. »Das war schon sehr gut«, grätscht Gerhard Schulze dazwischen. Seine Hauptdarsteller haben den Regisseur offenbar überzeugt, aber irgendetwas stimmt nicht mit dem Licht. Samstagmittag, kurz nach halb Zwölf auf dem Flohmarkt an der Rodheimer Straße: Rund um Trödel und Nippes geht alles den gewohnten Gang. Dann erscheinen zwei junge Agenten sowie ein täuschend echter Wolverine im Trubel.

Neben kühlem Wind weht nun auch der berühmte Hauch von Hollywood über den Parkplatz am Karstadt-Schnäppchencenter. Überraschung geglückt, meint Edgar Niebergall. Neulich kam ihm die Idee, einen Werbespot für den von ihm gegründeten Flohmarkt zu drehen. Den Star hatte er beim Trödeln entdeckt: Jan Schick - pardon, »Jan, The German Jackman«. Mit Bart, Lederjacke und Plastikkrallen verwandelt sich der Wetzlarer regelmäßig in ein Hugh-Jackman-Double. Wenig später lernte Niebergall in einem Buchladen zufällig den Marburger Regisseur Schulze kennen. Fynn und Feenja Schneider, Niebergalls Enkel, sind eh geborene Schauspieler. Fertig ist die Rollenverteilung.

Die Handlung kommt nicht ganz heran an die X-Men-Filme, die Jackman einst berühmt gemacht haben. Für zweieinhalb Minuten Spannung reicht sie jedoch allemal: Ein Kumpel bittet Niebergall, auf dem Markt eine seltene Wolverine-DVD zu suchen. Der betraut zwei Spürnasen mit dem Auftrag, den 16-jährigen Fynn und die elfjährige Feenja. Und die wiederum finden am Ende nicht nur den Film - sondern auch den Titelhelden.

Das ist »ein Riesenspaß«, wie Niebergall betont. Außerdem sorgt der erstaunlich professionelle Dreh für mächtig Aufsehen bei den Marktbesuchern. Szene für Szene bringt das vierköpfige Produktionsteam in den Kasten. Nur die geplanten Luftaufnahmen mit einer an drei Heliumballons fliegenden Minikamera scheitern. Zu windig. Man werde sie später mit einer Drohne machen, sagt Schulze.

Fynn und Feenja blühen derweil richtig auf. Er liefert einen lässigen Blick nach dem anderen, sie dem Duo das rationale Korrektiv. »Schwierig war bisher nichts«, sagt der 16-Jährige in einer Drehpause. Für den deutschen Jackman bedeutet der Clip die nächste Stufe einer steilen Karriereleiter. Im vergangenen Oktober seien Künstlermanager via Facebook auf ihn aufmerksam geworden, erzählt der 52-Jährige. Die Profis rieten kurzerhand zum Rauschebart. Mit dem sei Schick von Jackman, äh Wolverine, nicht zu unterscheiden. Seither schießt das Doubledasein »total durch die Decke«. Zwischen den Szenen posiert der Doppelgänger für Selfies. Zwar erkennen längst nicht alle, wer hier in Kopie vor ihnen steht. Die imposanten Plastikkrallen genügen vielen aber als Argument fürs Erinnerungsfoto.

Charity-Aktion am Wochenende

Nach zwei Stunden ist das Material so gut wie komplett. Fehlen bloß noch Wolverines Flugeinlagen, animiert im Studio. Demnächst hat der vor 22 Jahren gegründete Trödel dann einen eigenen Werbespot. Laufen wird er auf Youtube, bei anderen Onlineplattformen, wohl auch im Kino. Auftraggeber Niebergall, der von Freitag bis Sonntag zur dreitägigen Benefizaktion in die Thalia-Buchhandlung lädt, freut sich diebisch. Bei Thalia werden Spenden für das Agaplesion Hospiz Haus Samaria gesammelt. Dort wird unter anderem Stadtarchivar Dr. Ludwig Brake über das Traditionsunternehmen Gail referieren. Das Jackman-Double steht für Selfies zur Verfügung (Samstag, 12 Uhr). Pierre Schrader bietet seine »hessischen Skulpturen« an (Samstagm 16 Uhr). Und am Sonntag um 15 Uhr kommt es zur Versteigerung mit »Superhändler« Patrick Paco Steinbeck.

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