Wasserbetriebe in der Kritik

Gießen-Rödgen (rc). Der Ortsbeirat hatte sich entschieden, die Fragen der Rödgener zu den Kanaluntersuchungen durch die Mittelhessischen Wasserbetriebe (MWB) zu sammeln. Denn im Stadtteil rumort es schon seit einiger Zeit und die Bürgervertretung will aufklären. Ein erster Schritt: Die Sondersitzung des Gremiums am Dienstagabend, zu der im Bürgerhaus über 40 Teilnehmer erschienen.
»Sie können uns Ihre Situation schildern«, bot Ortsvorsteherin Elke Victor den Anwesenden an, und einige taten das.
Zunächst fragte der Ortsbeirat nach den Kosten, die für die Untersuchungen bezahlt wurden und den Fristen zur Vorlage der Untersuchungsergebnisse bei den MWB. Hier ist die Rede von sechs, aber auch zwölf Monaten, eine Erklärung zur unterschiedlichen Handhabung wird der Ortsbeirat erfragen. Eine Anwohnerin zahlte für drei Objekte 4000 Euro, unterschiedlich fielen die Rechnungsbeträge bei anderen aus, von 250 über 800 bis zu 1176 Euro bewegten sich die Summen.
Im Fokus der Beschwerden der Grundstückseigentümer stand die Aussage der MWB, eine vollständige optische Inspektion der Abwassereinleitungen sei den Wasserbetrieben aus technischen Gründen vom öffentlichen Kanal aus nicht möglich. Nach der Abwassersatzung der Stadt ist aber die Inspektion aller erdverlegten Abwasserleitungen notwendig. Um diese Anforderung zu erfüllen, seien ergänzende Untersuchungen, die nur vom Gebäude aus erfolgen können und daher von den Grundstückseigentümern zu veranlassen sind, erforderlich, schrieben die MWB den Betroffenen. Das muss demzufolge durch private Unternehmen erfolgen, eine Firmenliste stellen die Betriebe zur Verfügung. Innerhalb der nächsten sechs oder zwölf Monate sind die Untersuchungsergebnisse den MWB vorzulegen - das wurde an diesem Abend deutlich. »Geldmacherei« entfuhr es einem Rödgener, nachdem in der Diskussion bekannt wurde, der Untersuchungsschlitten des Eigenbetriebes der Stadt sei zu groß, um beispielsweise ein Rohr mit dem Durchmesser Nennweite 125 auf 100 mit einer leichten Biegung zu untersuchen.
Der Ortsbeirat erwartet bei den Kanaluntersuchungen den Einsatz von Geräten nach dem Stand der Technik und verlangt »bestmöglichste Untersuchungsmethoden«.
Auch die Drainage müsse man ansprechen, so eine Bewohnerin. »Wird bei den Fristen mit zweierlei Maß gemessen?«, so eine Kritik. Ein Rödgener schilderte seine Erfahrungen: Die MWB untersuchten sein Grundstück, wo alles in Ordnung war. Doch just an der Grenze zum Neubau auf der gleichen Parzelle habe das Prozedere geendet mit der Begründung, man käme nicht weiter. »Ich frage mich, wie weit soll eine Fremdfirma kommen, wenn die MWB aufhören?«. Er wisse, dass der Kanal geradeaus weitergehe und keine Hindernisse vorhanden seien. Und empörte sich: »Es ist eine Frechheit, die Kosten, die dort entstehen, einfach auf den Bürger umzulegen«.
Hilflos ein weiterer Bürger: Zweimal sei untersucht worden und die MWB seien immer noch nicht einverstanden gewesen, das sorgte für Verwirrung.
Widerspruch empfohlen
MWB habe auch kleinere Geräte für Kanaluntersuchungen, wusste ein Anwesender, der auch aus einer Broschüre des Eigenbetriebs zitierte. Er schlug dem Ortsbeirat vor, nachzufragen, welches Equipment die MWB denn vorhielten, wenn sie »so großartig Werbung damit machen«. Seit 2015 ende die Zuständigkeit nicht mehr an der Grundstücksgrenze, klärte er auf. sondern am Hauptkanal, klärte er auf. Wenn man von dem, was die MWB unternähmen, nicht überzeugt seien, sollte man dem widersprechen, empfahl Ortsbeirat Christoph Thiel. Er erläuterte auch, durch die Abwassersatzung gebe es die Möglichkeit, das Anliegen bei den Grundstückseigentümern mittels Zwangsandrohung durchzusetzen, wenn sie ihren Verpflichtungen nicht nachkommen,
Am 13. September ist eine weitere Ortsbeiratssitzung zum Thema geplant.