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Wenn Hamster Skateboard fahren

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Von: Dagmar Klein

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Erinnerungsbuch mit Collage-Porträts. © Dagmar Klein

Dieser Sommer ist voller Abschiede. Der Teamwechsel am Stadttheater zieht weite Kreise. Auch Terrry Pfeiffer, Ballettlehrerin des Jugendclub Tanz, verabschiedet sich und zieht mit ihrem Mann Harald Pfeiffer nach Wien, wo der aus Österreich stammende Schauspieler schon lange eine Zweitwohnung hat.

Terrry Pfeiffer, die Frau mit den drei »r« im Vornamen, hat 20 Jahre lang im Tanzstudio A klassisches Ballett unterrichtet, für Jugendliche und Erwachsene. Die allerletzte Unterrichtsstunde nutzten ihre Zöglinge für einen Überraschungscoup, zu dem auch viele Ehemalige angereist waren.

Organisiert hatte das »Come Together« Theresa Gehring, die als Tanzlehrerin längst in die Fußstapfen von Terrry Pfeiffer getreten ist. Sie hat dafür gesorgt, dass ein Erinnerungsbuch mit Textbeiträgen und Fotos entsteht, hat mit den Hiesigen eine schwungvolle Choreografie zu »Another one bites the dust« einstudiert. Nachdem ihre ersten Freudentränen getrocknet waren, machte Terrry Pfeiffer das, was sie am liebsten tut, sie tanzte mit. Und alle ließen noch eine letzte gemeinsame Übung folgen zum melancholisch-hoffnungsvollen »Let it be«.

Terrrys Schüler blieben oft sehr lange dabei, machten Ballett und Tanz zu einem wichtigen Teil ihres Lebens. Einige stießen immer wieder dazu, wenn es ihre Zeit erlaubte. Der persönliche Zeitrahmen reicht bei vielen von der Schulzeit über das Studium bis ins Berufsleben. Oft genug habe das Balletttraining sie mehr in Anspruch genommen als Studium und Prüfung, erinnert sich Katharina Huber, die längst als Ärztin in Heidelberg arbeitet.

Was war das Besondere an der Tanzlehrerin Terrry, dass sie die noch jungen Menschen so faszinieren konnte? Dazu fällt den Befragten einiges ein. »Sie hat Bewegung mit Bildern erklärt«, ist eine Antwort, gemeint sind metaphorische Bilder. Der Hamster, der Skateboard fährt und das den Arm der Tanzenden hinunter. Fröhliches Lachen in der Runde, das ist ein Bildvergleich, der wohl bei allen im Gedächtnis blieb und bleiben wird.

Jugendclub Tanz wie zweite Familie

Terrry war an den Einzelnen interessiert, hat Individuelles gefördert und persönliche Stärken herausgearbeitet, so die übereinstimmenden Aussagen. »Es hat auch gutgetan, auf ein Projektergebnis hinzuarbeiten«, betont Katharina Huber. Damit meint sie die jährlichen Aufführungen des Jugendclub Tanz auf der Studiobühne des Stadttheaters. »Die wöchentlichen Trainingsstunden waren wie eine zweite Familie«, sagt Jelena Müller, die neben ihrer Doktorandenstelle an der JLU ebenfalls selbst unterrichtet. Und Theresa Gehring fällt noch ein, dass sie nirgendwo sonst so herumalbern konnte wie bei Terrry. »Sie hat immer mitgemacht, für einen Moment waren alle entspannt, dann ging es konzentriert weiter.« So wird Freude am Leben vermittelt.

Terrry selbst erinnert den Freitagabend so: »Ich war total überrascht, mit so etwas hatte ich überhaupt nicht gerechnet, da ich mich schon während der Woche von vielen verabschiedet hatte. Viele sagten, dass sie durch das Training und den Jugendclub Tanz auch eine Liebe zu Tanz und Ballett gewonnen haben. Das macht mich sehr glücklich.«

Und wie geht es weiter? »Wir ziehen nach Wien und werden hoffentlich auch viel Zeit mit der Familie (Töchter, Enkel, Schwiegersohn) in Chemnitz verbringen können.

Auch Jutta Gremmels, Inhaberin des Tanzstudio A am alten Flughafen, bedauert Terrry Pfeiffers Weggang sehr, weist aber darauf hin, dass es weiterhin das Angebot klassisches Ballett geben wird. Sie konnte mit Anke Cossmann eine renommierte Tanzlehrerin gewinnen.

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Die letzte gemeinsame Übung im Ballettsaal zu »Let it be«. Ganz rechts sieht man Terrry Pfeiffer, links Theresa Gehring im grünen Trikot. © Dagmar Klein

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