Neuer Gebäudekomplex in Gießen: Fertigstellung nicht vor 2025

In Gießen soll ein mehrgeschossiges, langgestrecktes Gebäude parallel zum Verlauf der Gleise der Main-Weser-Bahn gebaut werden. Der Bau soll Mitte 2023 beginnen.
Gießen ‒ Auch wenn Begehrlichkeiten bereits geweckt schienen - es geht noch nicht. Gerade hatte Wohnbau-Chefin Dorothee Haberland die Pläne für die Bebauung des Areals der Weserstraße neben der Main-Weser-Bahnstrecke beim Runden Tisch des Flussstraßenviertels im Nordstadtzentrum vorgestellt. Und sofort kam die erste Anfrage bezüglich einer Wohnung im neuen Gebäude in Gießen.
Es ist jedoch Geduld gefragt. Denn nach dem derzeitigen Stand wird es noch bis 2025 dauern, bis der gesamte Gebäudekomplex fertiggestellt ist, berichtete Haberland. Insgesamt sollen in Gießen 800 neue Wohnungen in vier Wohnbauprojekten entstehen.
Nach langjährigem Leerstand waren die beiden Wohnbau-Wohnhäuser im Oktober 2021 abgerissen worden. Inzwischen liege eine genehmigte Bauvoranfrage für das fast 5000 Quadratmeter große Areal vor, auf dem die Wohnbau-Tochtergesellschaft Wohnbau-Service im östlichen Teil ihre Fahrzeuge bisher abgestellt hatte. Der Bauantrag solle noch in diesem Jahr gestellt werden. Für Mitte 2023 sei der Baubeginn geplant. Entstehen soll ein mehrgeschossiges langgestrecktes Gebäude parallel zum Verlauf der Gleise der Main-Weser-Bahn. Zwischen Bahndamm und Gebäude sind Parkplätze vorgesehen.
Gießen: Für Erdgeschoss des Neubaus ist Gesundheitszentrum geplant
Eine Kooperation mit Deutschem Roten Kreuz (DRK) und Arbeiterwohlfahrt (AWO) sei vereinbart. So beabsichtige im Erdgeschoss des südlichen Gebäudetraktes (zur Weserstraße hin) das DRK ein Gesundheitszentrum, Sozialdienstleistungen mit Physiotherapie, einzurichten. Die AWO im mittleren Teil eine Tagespflege für Senioren, im nördlichen eine Kita U3 für ein- und zweijährige Kinder. Im Obergeschoss ist ein Bereich für Büros der AWO vorgesehen. Im Rest des Gebäudes wird es 34 Sozialwohnungen geben, die auch über zwei Fahrstühle zu erreichen sind. Das Konzept zielt auf ein Mehrgenerationengebäude mit Dienstleistungen hin.
Da die Wohnbau-Chefin schon mal zugegen war, stand sie für weitere Fragen von Mietern Rede und Antwort. Ob die Mieter die Änderung des Wohnbau-Logos zu zahlen hätten? Dies werde über den Posten Verwaltungskosten abgedeckt, »refinanziert über die Mieten«. Wieso in der Sudetenlandstraße 29 bis 33 die alten Holzbalkone seit geraumer Zeit abgerissen seien und sich nichts tue?, wollte Runder-Tisch-Mitglied Erika Wolf wissen. Dies sei den überall zu verzeichnenden großen Lieferverzögerungen geschuldet.
Gießener Neubau-Komplex: Wohnbau-Chefin beantwortet Fragen
Wann der geplante Abriss der Häuser im Schwarzlachweg/Ecke Werrastraße erfolge? In Kürze werde begonnen, eine Konzeptplanung für das gesamte Flussstraßenviertel zu erstellen. »Erst dann kann gesagt werden, was abgerissen und was für einen gewissen Zeitraum nochmals saniert wird.«
Zufrieden zeigte sich Haberland, dass »von 400 geplanten Neubauwohnungen 78 geschafft sind«. Da Ein-Raum-Wohnungen im Mietangebot der Wohnbau »nicht akzeptiert worden« seien, »wollen wir nicht mehr maximal viele Wohnungen bauen«. Dadurch, dass künftig nur noch Mehrzimmerwohnungen errichtet würden, werde zwar einerseits die Anzahl der Wohnungen reduziert. »Wir können jedoch mehr Personen unterbringen«, so Haberland.
Ob sich bei den derzeitigen »wahnsinnigen Baukostensteigerungen und beobachteter viel Bewegung in der Förderlandschaften« der Mietpreis von 6,80 Euro pro Quadratmeter mit 30 Cent Aufschlag, falls keine Heizkosten anfallen, halten lasse, könne sie derzeit nicht beantworten. Da entstehe dann Redebedarf mit der Stadt und dem Jobcenter.
Wohnen: Eventuell leicht reduzierte energetische Standards bei Neubau in Gießen
Der Energiestandard eines Gebäudes legt fest, wie hoch der Energiebedarf pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr sein darf. Bisher wurde bei der Wohnbau mit dem Gebäude-Energiestandard KfW-Effizienzhaus 40 mit Passivhauskomponenten - bis zu 25 kWh/m2 Heizwärmebedarf pro Jahr - saniert und gebaut. Da gab es zwar die maximale Förderungsmöglichkeit.
Allerdings waren die Kosten bei diesem Standard auch relativ hoch. Aus wirtschaftlichen Gründen werde erwogen, die energetischen Standards »leicht zu reduzieren«. Dies bedeute dann künftig KfW 55 - bis zu 35 kWh - mit geringeren Kosten bei baulichen Maßnahmen und Haustechnik. Da ließe sich bei gleicher Finanzsumme mehr sanieren und mehr bauen. (ige)