Von sexueller Belästigung und Gender Pay Gap

Gießen (lea). Nur jede vierte Frau erhält ein existenzsicherndes Gehalt. Während der Pandemie waren Frauen es, die die meiste Care-Arbeit übernahmen. Während circa 46 Prozent der Frauen in Teilzeit arbeitet, sind es nur 11 Prozent der Männer.
Neben verbalen Übergriffen und Belästigungen sind es auch Fakten wie diese, die Alsi Guerhan, Bundesvorsitzende der DIDF-Jugend, bei ihrem Impuls-Vortrag anbringt. Die Veranstaltung »Sexismus am Arbeitsplatz - Strategien und Lösungsansätze« wurde erstmals von DGB-Frauen und DGB-Jugend organisiert.
In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen SPD-Landtagsabgeordnete Nina Heidt-Sommer, Juristin Godela Linde und Alsi Guerhan mit Moderatorin Desiree Becker vom DGB über Erfahrungen und mögliche Lösungsstrategien. Heidt-Sommer sprach sich hierbei für eine Männer-Frauen-Quote aus, die Parität garantieren könnte, oder, wenn das nicht möglich ist, für eine Selbstverpflichtung.
Linde hakt bei der Bezeichnung »bereinigte Gender Pay Gap« ein: Teilzeit etwa werde für die Berechnungen auf eine volle Stelle hochgerechnet, außerdem gelte: Je technischer der Beruf, desto größer die Gender Pay Gap.
Becker fragte bei Guerhan nach, ob bei der jüngeren Generation das Bewusstsein für Gendergerechtigkeit gestiegen sei. »Ja«, antwortete die 27-Jährige. »Allerdings wurde die Istanbuler Konvention noch immer nicht ganz umgesetzt.« Sie sprach sich außerdem für ein »Nur-Ja-ist-Ja-Gesetz« aus, wie es zum Beispiel schon in Spanien existiert: Nach diesem ist Sex ohne Zustimmung der Beteiligten als Nötigung oder Vergewaltigung einzustufen. Becker erzählte von einem gemeinsamen Besuch mit der DGB-Jugend im Hessischen Landtag, bei dem der Vorsitzenden der Linken aufgrund ihrer kurzen Haare »das ist doch keine Frau« seitens der AFD entgegengerufen wurde. Hahn-Schmidt berichtete, dass im Parlament auch abwertende Musik gespielt würde, wenn eine Frau sich melde. Hier wünsche sie sich eine Änderung der Geschäftsordnung: Auch Sexismus solle Grund zur Rüge sein.
Guerhan berichtete vom Zusammenkommen von Sexismus und Rassismus: Wenn zum Beispiel über die asiatischstämmige Partnerin eines Mannes gelästert werde: »Die hat er sich doch eingekauft«. Im Anschluss an die Podiumsdiskussion hatten die Teilnehmer noch Zeit zum Vernetzen untereinander.