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Versorgungslücken bei Abtreibung

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Von: Karen Werner

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In der Fußgängerzone informiert das Pro-Choice-Bündnis über Abtreibung.
In der Fußgängerzone informiert das Pro-Choice-Bündnis über Abtreibung. © Karen Werner

Gießen (kw). Die Krankenkasse will die Kosten nicht tragen, die Beratungsstelle keinen Schein ausstellen, und das Tabu verbietet, über diese Sorgen mit der Nachbarin zu reden. Frauen müssen vielfältige gesellschaftliche und gesetzliche Hürden überwinden, um fristgerecht und gesetzeskonform eine Schwangerschaft abbrechen lassen zu können. Diese Schwierigkeiten werden immer »dramatischer«. Darauf macht das Aktionsbündnis Pro Choice Gießen am Montag (28. September) aufmerksam bei einer Aktion zum Safe Abortion Day, dem internationalen Tag des sicheren Schwangerschaftsabbruchs.

Ab 16 Uhr laden Aktive zwei Stunden lang unter dem Motto »Schwangerschaftsabbruch ist Grundversorgung« Passantinnen und Passanten zum Dialog ein. Interessierte erfahren am Infostand in der Nähe des Kugelbrunnens bei einem eigens vom Gießener Bündnis entwickelten »(Un-)Glücksspiel: Ungewollt schwanger«, dass immer weniger Praxen und Krankenhäuser zu Abtreibungen bereit sind. Zwischen 2003 und 2018 sank die Zahl der Anlaufstellen um 40 Prozent auf bundesweit etwa 1200. In manchen Regionen müssen Frauen bis zu 200 Kilometer weit fahren. Die Coronakrise habe die Situation weiter verschärft, erklärt das bundesweite Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung im bundesweiten Aufruf zum Aktionstag.

Die heimische Gruppe von Pro Choice (für Wahlfreiheit) ist entstanden im Laufe der Kampagne der Gießener Ärztin Kristina Hänel zur Abschaffung des Strafgesetzbuch-Paragrafen 219a. Dieser verbietet auch nach seiner Reform den Medizinerinnen und Medizinern, detailliert über den Eingriff zu informieren.

90 Aktionen in 50 deutschen Städten

Schwangerschaftsabbruch ist in Deutschland grundsätzlich verboten; nur unter bestimmten Bedingungen bleibt das Delikt straffrei.

Durch Hänels Kampagne kam die Gießenerin Valeria Neufeld zum Bündnis, das rund 20 Aktive zählt. »Ich habe im privaten Umfeld durchaus mitbekommen, wie schwierig es sein kann, wenn eine Frau ungewollt schwanger wird«, erzählt die 28-Jährige im GAZ-Gespräch.

Die Gießener Aktion ist eine von rund 90 in 50 Städten bundesweit. Über 100 Institutionen, Parteien und Länder-Bündnisse organisieren sie. Der Safe Abortion Day hat seine Ursprünge in Südamerika, wo Frauen seit über 20 Jahren rund um den 28. September für die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruch demonstrieren. Seit dem letzten Jahr wird er auch in Deutschland begangen.

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