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»Wir leben in einer Demokratie«

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Hinter der Villa Leutert ist die städtische DEXT-Fachstelle im Jugendamt angesiedelt. Dorthin kann sich jeder wenden, der Probleme mit Extremismus hat oder diesem vorbeugen möchte. © Rüdiger Schäfer

Gießen (rsc). Birgit Schlathölter hat dem Gießener Ausländerbeirat die städtische DEXT-Fachstelle vorgestellt. DEXT steht für »Demokratieförderung und phänomenübergreifende Extremismusprävention«. Die Fachstelle ist angesiedelt im Jugendamt in der Ostanlage 25 a - hinter der Villa Leutert, in der die standesamtlichen Trauungen vorgenommen werden.

Zwar gebe es »gelegentlich Hakenkreuze an der einen oder anderen Wand«, doch Rassismus in der Schule betreffe die Menschen - hier die Kinder - in weit stärkerem Maße, sagte die DEXT-Mitarbeiterin. Wenn beispielsweise das Kind Migrationshintergrund habe oder jüdischen, islamischen oder anderen nicht christlichen Glaubens sei und aus einem dieser Gründe in der Schule von Mitschülern oder außerhalb rassistisch angegangen werde. Was man in einem solchen Fall tun sollte, zeigte Schlathölter den Teilnehmern auf.

Für Fragen rund um all diese Arten von Extremismus ist die DEXT-Fachstelle eine erste Anlaufstelle für zivilgesellschaftliche Organisationen, Verwaltungen, Eltern, Kinder, Jugendliche, Erzieher, Sozialarbeiter und Lehrer. Unterstützung kann auch erhalten, wer sich um junge Menschen sorgt, die extremistische Haltungen entwickeln.

Erste Anlaufstelle mit vielen Aufgaben

Wie Schlathölter erläuterte, bietet die DEXT-Fachstelle Hilfe und Unterstützung in Form von Informationen, Fachveranstaltungen, Workshops, Projekten oder auch als Erstberatung. In Zusammenarbeit mit weiteren Fach- und Beratungsstellen bestehe die Möglichkeit zur Erarbeitung von Interventionen und Interventionsplänen bei extremistischen und demokratiefeindlichen Gesinnungen. Präventionsangebote könnten von Vereinen, Kitas, Schulen, Heimen und anderen Institutionen in Anspruch genommen werden. Kein einseitiges Belehren, sondern Dialogkommunikation sei der richtige Weg. »Dabei müssen wir klarmachen: Wir leben hier bei uns in einer Demokratie.«

Unter Berücksichtigung der lokalen Bedarfe soll diese Stelle auch Fort- und Weiterbildung für Mitarbeiter in den Behörden organisieren. Sie soll zudem zu einer lokalen Vernetzung relevanter Akteure beitragen und lokale Projekte fördern. Zum Themenfeld Extremismus arbeitet sie intensiv mit den wissenschaftlichen Mitarbeitern für die regionale PMK-Prävention (Politisch Motivierte Prävention) in den Polizeipräsidien zusammen.

Dies alles diene auch dem Ziel, die Integration von Migranten zu fördern. Damit unsere Stadtgesellschaft »so bunt und vielseitig« bleibe, wie sie sei. »Wenn man Demokratie nicht pflegt, dann kann sie schnell verloren gehen«, sagte die Referentin. Doch habe die DEXT-Fachstelle nur dann Potenzial, wenn sich auch viele Menschen an sie wenden. Schlathölter appellierte an die Mitglieder des Ausländerbeirates, diese Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Lokale Projekte unterstützen

Mit dem Aufbau und der Fortführung eines Monitorings für extremistische Vorfälle in der Stadt sollen die Präventions- und Unterstützungsangebote an den regionalen Bedarf angepasst werden.

Mit dieser Fachstelle will die Stadt einen weiteren Beitrag leisten, Demokratie zu fördern und jedem Extremismus entgegenzuwirken. Gießen stehe für Demokratie, Gleichberechtigung, Frieden, Menschenwürde, Religionsfreiheit, Partizipation, Teilhabe, Pressefreiheit, Chancengleichheit, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit, Pluralismus, Respekt, Solidarität, Gewaltfreiheit, heißt es.

Als unsere freiheitliche demokratische Grundordnung angreifend werden gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und politisch motivierte Taten durch extremistische Haltungen und Handlungen bezeichnet. Das sind: Rechtsextemismus, Linksextremismus, Islamismus, Extremismus mit Auslandsbezug, Extremismus von Reichsbürgern und Selbstverwaltern, Antisemitismus, Antijudaismus, Antiziganismus (betrifft Roma und Sinti), Muslim-/Islamfeindlichkeit, Rassismus, Ultranationalismus und »Hate Speech« (Hassrede).

Die DEXT-Fachstelle ist zu erreichen telefonisch unter 06 41/3 06 24 71 oder per E-Mail an: dext@giessen.de.

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