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Weniger Bewohner und bauliche Änderungen

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Von: Dagmar Klein

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So sah die Südseite der Basilika früher aus. © Dagmar Klein

In unserer Schiffenberg-Serie wurde zuletzt beschrieben, dass die Westtürme abgetragen wurden. Dies geschah unter dem neuen Besitzer, dem Deutschen (Ritter)-Orden, der Schiffenberg samt Klosteranlage 1323 erhielt. In der Folge wandelte sich Schiffenberg zu einer Kommende, das ist eine Verwaltungseinheit innerhalb des Deutschen Ordens. Geleitet wurde sie von einem Komtur, vor der Reformation gehörte auch ein Propst dazu.

Nun lebten deutlich weniger Menschen oben auf dem Berg, was eine Veränderung im Gebäudebedarf mit sich brachte. Die klösterlichen Gemeinschaftsräume rund um den Kreuzgang brauchte man nicht mehr, sie wurden entfernt und die Steine für die neuen Gebäude genutzt. Für weitere Ergebnisse zum Thema Kreuzgang bleibt die Hoffnung auf künftige archäologische Grabungen im Innenhof.

Reste des »Lyncker-Friedhofs«

Auch die Kirche war dem Deutschen Orden zu groß, man begann mit Rückbauten, zu denen die Westtürme gehörten, aber auch die drei Apsiden im Osten der Kirche. Das markanteste Architekturteil, das fehlt, ist jedoch das Seitenschiff. Weswegen wir direkt auf die Arkadenbögen schauen, bis vor wenigen Jahren auch immer in die Kirchenruine hineingehen konnten. Es ist davon auszugehen, dass das südliche Seitenschiff im Laufe der Jahre beim Abtragen des Kreuzgangs nach und nach verschwand, jedenfalls gibt es keine Berichte über eine Zerstörung durch Feuer oder Krieg. Letztes Zeugnis ist der zugemauerte Bogen am südlichen Querhausarm.

An der Ostseite der Kirche befindet sich der Rest des »Lyncker-Friedhofs«. Ein Friedhof war schon vorher dort, die Toten-Liste des Pfarrers von Hausen reicht bis 1700 zurück. Die Familie Lyncker, Pächter von 1837 bis 1960, erhielt die (Sonder-)Erlaubnis ihre Familienmitglieder dort zu bestatten. Heute befinden sich nur noch die Namenstafeln dort.

Dahinter ist auf dem Boden ein Grabungsfund zu sehen: Der gemauerte Halbbogen, der auf den Grundriss der Chorapsis hinweist. Er wurde bereits in einer Grabungsphase Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckt, aber erst während der Restaurierung 2012 bis 2015 sichtbar gemacht.

Frühere Bautätigkeiten sind in den Ostwänden teils ablesbar. Nach dem Abtrag der Apsiden im 16. Jahrhundert wurde die Chorwand komplett neu gemauert und erhielt das Spitzbogenfenster. An den seitlichen Querhausarmen sind die hohen Bögen noch zu erkennen, die den Durchbruch zu den einstigen Apsiden anzeigen. Dies ist im Innern der Kirche aber noch besser zu erkennen. Ebenfalls aus dieser Zeit dürfte das schräge Stück der Hofmauer stammen, das an die äußere Ecke der Chorwand angesetzt ist. Dagmar Klein

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