»Wir leben Vielfalt«

Gießen (bac). Der Caritasverband in Gießen besteht seit 76 Jahren und ist breit im Sozialbereich aufgestellt. Aufgrund der pandemischen Lage der vergangenen Jahre wurden die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Jubiläum um ein Jahr verschoben und erst jetzt am Donnerstag mit einem großen Fest nachgeholt, beginnend mit einem Pontifikalamt, gefolgt von einem Festakt und einem Mitarbeiterfest als Ausklang.
Im Rahmen der Messe überreichte der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf Pfarrer Erik Wehner auch die Ernennungsurkunde zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden des Caritasverbands Gießen. Wehner, der seit Mai der neue Pfarrer des Pfarreienverbunds Gießen ist, tritt somit auch bei der Caritas die Nachfolge von Pfarrer Hans-Joachim Wahl an, der seit Februar Bundespräses des Kolpingwerks in Köln ist.
»75 Jahre, das ist eine großartige Zeit. Ich danke allen Menschen, die vor 75 Jahren und bis heute sich hier für andere eingesetzt haben und es immer noch tun«, sagte Kohlgraf zu Beginn der Messe, die er gemeinsam mit Wehner zelebrierte und zu der viele Lokalpolitiker und Vertreter von Vereinen und Verbänden, mit denen die Caritas eng zusammenarbeitet, als Gäste gekommen waren.
Der katholische Sozialverband hat das Jubiläumsjahr mit dem Motto überschrieben »Wir leben Vielfalt« - und dies war auch das zentrale Thema des gesamten Vormittags. In seiner Predigt ging Bischof Kohlgraf auf das besondere Verhältnis zwischen Gott und den Menschen ein: »Ich habe das Elend meines Volkes gesehen. So offenbart sich Gott am brennenden Dornbusch dem Moses.« Diese Metapher setzt Kohlgraf in Beziehung zu der Arbeit der Caritas. »Gott lässt sich von dem Leid der Menschen anrühren. Er lässt uns in sein Herz hineinblicken, das für die Not der Menschen brennt. Er hat Mitleid und er trägt das Elend mit.« Caritas, das sei Aufgabe jeder Gemeinde und jedes Menschen. »Und die Aufmerksamkeit auf Menschen in ihren unterschiedlichen Notlagen zu richten, das ist kein Ausdruck der Schwäche, sondern der Stärke.«
In dem anschließenden Festakt, der von Caritasdirektor Ulrich Dorweiler souverän moderiert wurde, zollten Vertreter der heimischen Politik und weiterer Verbände der Arbeit des katholischen Sozialverbands ihren Respekt. In ihrem Grußwort bescheinigte Landrätin Anita Schneider dem Verband, dass er die Herausforderungen der vergangenen 75 Jahre gut gemeistert hätte. Im Landkreis wisse man, dass man auf sie zählen könne. Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher überbrachte die besten Grüße und Glückwünsche des gesamten Magistrats. »Die Caritas hilft dort, wo sie gebraucht wird, und sie ist über Jahre eine feste Konstante geworden.« Becher erinnerte an die Anfangszeit von 1946, wo die vielen Helfer tatkräftig Hilfe geleistet hätten. Ohne die Unterstützung der Flüchtlinge, die nach Gießen kamen, hätte die Caritas vielleicht gar nicht überlebt.
Regina Freisberg, Diözesancaritasdirektorin des Bistums, erinnerte daran, dass einer der Kernbereiche die Begleitung von Flüchtlingen sei, damals wie heute, und zwar mit entsprechenden Angeboten, die sich im Laufe der Jahre den Bedürfnissen angepasst hätten.
Für die Liga der freien Wohlfahrtspflege Gießen beglückwünschte Claudia Klee zu dem Jubiläum. Sie betonte das hervorragende Miteinander der einzelnen Vereine und Verbände, die sich dort zusammengeschlossen haben. »Es ist ein guter Austausch. Hierzu ist großes Vertrauen notwendig und dazu tragen Sie maßgeblich bei.«
750 Mitarbeiter
Für die rund 750 Mitarbeiter ergriff Moritz Kirchner das Wort und gab sich zuversichtlich, dass der Verband noch weiter Bestand haben werde, denn dort werde das Leitbild und die Vielseitigkeit jeden Tag gelebt.
Zum Abschluss dankte Eva Hofmann allen, die zum Gelingen der Feierlichkeiten beigetragen hätten. Zu dem Thema Vielfalt erläuterte sie, dass diese Vielfalt in der Caritas eine lange Tradition habe, auch wenn der Verband erst kürzlich die Charta der Vielfalt unterzeichnet hätte. Sie betonte, dass jeder, der das Leitbild des Verbands mittragen kann, als Mitarbeiter willkommen sei, unabhängig seiner Religionszugehörigkeit oder sonstigen Präferenzen.
Musikalisch wurden die Messe und der Festakt von dem Regionalkantor Michael Gilles und Gerardus Pellekoorne gestaltet. FOTOS: BAC