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OB Frank-Tilo Becher auf der Leonard-Brücke des Mathematikums. © Rüdiger Schäfer

Gießen (rsc). Auf Neudeutsch würde man sagen: »Museums go out into public« - Museen gehen auf die Straße. Was auf das erste Museumsfest in der Universitätsstadt am Samstag am Kugelbrunnen zutraf: Dass Gießens Museen nicht nur darauf warten, dass Besucher zu ihnen kommen. Sondern dass sie sich dort präsentieren, wo sich die Menschen aufhalten, wo sie shoppen und flanieren.

Das gelang dem BID Marktquartier als Veranstalter bei strahlendem Wochenendwetter. Ausnahmslos alle Gießener Museen beteiligten sich - selbst von außerhalb das Wißmarer Holzmuseum.

Thomas Kirchhof, Vorsitzender des BID Marktquartiers, hatte das Format zusammen mit Frank Hölscheidt von der Gießen Marketing Gesellschaft geschaffen. Es ersetze auch das frühere BID-Frühlingsfest.

Nichts Besonderes ist so eine Veranstaltung »draußen« für Museumsdirektor Prof. Albrecht Beutelspacher. Schon viele Male hat sich sein Mathematikum im Freien sich präsentiert. Neben Knobelspielen für Jung und Alt war eine besondere Brücke aus diversen Holzteilen am Kreuzplatz aufgebaut. Die begehbare Leonard-Brücke hat als Grundidee die Übertragung des Flechtprinzips auf starre Bauteile. So stützen sich die diese durch geschickte Verschränkung gegenseitig. Fixiermittel wie Dübel, Schrauben, Nägel oder Seile sind nicht nötig. Erfunden hatte das Prinzip Leonardo da Vinci vor mehr als 500 Jahren.

Neuauflage ist wahrscheinlich

Nicht alle wagten sich, diese nur durch Brettstücke verschachtelte, scheinbar nicht stabile Brücke zu überqueren. Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher war einer derjenigen, der sich über die Bretterkonstruktion traute. Ob sie auch als billige Variante für den Neubau der maroden Konrad-Adenauer-Brücke taugen würde? »Eher wohl nicht«, schmunzelt Becher.

Am stärksten umlagert war der Experimentierstand des Liebig-Museums. Bei spektakulären Versuchen assistiert die chemisch-technische Assistentin (CTA) Lisa Stumpf ihrer Mutter Christine Fröhlich. Einen kleinen Drachen ließ die promovierte Chemikerin Feuer spucken, betrieb Farbwechselspiele durch Zusammengießen verschiedener Flüssigkeiten. Funken sprühten silvesterlich, kleine Detonationen ließen kurz zusammenzucken, Gummibärchen gingen in einer Stichflamme auf, Rauchwolken vernebelten sekundenlang Stand und Neugierige.

In eine Art Seifenblasen-Spezialmischung - »Die verrate ich nicht, sonst macht das jeder nach« - steckte sie ihre Hand, die sodann durch Feuerzeuggas angezündet stichflammenartig loderte: Eine Art Hokuspokus ohne Brandblasen. »Chapeau!«, sagte da der nichtvorhandene Chemiesachverstand. Mitmachen durften die Kinder beim Ausprobieren von Knallerbsen.

Beim Wißmarer Holzmuseum konnte man neben dem Brennwert von Holz - 2,5 Kilogramm entsprechen einem Liter Heizöl - auch die verschiedensten Hölzer spielerisch kennenlernen. Am Stand der Justus-Liebig-Universität, die auch eine Antiken-Sammlung ihr Eigen nennt, gruben Nachwuchsarchäologen im Sand nach »alten« Fundstückteilen und setzten diese sodann puzzleartig zusammen.

Dass außer im Drei-Gebäude-Stadtmuseum auch die Heimatmuseen in den Stadtteilen Altes und Sehenswertes aufzuweisen haben, zeigte eine Standgemeinschaft. Ingke Günther ließ am Pavillon ihres Gießkannenmuseums unter dem Motto »Das Kind als Gießkannenexperte« bei kunstpädagogischen Mitmachaktionen auch kleine Kannenmodelle kneten. Ein Karussell kreiste für die Kleinkinder. Und für die Sättigung von Hungrigen und Durstigen war auch gesorgt. Stark störend allein ab 12 Uhr eine überlaut eingestellte Lautsprecheranlage eines unmittelbar angrenzenden christlichen Standes.

»Ich bin sehr froh, dass die erste Auflage so gelungen ist«, zeigte sich Thomas Kirchhof stark erleichtert. Was für eine Wiederauflage spricht? »Alles.« Gibt es Änderungsbedarf? »Spontan sehe ich keinen.« Einzig der Termin sollte nicht mehr so nahe an dem vom »Tag der Museen« liegen. Ob im nächsten Jahr auf den Kirchenplatz umgesiedelt wird? Das müsse in der Nachbesprechung auf den Tisch. Laufkundschaft wie am Kugelbrunnen oder »Hinlauf-Kundschaft« zum Kirchenplatz ist da die Frage. Viele hätten dazu gesagt: »Bloß hier bleiwe!«

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