Wohnen statt Beten am Trieb

Gießen (mö). Nach der Bekanntgabe durch die evangelische Kirche in Gießen, dass das Grundstück der Wicherngemeinde am Trieb verkauft worden ist, wird die Nutzung nun konkret. Am Dienstagabend hat der parlamentarische Ausschuss für Stadtentwicklung der Erweiterung des Wohn- und Gewerbegebiets »Philosophenhöhe« mit großer Mehrheit zugestimmt.
Vorne am Trieb und der Lincolnstraße sowie auf einem angrenzenden Grundstück will das Gießener Bauunternehmen Depant um die 40 Wohnungen in vier Gebäuden errichten. In den Erdgeschossen sind gewerbliche Nutzungen und ein Gemeinschaftsraum geplant, den die drei evangelischen Gemeinden aus dem Ostviertel nutzen können. »Nach Möglichkeit wird die Ansiedlung einer Gastronomie angestrebt«, heißt es im Nutzungskonzept von Depant.
Kirchensanierung keine Option
Die Erweiterung des Baugebiets auf dem früheren Motorpool-Areal der US-Armee, wo Depant jenen Teil bebaut, der für den privatwirtschaftlichen Wohnungsbau vorgesehen ist, hat sich durch die Baufälligkeit der Kirchenbauten ergeben. Eine Sanierung der Kirche, des Gemeindezentrums und des markanten Glockenturms aus der Nachkriegszeit kam aus Kostengründen für die unter Mitgliederschwund leidende Gemeinde nicht in Frage. Laut Magistratsvorlage fiel Ende 2022 die Entscheidung, das fast 2300 Quadratmeter große Grundstück zu verkaufen. Auf diesem werden drei Gebäude mit bis zu sechseinhalb Geschossen errichtet, hinzukommt ein weiteres, dreieinhalb Geschosse hohes Haus, das auf dem Grundstück, das sich östlich anschließt, gebaut werden soll. Im Außenbereich sind Stellplätze für Autos, einen Carsharing-Anbieter, Fahrräder und Lastenräder vorgesehen, weiterer Parkraum steht für die Bewohner der Erweiterungsfläche in der gemeinschaftlichen Tiefgarage zur Verfügung. Die Zufahrt erfolgt über die Straße Trieb, fußläufig sind die Wohngebäude über vier Wege erreichbar.
In der Ausschusssitzung erläuterte Planungsdezernentin Gerda Weigel-Greilich (Grüne), warum die Sozialwohnungsquote bei dieser vorhabenbezogenen Planänderung nicht greift. Diese Quote werde auf der »Philosophenhöhe« von der Wohnbau GmbH abgedeckt, die auf einem eigenen Baufeld um die 90 Sozialwohnungen errichten will. Ein weiterer Teilbereich ist für das »Gemeinschaftswohnen« vorgesehen. Die vier Neubauten werden zur Versorgung mit Energie an das sogenannte Flexquartier angeschlossen.
Gebaut auf der »Philosophenhöhe« wird bislang nur von Depant. Insgesamt sollen auf dem früheren Militärgelände über 300 Wohnungen entstehen. Richtung Gießener Ring siedeln sich zudem eine Handvoll Firmen an.