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Von Planetenbahnen, Fassregel und einem Genie

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Von: Karola Schepp

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Blick in die Ausstellung mit sechs Tischen, an denen man Keplers Erkenntnisse spielerisch erkunden kann. © Karola Schepp

Gießen (gl). Johannes Kepler, dessen Geburtstag sich im vergangenen Dezember zum 450. Mal jährte, war ein genialer Astronom. Sein Einfluss auf die Wissenschaft und unsere Sicht auf die Welt ist immens. Er fand beispielsweise heraus, wie sich Planeten um die Sonne bewegen. Doch was nur wenigen bewusst ist: Kepler war auch ein experimentierfreudiger Mathematiker.

Diesem Aspekt widmet das Mathematikum nun in seinem 20. Jubiläumsjahr eine Sonderausstellung im Erdgeschoss. Gestern Abend eröffnete Prof. Albrecht Beutelspacher die Schau, Jens Geißler sprach für die Sparkasse ein Grußwort. Dank ging an das Werkstattteam des Mathematikums und speziell an Christine Kögler und Laila Samuel, die die auf sechs Tischen ausliegenden Exponate und die vier Schautafeln zu Leben und Wirken Keplers entwickelt hatten.

1605 kam Johannes Kepler zu der Erkenntnis, dass die Marsbahn keinen Kreis beschreibt, sondern eine elliptische Planetenbahn mit der Sonne im Brennpunkt. Diese damals radikal neue Erklärung für Himmelsbewegungen war die Basis für die Keplerschen Gesetze. Die ersten zwei Keplerschen Gesetze erschienen 1609 in der »Astronomia nova«. Sein drittes Gesetz stellte Kepler 1619 in den »Harmonices mundi« auf. In diesem Buch finden sich auch andere mathematische Forschungen. So entdeckte Kepler, der als Astronom unter anderem in Wallensteins Diensten stand, zwei regelmäßige Sternpolyeder, darunter das Kleine Sterndodekaeder, und legte die Grundlagen der Untersuchungen von Parkettierungen. Parkettierungen nennt man die lückenlose Überdeckung einer Ebene mit verschiedenen geometrischen Figuren.

Wer bei all dem erst einmal scharf nachdenken muss oder nichts wirklich versteht, dem sei ein Besuch der neuen Sonderausstellung im Mathematikum empfohlen. Denn hier wird an mehr als einem guten Dutzend Stationen, die zum Mitmachen und Experimentieren einladen und bereits beim diesjährigen Museumstag im Werden vorgestellt wurden, all das spielerisch verdeutlicht. Besucher können so nachvollziehen, wie Kepler das Sonnensystem mathematisch erklärte und was es mit der Keplerschen Fassregel auf sich hat, einem Verfahren, das mathematisch erklärt, wie man mit Hilfe eines Stabes das Volumen von Fässern berechnen kann.

Die Mitmachstationen führen auch anschaulich vor, welche geometrischen Körper, Muster und Sternfiguren Johannes Kepler zur Zeit der Renaissance und des Dreißigjährigen Krieges neu erfand und wie er als Erster untersuchte, wie man möglichst gut gefüllte »Kugelpackungen« herbeiführen kann.

Mathematikum feiert 20-Jähriges

Das Mathematikum feiert am 19. November 2022 seinen 20. Geburtstag. Im Jubiläumsjahr wird es viel Neues zu entdecken geben - den Anfang macht die Sonderausstellung: »Der Mathematiker Johannes Kepler«, die von der Gemeinnützigen Stiftung Sparkasse Gießen und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gefördert wird. Zu einem noch nicht bekannt gegebenen Datum folgt dann zum Jubiläum eine Schau mit dem Titel »Geheim!«. Die geht Geheimnissen in Alltag, Mathematik und Gesellschaft auf den Grund. Informationen und Ticketbuchung findet man auf mathematikum.de.

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