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Wenn jede Hilde zu spät kommt

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Manche Verschreiber regen die Fantasie an. Petra Pickenhahn, Leiterin des Korrektorats in unserem Verlagshaus, greift in solchen Fällen gern zum Zeichenstift. © Red

Minifeierwehr, Cheftraine oder Fliegenlegemeister: Auch im vergangenen Jahr sind unseren Lesern wieder amüsante Fehler der Redaktion entgangen, weil unser Korrektorat sie rechtzeitig entdeckt hat. Die schönsten bekommen Sie jetzt doch zu sehen.

Ein Verein will mit pädagogischen Angeboten die Medienmüdigkeit junger Menschen stärken. In einem Freizeitzentrum werden Energiespaßmaßnahmen umgesetzt. Für ein Unfallopfer kam jede Hilde zu spät. Diese Sätze haben Sie 2022 nicht in unserer Zeitung gelesen. Zu verdanken ist das dem Korrektorat des Verlagshauses, das die allermeisten Fehler der Redakteurinnen und Redakteure rechtzeitig abfängt. Doch wie in jedem Jahr hat das Team die amüsantesten Verschreiber gesammelt. Und Sie bekommen sie an dieser Stelle doch noch zu sehen.

Besser zweimal hinschauen

Wie bei der Medienmündigkeit muss man manchmal zweimal hinschauen, um zu entdecken, dass ein Buchstabe fehlt. Mitunter entsteht so ein eigener Charme. »Rehanwendungen im Wasser« könnten hilfreich sein für Tierfreunde beim Kuraufenthalt. Ein Fußball-Berichterstatter ruft auf zum »Damendrücken für das Heimspiel gegen Lissabon«, ein anderer berichtet über Frank Lampards »dritte Station als Cheftraine« innerhalb eines Jahres. Die Polizei »beschreit die Täter«, Unterstützer eines Angeklagten »kandieren« ihre Forderungen vor dem Gericht. Eine Mutter weiß, »was ein Kind raucht, um sich gut zu entwickeln«. Ein Forstamt pflanzt Bäume - »Kirche, Berg-Ahorn und Weißtanne«.

Ein Buchstabe zu viel hat sich eingeschlichen bei »Gänsehaut und Freundentränen«, dem »Deutschen Rotzen Kreuz (DRK)« oder einem »drei Mieter hohen Wall« um ein Wohngebiet.

Ein Wetterau-Besucher ist fasziniert vom »Sandhosenmuseum in Büdingen«. Tatsächlich präsentiert ein Sandrosenmuseum dort geologische Kostbarkeiten. Die Queen-Tribute-Band »The Bohemians« will in der Stadthalle »austreten«. Die 70er-Jahre-Band »Ton, Steine, Scherben« wird »Ton, Steine, Erden« genannt. Ältere erinnern sich: »Bau Steine Erden« hieß die Gewerkschaft, deren Namen Rio Reiser und Co. verballhornten.

Führen unbewusste düstere Erwartungen zur Feststellung, die Planung für die Lumdatalbahn sei »noch nicht abgeschossen«? Kommen Vorurteile zum Vorschein bei der »Minifeierwehr« oder dem »Statischen Landesamt«?

Geldgeber besser nicht verkraulen

Möglicherweise der hessische Konsonanten-Schwäche entspringt der »Borgenkäfer«, der Fichten befällt. Eine Gruppierung versucht »bei Leuten anzudoggen, die grundsätzlich gegenüber dem Staat eher kritisch eingestellt sind« - kommen dabei etwa Hunde zum Einsatz? Industriebetriebe wollen »ihre Subventionsgeber nicht verkraulen«.

Vergeblich ins Blatt zu mogeln versuchten sich ein »Wokshop« an einer Schule, das »Word zum Sonntag« oder ein »Fliegenlegemeister«. Ein hartnäckiger Klassiker schaffte es ebenfalls in keinen Artikel: Der »Schweinwerfer« ging den Korrektorinnen und Korrektoren zuverlässig ins Netz. Ein anderer alter Bekannter schlüpfte einmal durch, wie ein Blick ins Archiv zeigt: Der »Wehmutstropfen«. Klingt einleuchtend, heißt aber »Wermutstropfen«.

Ja, Sie finden leider trotz aller Sorgfalt gelegentlich Fehler in der Zeitung - und wir selbst ärgern uns am meisten darüber. Bleibt zu hoffen, dass manche Anlass zum Schmunzeln geben. Im Korrektorat hat jedenfalls schon die Pannensammlung für 2023 begonnen. Mehr dazu in einem Jahr.

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