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So lief die Gießener Pfingstregatta 2022: Weniger Meldungen, dafür viel Comeback-Freude

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Von: Sven Nordmann

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Siegerkulisse: Die jeweiligen Gewinner der Pfingstregatta werden direkt im Rennanschluss am Steg gegenüber dem Bootshaus geehrt. FOTO: FRIEDRICH
Die Gießener Pfingstregatta 2022 © Harald Friedrich

Friedlich, naturbelassen und familiär: Die Gießener Pfingstregatta kehrt nach zwei Jahren Corona-Pause zurück - mit 30 Prozent weniger Meldungen, aber viel Freude über das Comeback.

Gießen - Die Pfingstregatta ist wieder da! Nach zwei Jahren Corona-Pause wartete die 110. Version der Traditionsveranstaltung am Wochenende zwar mit rund 30 Prozent weniger Meldungen auf als noch 2019, dafür aber sahen dem Ruder-Treiben auf der Lahn am gestrigen Pfingstmontag Schätzungen von Hartmut Sorg zufolge über den Tag verteilt bis zu 5000 Menschen zu.

Der Vorsitzende des ausrichtenden Gießener Regattavereins: »Nach zwei Jahren ohne Regatta sind wir zufrieden. Ablauf und Bedingungen waren klasse. Der Sonntag war wetter- und damit auch zuschauermäßig etwas mau, dafür waren Samstag und Montag umso besser.«

Besonders erfolgreich aus heimischer Sicht waren (siehe Ergebnisse unten) der junge Tim Titus Günther (Hellas Gießen) und der in Gießen groß gewordene Olympia-Teilnehmer Marc Weber, der erneut den Lahnpokal im Einer gewann: »Es gibt keinen Wettbewerb, den ich lieber fahre«, sagt der 24-jährige Ex-Schützling des RC Hassia. »Als ich U19-Vizeweltmeister wurde, bekam ich von einigen älteren Herren Glückwünsche. Als ich den Lahnpokal in Gießen zum ersten Mal gewonnen habe und aus dem Wasser stieg, versammelte sich sofort eine Schar von Menschen um mich, die mir gratulierte und mich fragte, ob ich nicht eine Bratwurst oder ein Bier ausgegeben bekommen wolle. Es ist von der Tradition her ein starker Wettbewerb.«

Menschen sitzen am Ufer der Lahn und flanieren am Rande der Gießen Regatta.
Die Gießener Pfingstregatta 2022 © Harald Friedrich

Auch die 110. Ausführung der Gießener Pfingstregatta kennzeichnete sich bei 320 Rennen durch einen Mix aus Breiten- und Leistungssport - der jüngste Teilnehmer war elf Jahre alt, der älteste ganze 75.

Politische Prominenz bei der Pfingstregatta in Gießen

»Das Kind, das hier seinen ersten Regattaerfolg feiert, steht genauso im Vordergrund«, sagt Markus Ihlo, Vorsitzender Wettkampfwesen.

Insgesamt verteilten sich die rund 850 Meldungen auf 500 Sportlerinnen und Sportler - die meisten Mannschaften stellte die RG Heidelberg (55). Verfolgt wurde das sportliche Treiben auf der Lahn auch von der lokalen Politik: Oberbürgermeister Frank-Thilo Becher (SPD) war nicht nur am Sonntag, sondern auch am Pfingstmontag ebenso vor Ort wie Gießens CDU-Chef Frederik Bouffier und Anita Schneider (SPD). Die Landrätin erklärte am Flussufer: »Ich kenne die Pfingstregatta, seit ich um die Jahrtausendwende nach Gießen gekommen bin. Sie gehört für mich zur Stadt und rückt nicht nur den Sport, sondern auch die Lahn als solches in den Vordergrund. Es ist schön, die Begeisterung rund um diesen Wettbewerb zu sehen.«

Es fühlt sich an wie immer.

Katharina Stamer, 21, Frauen-Achter Gießen/Wetzlar

Die in Gießen lebende 21-jährige Katharina Stamer lobte: »Es fühlt sich an wie immer.« An allen drei Wettkampftagen war die ehemalige Teilnehmerin der Junioren-WM auf dem Wasser. Nach ihrem Rennen mit dem neuen Frauen-Achter aus Gießen/Wetzlar sagte sie: »Das war eine gute Probe für den ersten Renntag der neuen Saison.«

Die »Lahnschwäne« des mittelhessischen Frauen-Achters starten wie die Gießener Männer am 18. Juni in Kassel in die neue Ruder-Bundesliga. Während dort die Leistung an vorderster Stelle steht, biete das Pfingstwochenende in Gießen »eine super organisierte Regatta in lockerer Atmosphäre.«

Enormer ideeller und personeller Aufwand: Die Pfingstregatta Gießen ist nicht selbstverständlich

Da kümmert sich der U23-Weltmeister Marc Weber darum, dass die Kinder des RC Hassia anlegen, nachgemeldet werden oder Essensgutscheine erhalten, da vertreiben sich auswärtige Mannschaften unter Zelten mit Campingstühlen und mobilen Musikboxen die Zeit und da säumen Gießener Passanten am Bootshaus oder dem Lahngenuss das Ufer.

All das ist möglich, weil die Sparkasse Gießen finanziell unterstützt und der Regattaverein mit GRG, Hassia und Hellas viel ideelle und personelle Kraft investiert. Hartmut Sorg vom organisierenden Verein: »Da steckt ein Team dahinter, das Wunder vollbringt, wenn etwas hakt. Aber ein paar Helfer mehr würden gut tun. Bis jüngere Ehrenamtler nachkommen, dauert es.«

Motorboote betanken und fahren, technische Hilfe am PC, Auf- und Abbau sowie Umbaußmanahmen während der Regatta bedürfen ehrenamtlicher Aktivität. Der Regattaverein bemüht sich, dem generellen Trend des Nachlassens während der Pandemie, auch zu registrieren an den Meldezahlen, entgegenzuwirken. Gießen ohne eine Pfingstregatta, das sei auf Dauer undenkbar, wie Anita Schneider betonte: »Das wäre ja unglaublich traurig.« Klar wird aber immer mehr: Selbstverständlich ist die Pfingstregatta trotz ihrer Tradition nicht.

(Sven Nordmann)

So war der zeitliche Ablauf der Pfingstregatta in Gießen.

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