»Widerhall am Wasserloch« in der Löwengasse

Gießen (gl). Andrej Jerger kämpft ein wenig mit der Flüchtigkeit des Materials. Der Lehramtsstudent für die Fächer Chemie und Kunst hat mit Hennafarbe oder Kohle Spuren von Tieren auf dem Platz rund um die Wasserfontäne in der Löwengasse aufgemalt. Doch davon ist am Tag danach - so wie an einem echten Wasserloch - nicht mehr alles sofort zu sehen. Die dicken Tatzen des Bären erkennt man noch ganz gut, aber nicht die zarteren Spuren von Vögeln oder Wildtieren.
Doch das, was der gelernte Industriemeister Chemie mit seinem Kunstprojekt ausdrücken will, kommt ohnehin auf jeden Fall rüber.
»Widerhall am Wasserloch, Gießen« hat er sein Werk genannt. In dem hat er mit natürlichen Farbstoffen die Trittsiegel von heimischen Tieren nachgeahmt. »Selbstverständlich wird nur ein Ausschnitt der heimischen Tiere abgebildet, welche repräsentativ für sie alle das Wasserloch besuchen, um sich zu stärken. Nur um wieder kurz darauf weiterziehen zu müssen«, sagt er.
Nasse Pfoten, durstige Kehlen
Um die volle Wirkung des Werks, das tierische Spuren mitten in die Fußgängerzone bringt, empfinden zu können, empfiehlt Jerger, sich ihm aus verschiedenen Perspektiven bzw. Modi heraus zu nähern. Etwa als Entdecker: »Mit Interesse näherst du dich dem Werk, untersuchst es auf bekannte Formen und Muster und lässt dich von Neuem überraschen«, sagt er.
Doch da gibt es auch eine eher ästhetische Herangehensweise: »Betrachte das Werk im Einzelnen und auch immer wieder im Ganzen, lass dir Zeit, um es wirken zu lassen und stelle dir vor, wie die Tiere das Wasserloch besuchten, tranken, spielten, jagten und wieder gingen.« Und auch Empathie ist gefragt: »Versuche dich in die Lebewesen hineinzuversetzen. Was haben sie am Wasserloch empfunden? Was hat sie dazu bewegt hierher zu kommen und was hat sie veranlasst so plötzlich wieder zu verschwinden?« Der Künstler wünscht allen eine interessante und intensive Begegnung mit seinem Werk und im Austausch miteinander.