Weitere Partnerschaftsabkomen geplant
Gießen (pm). Die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und die Nationale Universität der Kyiv-Mohyla-Akademie (NaUKMA) in Kyiv rücken künftig noch enger zusammen. Im Rahmen eines Online-Meetings haben Prof. Serhiy Kvit, Präsident der NaUKMA, und JLU-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee gemeinsam mit Vertretern beider Hochschulen die Ausweitung des seit 2012 bestehenden Austauschabkommens beschlossen.
Das teilt die JLU in einer Pressemitteilung mit. Vorgesehen ist ein institutionelles Partnerschaftsabkommen, das schon in Kürze digital unterzeichnet werden soll. Es soll als Grundlage für die Intensivierung der bestehenden Kooperationen in Forschung und Lehre unter Einbezug weiterer an den beiden Universitäten vertretenen Fachgebiete dienen.
»Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, der unsere Kolleginnen und Kollegen in Kyiv in eine schwere existenzielle Krise und große Gefahr gestürzt hat, geht es uns darum, uns zu unseren ukrainischen Partnern zu bekennen und gerade jetzt die Zusammenarbeit mit ihnen zu stärken«, sagt Mukherjee. »Die NaUKMA ist eine der führenden Universitäten des Landes, und wir werden von einer verstärkten Zusammenarbeit mit ihr sehr profitieren.«
Austauschstudenten in Gießen
Aufgrund der Kriegsereignisse ist der Campus der NaUKMA zurzeit nicht geöffnet. Hochschulleitung und Mitglieder NaUKMA fürchten die Gefahr eines Raketenangriffs, sodass vor Ort aktuell keine Lehre stattfinden kann. Die JLU will daher möglichst vielen Studierenden an der NaUKMA in dieser schwierigen Zeit eine Perspektive geben: Aktuell sind ca. 230 Studierende der NaUKMA an der JLU als Austauschstudenten eingeschrieben, zum Teil nehmen sie auch an den digitalen Lehr- und Lernangeboten der JLU teil. Zudem forschen und lehren derzeit eine Reihe von NaUKMA-Wissenschaftlern an der JLU. Ihre Förderung erfolgt über einen Hilfsfonds der JLU sowie über Drittmittel, zum Beispiel aus dem Erasmus-Programm und aus dem Ostpartnerschaftsprogramm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
»Die NaUKMA setzt alles daran, die aktuelle Situation auch als Chance zu nutzen und die Zusammenarbeit mit strategischen Partnern weltweit auszubauen«, sagt NaUKMA-Präsident Kvit, der von 2014 bis 2016 Minister für Bildung und Wissenschaft der Ukraine war. »Bei allen Schritten, die wir unternehmen, geht es darum, den ›Brain Drain‹ zu vermeiden.«
Zur Stärkung der partnerschaftlichen Verbindungen werden beide Universitäten jeweils auf dem Campus der Partneruniversität Verbindungsbüros errichten, sogenannte Information Points. Die NaUKMA erhält unmittelbar eine Präsenz in Räumlichkeiten im Hauptgebäude der Universität Gießen. Sobald es möglich ist, wird die JLU auch an der NaUKMA in Kyiv mit einem eigenen JLU-Information Point vertreten sein; entsprechende JLU-Information Points bestehen bereits an Partneruniversitäten in Bogotá (Kolumbien), Lodz (Polen) und Sydney (Australien).
Geplant ist zudem ein gemeinsamer Masterstudiengang zur Ukraine in ihren transnationalen und transkulturellen Beziehungen, unter der Federführung des Gießener Zentrums Östliches Europa. Zum Wintersemester 2022/23 sollen erste Lehrveranstaltungen in einem Vorprogramm starten.