Wertvolle Hilfe von »Dr. Da Vinci«

Vor drei Jahren hatte der Roboter Da Vinci im UKGM Premiere. Mittlerweile sind Operationen mit Unterstützung des Hightech-Systems Routine. Die Chefärzte der drei involvierten Kliniken entscheiden sich bei rund 70 Prozent der Operationen für die Assistenz von »Dr. Da Vinci«. Die Patienten profitieren von den schonenden minimalinvasiven Eingriffen.
Da die Patienten bei einer Operation sanft schlummern, bekommen sie weder vom chirurgischen Geschick des Arztes noch von den Hightech-Geräten um sie herum etwas mit. Das soll am 16. Juli anders sein. Dann nämlich dürfen Interessierte an einem Da-Vinci-Trainingssimulator selbst Hand anlegen. Parallel dazu gibt es kurze Vorträge, in denen Mediziner die Einsatzgebiete und Möglichkeiten des Systems erläutern.
Am Universitätsklinikum arbeiten derzeit drei Kliniken mit der modernen Technik: Die Urologie (Prof. Florian Wagenlehner), die Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Kinderchirurgie (Prof. Winfried Padberg) und die Klinik für Frauenheilkunde (Prof. Ivo Meinhold-Heerlein). Zu den Eingriffen, bei denen das System vor allem eingesetzt wird, zählen Prostata- und Nierenkrebs, Dickdarm- und Enddarmentfernungen sowie gynäkologische Erkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs oder Endometriose. Die Erfahrungen, die die Fachärzte in den vergangenen drei Jahren gesammelt haben, sind durchweg gut, der Einsatz des hochmodernes Da-Vinci-Systems ist zur Routine geworden.
Das Robotersystem erlaubt dem Chirurgen ein dreidimensionales Bild des Operationsfeldes. Bisher kaum wahrnehmbare Details werden sichtbar. Ermöglicht wird dies durch eine hochauflösende Kamera mit zehnfacher Vergrößerung. Die gelenkigen Roboterarme können zudem in Winkel vordringen, die bisher für den Operateur nahezu unzugänglich waren. Das System funktioniert wie eine Art Übersetzer, der die Bewegungen des Chirurgen feiner und präziser werden lässt. Händezittern und Ermüdungserscheinungen des Operateurs werden ausgeglichen, er kann entspannter arbeiten als zuvor. Anfängliche Befürchtungen, die fehlende Haptik sei ein Nachteil, hätten sich nicht bestätigt, sagen Professor Meinhold-Heerlein und seine Kollegen: »Man bekommt nach kurzer Zeit ein gutes Gefühl für die Steuerung.« Für den neuen, raumgreifenden Kollegen, der vor drei Jahren für zwei Millionen Euro angeschafft wurde, hat man eigens einen großen OP-Saal hergerichtet. Überall dort, wo man per Laparoskopie operiert, ist der Roboter gefragt, schildert Prof. Wagenlehner. Die »Schlüssellochchirurgie« war in den 80er Jahren ein wichtiger Meilenstein. Der Roboter ist eine technische und digitale Verfeinerung dieses Verfahrens.
Entwickelt wurde das System in den USA. Die Ursprünge gehen zurück in die 90er Jahre. Zu Zeiten des Irakkriegs entstand der Wunsch, verletzte Soldaten aus der Entfernung operieren zu können. Die Idee wurde so nicht umgesetzt, sagt Prof. Padberg, aber sie war die Initialzündung für die Entwicklung der OP-Roboter. Der Assistent mit den Krakenarmen übernimmt jedoch niemals die Rolle des Arztes, sondern bleibt zu jedem Zeitpunkt der »Befehlsempfänger«, der lediglich ausführt, was ihm der »Chef« an der PC-Konsole sagt. In Marburg und auch in Frankfurt hat man DaVinci schon früher angeschafft als in Gießen. Am heimischen Standort ist man stolz darauf, nun das neueste Modell mit modernster Technik anbieten zu können. Dies ist auch im Wettbewerb mit anderen großen Kliniken von Bedeutung. Die Entwicklung schreitet schnell voran, bereits jetzt arbeitet man in Forschung und Industrie an Nachfolgemodellen.
