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Gießener Laden verrät: Warum gibt es im Weltladen eigentlich keine Schokolade aus Deutschland?

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Von: Oliver Schepp

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Jaqueline Krause mit Klaus-Dieter Grothe und Angelika Körner (v. l.) im Weltladen. © Oliver Schepp

Ein Besuch im Weltladen in Gießen lohnt sich. Warum das so ist, erklärt Koordinatorin Jacqueline Krause.

Gießen - Warum gibt es im Weltladen eigentlich keine Schokolade aus Deutschland? Dies sei vielleicht keine allzu typische Frage, aber dennoch illustriere sie anschaulich, dass viele Verbraucher sich um die Herkunft von Lebensmitteln und Konsumgütern nicht viele Gedanken machen, schildert Jaqueline Krause, die neue Koordinatorin des Weltladens in der Schulstraße in Gießen.

Die Antwort zur »Schokoladenfrage« konnte man sich in den vergangenen Wochen im Schaufenster des Weltladens in der Schulstraße anschauen. Dort hatten Mitarbeiterinnen den Kakaogürtel bildlich dargestellt. Kakao wächst am besten in tropischen Regenwäldern, nördlich und südlich des Äquators. Die Schokoeier und Schokohasen, die es im Weltladen gibt, können also nicht aus dem Vogelsberg stammen.

Weltladen in Gießen: Spielzeug, Lebensmittel, Handwerk und vieles mehr

Doch die Kakaobohnen können ökologisch angebaut und fair gehandelt worden sein. Warum das bedeutsam ist und was den Unterschied zur Schokolade aus dem Supermarkt ausmacht, erklären die Mitarbeiterinnen des Weltladens gerne. Das Beispiel der Süßigkeit lässt sich auf alle anderen Produkte des Sortiments übertragen. Es gibt Kunsthandwerk, Spielzeug, Bilderbücher, Schmuck, Lebensmittel und vieles mehr. Auf wenigen Quadratmetern erleben die Kunden eine Weltreise mit Stationen in Afrika, Asien und Südamerika. Wer möchte, darf schauen oder kaufen, er oder sie kann sich aber auch informieren. Über die Situation der Kleinbauern in den Herkunftsländern der Waren, über Produktionsbedingungen, Handelsketten, Lieferprozesse und zahlreiche Projekte, in denen Menschen des globalen Südens fair arbeiten und handeln.

Den Weltladen des Vereins »Solidarische Welt« gibt es schon seit über 40 Jahren, eine deutliche Aufwertung hat er jedoch durch den Standortwechsel vor fünf Jahren erfahren. Der Umzug in die Schulstraße hat dafür gesorgt, dass nicht nur die treuen Stammkunden dort einkaufen, sondern auch Passanten, die zufällig vorbeikommen. »Wir freuen uns über die Zunahme der Laufkundschaft«, sagt Klaus-Dieter Grothe, der 1. Vorsitzende des Trägervereins. Die Pandemie und der Lockdown in der Innenstadt hätten diese positive Entwicklung zwar gestoppt, doch nun sei man zuversichtlich, an den Erfolg anknüpfen zu können, ergänzt Angelika Körner, die zweite Vorsitzende. Im Bereich der Bildungsarbeit, die das zweite wichtige Standbein des Vereins darstelle, sei es gelungen, durch Online-Veranstaltungen präsent zu bleiben und neue Interessenten zu gewinnen.

Weltladen in Gießen: Kokoblocks sind das Produkt des Monats

Dass die Arbeit im Weltladen und im Bereich der Bildung (Lesungen, Vorträge, Stadtführungen) erfolgreich läuft, ist den Ehrenamtlichen zu verdanken, die mit viel Engagement und Kompetenz Wissen vermitteln, neue Produkte und Projekte entdecken und Ideen einbringen. Da der Kreis der Freiwilligen in den vergangenen Jahren kleiner geworden ist, sind neue Mitstreiter, die sich im Weltladen einbringen wollen, willkommen.

Zu den saisonalen Angeboten gehören derzeit übrigens nicht nur österliche Schokospezialitäten und Deko, sondern auch Kokoblocks; diese sind das Produkt des Monats. Die ziegelsteingroßen Quader aus Kokosfaserresten stammen aus Sri Lanka und sind eine ökologische Alternative zu herkömmlicher Blumenerde. In Wasser quellen sie auf und verwandeln sich auf scheinbar wundersame Weise zu sieben- bis achtfacher Größe. (Oliver Schepp)

Erst Corona, dann Inflation und Energiekrise - für den Einzelhandel scheinen die schweren Zeiten gar nicht mehr aufzuhören. Einige Läden haben ihr Geschäft aus der Gießener Innenstadt ins Internet verlagert.

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