Weihnachtsmarkt in Gießen: Warum nicht am Brandplatz? – Auch Bouffier mischt bei Debatte mit
Die Debatte über die Frage, wo in Gießen der Weihnachtsmarkt am besten aufgehoben wäre, ist so alt wie der adventliche Trubel selbst. Jetzt gibt es einen neuen Vorschlag.
Gießen – Auch die Gießener Allgemeine war sich sicher: »Die Tage des Weihnachtsmarkts in der Fußgängerzone sind gezählt«, titelte diese Zeitung Ende Oktober 2001. Im Stadtparlament hatte sich damals eine breite Mehrheit für eine Verlegung des adventlichen Trubels gefunden. »Die Situation mit dem Weihnachtsmarkt im Seltersweg ist nicht mehr haltbar«, erklärte der damalige FDP-Fraktionschef Harald Scherer stellvertretend für die meisten Stadtverordneten und viele Gießener, die mehr Weihnachtsromantik herbeisehnten. 2002 wurde zwar der Kirchenplatz mit seiner teilweise historischen Kulisse ins Marktgeschehen einbezogen, aber Schwerpunkt blieb bis heute die Fußgängerzone zwischen der Mäusburg und Löwengasse.
Nun hat die CDU-Stadtverordnetenfraktion die x-te Debatte über einen geeigneten Standort für den Weihnachtsmarkt angestoßen und den Theaterpark als Veranstaltungsort ins Spiel gebracht. Schausteller und die Gießen Marketing GmbH sollten ein Konzept für einen Weihnachtsmarkt im Park an der Johannesstraße entwickeln, heißt es in einem Antrag, der am Montag im parlamentarischen Hauptausschuss diskutiert wurde.

Weihnachtsmarkt in Gießen: »Winterzauber« bleibt einmalig
Ein Vorstoß, der erwartungsgemäß keine Mehrheit fand, da der Magistrat und hier insbesondere die für die Parks und Grünflächen zuständige Stadträtin Gerda Weigel-Greilich (Grüne) eine Veranstaltungsnutzung des Theaterparks »aus guten Gründen« ablehnen. »Grünflächen als Veranstaltungsflächen funktionieren nicht«, sagte Weigel-Greilich - vor allem nicht in feuchten Wintern. Anschauliches Beispiel dafür sei der 2019 durchgeführte »Winterzauber« an der Lahn gewesen, der erhebliche Schäden auf den Rasenflächen hinterlassen habe und deshalb eine »einmalige Geschichte« bleiben werde, wie Weigel-Greilich betonte.
Einigermaßen erstaunlich war, dass in der Debatte, an der sich neben Volker Bouffier (CDU) und Weigel-Greilich mehrere Fraktionen und Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD) beteiligten, niemand einen viel näherliegenden Standort für den Weihnachtsmarkt ins Gespräch brachte. Die Rede ist vom Brandplatz, der - wie am Samstag berichtet - bis spätestens 2025 in einen veranstaltungstauglichen autoarmen Innenstadtplatz mit mehr Grün und mehr Flächen für die Außengastronomie umgebaut werden soll. Von der Größe her und mit der historischen Kulisse mit Altem und Neuem Schloss sowie dem Zeughaus erscheint der Bereich Brandplatz/Landgraf-Philipp-Platz prädestiniert zu sein, dort den Weihnachtsmarkt abzuhalten.
Weihnachtsmarkt in Gießen: Brandplatz kommt infrage
Eine Idee, für die sich Stadträtin Weigel-Greilich, deren Planungsamt die Umgestaltung des Brandplatzes federführend begleitet, durchaus erwärmen kann: »Natürlich käme der Brandplatz nach der Umgestaltung auch in Kombination mit anderen Orten für den Weihnachtsmarkt infrage.« Eine Voraussetzung wäre aber, dass der Wochenmarkt für diese Zeit am Linden- und Kirchenplatz und in der Marktlaubenstraße untergebracht werden könnte. »Das ist aber nicht jetzt zu entscheiden, sondern wäre mit Marktbeschickern, Gießen Marketing, den BID-Vereinen und anderen Akteuren zu besprechen«, fügte Weigel-Greilich gegenüber der GAZ hinzu.
Für eine Konzentration des Weihnachtsmarkts auf einen Platz sprach sich im Ausschuss auch Frank Schuchard (Gigg/Volt) aus: »Ein zentraler Standort macht einen Weihnachtsmarkt doch aus.« Allerdings meinte er damit den Bereich Kirchenplatz, Lindenplatz und die Marktlauben. Unterstützung für den CDU-Vorschlag Theaterpark kam von Freien Wählern und FDP. Deren Fraktionschef Dominik Erb regte eine probeweise Durchführung an und sprach von einer »echten Chance«.
OB will bei Weiterentwicklung des Weihnachtsmarkts in Gießen „innovativ“ bleiben
OB Frank-Tilo Becher sagte, man müsse bei der Weiterentwicklung des Weihnachtsmarkts »innovativ« bleiben. An der Standortdebatte beteiligte sich Becher, der für die Stadtmarketing-Gesellschaft zuständig ist, nicht.
In der Vergangenheit scheiterten Verlegungspläne am Widerstand der Schausteller, weil die Fußgängerzone durch Innenstadt-Kunden und Arbeitnehmer, die Mittagspause machen, bereits tagsüber gute Umsätze beschert. Außerdem bietet der Kirchenplatz, der früher als Standort ins Gespräch gebracht wurde, zu wenig Platz, um viele Buden unterzubringen. Seit dort die Eisbahn steht, auf die in diesem Jahr verzichtet wird, ist er aus Platzgründen ohnehin keine Alternative. Vor Corona standen im Schnitt etwa 70 Buden auf dem Weihnachtsmarkt. (mö)
Beim Weihnachtsmarkt in Gießen wird 2022 die Beleuchtung reduziert und die Eisbahn gestrichen.