Wohin mit uns in diesen Zeiten?
Stoffpuppen auf dem Sofa oder an der Bar, Bilder von Treffpunkten in der Pandemie - im Prototyp zeigen Vanessa Wagner und Andreas Neumann, wie sich Märchen im Krisenalltag mit der Frage »Wohin?« verbinden lassen.
Vanessa Wagner hat Bildende Kunst in Kassel studiert. Sie lebt und arbeitet in Gießen, hat ihr Atelier im Prototyp. Man kennt sie von Beiträgen zur Giennale, zu »Arthof/Hardthof« oder in der Galerie 23. Andreas Neumann lebt in Bielefeld und hat einen Diplom-Abschluss als Fotograf an der dortigen Fachhochschule. Beide wissen also aus erster Hand, wie es Künstlern in der Pandemie ergeht und thematisieren das - aber nicht ausschließlich - in ihrer Doppelausstellung im Prototyp (Georg-Philipp-Gail-Straße 5).
Mit dem Titel »Mythos« hat Vanessa Wagner ihre Arbeiten überschrieben. Sie hat menschenähnliche Skulpturen genäht und inszeniert sie in Alltagssituationen, wie einem Barbesuch, einem Fernsehabend mit Naturfilmdokumentationen auf dem Sofa oder dem Warten auf ein Konzert - Szenen, die wir aktuell in der Pandemie entweder aus eigenem Erleben kennen oder schmerzlich vermissen.
Gleichzeitig deutet die Künstlerin durch ihre Wollbilder verschiedene Figuren aus Mythologie oder Märchen an und spielt damit auf den Zusammenhang zwischen Corona-Alltag, den Gedanken und alten Wesen von Märchen und Mythen, aber auch die offenkundige Sehnsucht nach diversen, diffusen Wahrheiten an. Wagners Ausstellung wird unterstützt durch ein Projektstipendium der Hessischen Kulturstiftung.
Märchen, Mythen und Treffpunkte
Die Frage nach dem »Wohin«, auch in Zeiten der Pandemie, stellt sich in den Fotoarbeiten von Andreas Neumann. Das gesellschaftliche Leben verändert sich kontinuierlich. »Doch noch nie wurden wir in der uns gewohnten Zeit vor solch herausfordernde Hindernisse des gesellschaftlichen Lebens gestellt«, meint Neumann. Begleitet von Schutzmaßnahmen wurden Zusammenkünfte untersagt oder reglementiert. Aber dann trifft man sich eben draußen, in der Natur oder an Orten, die mancher sich vor wenigen Monaten wohl nicht als Sehnsuchtsort auf die Frage »Wohin sollen wir gehen?« ausgesucht hätte.
Neumann hat fotografiert, wo Menschen trotzdem, und vor allem wie sie zusammenkommen: bei der Nachttanzdemo, auf der Treppe eines Supermarktes oder am Badesee. Er zeigt aber auch die einsamen Momente, die wir im Lockdown in unseren Wohnungen erlebt haben. Auf seinen Bildern stehen Orte und der Mensch im Vordergrund, in einer Zeit die außergewöhnlicher nicht sein könnte. Andreas Neumanns Ausstellung wird unterstützt von der Kunststiftung NRW.
Die Doppelausstellung ist vom 16. bis 21. Mai im Prototyp (Georg-Philipp-Gail-Straße 5) aufgebaut. Sie kann pandemiebedingt nur online eröffnet werden am Sonntag, 16. Mai, um 18 Uhr. Den Stream-Zugangslink findet man rechtzeitig auf Wagners Homepage vanessawagnerartwork.com. Bis 21. Mai ist die Ausstellung auch live zu besichtigen, aber nur mit negativem Corona-Test- und Anmeldung: vanessawagnerartwork@gmail.com.
