Viel Neues bei GFV-Prunksitzung

Bei der großen Jubiläums-Prunksitzung der Gießener Fassenachts-Vereinigung ging es heiter, sportlich und sehr politisch zu. Eine besondere Ehrung erhielt Frank Beck: Er ist zum General-Inspizient befördert worden.
66 Jahre Gießener Fassenachts-Vereinigung (GFV) erlebten am Samstagabend mit der Prunksitzung in der Kongress-Narrhalla ihren närrischen Höhepunkt im Rahmen der Saalfasnacht. Wer vorher meinte, dass »alles schon mal dagewesen« sei, der irrte gewaltig. Mit dem Schlammbeiser und den Drei Schwätzern auf großen Leinwänden an den beiden Seiten der Bühne waren nicht nur Gießener Wahrzeichen, sondern auch Gallionsfiguren der Prunksitzungen vergangener Jahre mit dabei. Als Sitzungspräsident geleitete Günter Helmchen durch das Jubiläumsspektakel, das mit flotten Klängen der Fanfarenzug Reiskirchen unter der Leitung von Christoph Aßmann startete.
Frenetisch gefeiert wurde der Einzug des Prinzenpaars mit dem Artilleriecorps des Prinzen (Ari). Seine Tollität Prinz Maurice I, Ihre Lieblichkeit Prinzessin Yulia I. Hofdame Carla und Adjutant Thorsten stellten Hofmarschall Frank Beck vor, um sodann für seine mittlerweile sieben Dienstjahre zum General-Inspizient befördert zu werden. Eine solche Beförderung gab es noch nie zuvor.
Geschliffene Worte sind das Metier von Philipp Nickel aus Krofdorf-Gleiberg. Um deren Macht besser Geltung zu verschaffen, war die Bühne bei seinem Vortrag abgedunkelt worden. Unter dem Motto »Das Leben ist bunt« zündeten die Harmonika-Junioren Krofdorf-Gleiberg unter Gundi Grygar und Eduard Rovner ein Feuerwerk der Stimmungslieder mit Hits wie »Bronze, Silber und Gold«, »Blau blüht der Enzian« und »Am Rosenmontag bin ich geboren«.
»Es gibt kein Bier in Katar« sang Gießens höchster Beamter Peter Meilinger in seiner Rolle als »Türmer« beim Blick auf die Fußball-WM. Doch auch für Gießen hat er Spitzen parat: Parkgebühren, einspuriger Anlagenring und die Oase Brandplatz. »Sich Inklusion auf die Fahne schreiben und dann zu Hause sitzenbleiben. Das war für’s Rathaus eine Schande«, prangerte Meilinger das Wegbleiben hauptamtlicher Magistratsmitglieder bei der Club68-Fastnacht für Behinderte an.
Hebefiguren zeigten die 24 Tänzerinnen und Tänzer vom Tanz-Corps Blau-Weiss Windhagen. Ohne Zugabe durfte die Truppe die Bühne nicht verlassen. Sven Steuerwald und Klaus Papenheim waren mehrfach in der Rolle von Helmut Schmidt und Helmut Kohl zu hören. Zu »Für Dich« wirbelten die sechs jungen Damen der Junioren-Garde wie auch die Midi-Garde der GFV und Tanzmariechen Saskia über die Bühne. »De Schwätzer« Sebastian Römer als Protokoller hatte nicht nur kritische Verse, sondern auch Gesangseinlagen zu bieten. »Spitzensport in Gießen, doch 46ers und FC stiegen ab. Basketball hat lange Tradition, doch für eine neue Halle fehlt nun die Argumentation.« Dazu stimmte er ein »Steht auf, wenn ihr Gießener seit« an - und schon stand der ganze Saal. Daran änderte sich auch nichts, als sich die »VoiceSeccos« mit Stimmungsliedern zurückmeldeten. Ein Pur-Medley und »Konfetti in der Blutbahn« waren nach dem Geschmack des Publikums.
Eine Premiere war der Beitrag von Showflieger Daniel Golla, der ein Modellflugzeug über die Köpfe des Publikums durch die Kongresshalle steuerte. Karneval aus Köln in Gießen bot die Gruppe »Kammerkätzchen und Kammerdiener« von der Alten Kölner Karnevalsgesellschaft »Schnüsse Tring«. Ein flotter Kasatschok war der Höhepunkt des Auftritts, der den Saal zum Singen von »Viva Colonia« animierte.
Peti Müllejans glänzte in der Bütt mit Alltagsbegebenheiten, die von der Kaffeebestellung bis zum Seltersweg-Bummel reichte. Die Showtanzformation Intakt wurde für ihren Jackpot-Tanz gefeiert. Nach seinem gelungenen Vortrag bei der Jubiläumssitzung stieg Senatsvizepräsident Andreas Lenzer erneut in die Bütt und mahnte dabei: »Fährt kein Auto mehr in die Innenstadt rein, dann kauft bald keiner mehr ein.« Zum Finale stimmten die VoiceSeccos »One moment in time« an.
